Ein Problem nach dem anderen

Zweites Kapitel

Zweites Kapitel.
In dem Lily Evans nicht mit James Potter auf ein Date geht

Es dauerte bis zum späten Nachmittag, bevor die beiden Zelte aufgebaut waren. Remus hatte extra einen Zauber dafür nachgeschlagen, aber Lily und Mary als die Muggelstämmigen der Gruppe hatten darauf bestanden, es auf Muggelart zu machen (und diese Entscheidung bitter bereut).

Am frühen Abend aber waren sie endlich fertig, saßen am Lagerfeuer, welches Lily magisch angezündet hatte, nachdem James, Sirius und Marlene, alle drei fest überzeugt, dass es ja wohl nicht so schwer sein konnte, alle ihre Streichhölzer zerbrochen hatten. Jetzt aber knisterte das Lagerfeuer angenehm in der Mitte der kleinen Runde. Nicht, dass man es hätte hören können über James' und Sirius' lautstarker Demonstration ihrer Gesangskünste. Lily war nicht wirklich up to date mit den aktuellen Charts, weder in der magischen noch in der Muggelwelt. Sirius und James jedoch konnten den Text zu jedem einzelnen Lied mitgröhlen, was aus dem von Peter mitgebrachten Radio kam, was sie auch eifrig taten. 

Remus war etwas zurückhaltender, aber auch sein Fuß wippte im Rhythmus und hin und wieder konnte sie erkennen, dass seine Lippen die Worte mit formten, auch wenn er sich nicht wie seine Idioten von besten Freunden die Blöße gab, lautstark mit zu singen. 

Marlene und Dorcas hatten, mit steigendem Alkoholkonsum, sehr viel weniger Probleme damit und hüpften ums Feuer herum. 

"Wie zwei kleine Rumpelstilzchen", kommentierte Mary grinsend an Lilys Ohr. Lily musste ihr zustimmen. Auch wenn sie und Mary sich charakterlich alles andere als ähnlich waren, würde sie das hochgewachsene, dunkelhaarige Mädchen jederzeit als ihre beste Freundin bezeichnen. Vielleicht lag es daran, dass sie beide muggelstämmig waren, während Marlene und Dorcas in der Zaubererwelt aufgewachsen waren. Oder daran, dass die anderen beiden Mädchen sich von klein auf kannten und es demnach nur natürlich gewesen war, dass Lily und Mary ebenfalls untereinander eine engere Freundschaft schlossen. 

Lily hätte nie gedacht, dass sie mal eine beste Freundin wie Mary haben würde: extrovertiert und laut, mit großem Interesse an ausführlichen Dates und knappen Klamotten, die gerne wilde Frisuren und noch wilderes Make-up ausprobierte und zu jedem gegebenen Zeitpunkt mindestens drei Jungen um den Finger gewickelt hatte. Flink mit dem Zauberstab, aber unmotiviert zu lernen war Mary in der Schule nur dann gut, wenn sie es persönlich spannend fand - und das tat sie meistens nicht. 

Aber irgendwie passte es trotzdem und Lily hätte sie gegen niemanden tauschen wollen. 

"Würstchen?" Mary hielt ihr einen Stock unter die Nase, an dessen Ende sie eine Bratwurst gespießt hatte. Lily nahm sie entgegen und dann noch drei weitere, die ihre Freundin ihr ebenfalls hin streckte. Sie versuchte, die Aufmerksamkeit der anderen auf sich zu lenken, um die üppige Menge an Essbarem etwas gleichmäßiger auf die Gruppe zu verteilen, aber vergeblich. 

Mit einem schadenfrohen Grinsen schnappte sie sich einen der Stöcke, die sie vorhin gesammelt hatten und pikste James in den Rücken, der in ihrer Reichweite singend auf und ab hüpfte. Nun, zumindest hätte sie das gern. Durch seine ständige Bewegung erwischte sie stattdessen seinen Hosenboden. Er sprang mit einem lauten Quieken herum. 

"Lily!", rief er überrascht. Sie grinste nur und hielt einen der bestückten Stöcke hoch. 

"Bratwurst?"

Die anderen, die durch den doch sehr unmännlichen Laut von James ebenfalls aufgehorcht hatten, brachen in schallendes Gelächter aus. Lily gab ihr bestes, cool zu bleiben und sich einzureden, dass sie über James lachten und nicht über sie. Eilig begann sie damit, die von Mary präparierten Würste an die anderen zu verteilen. 

"Also wenn du gesteigertes Interesse an meinem Hintern hast, mein Angebot für ein Date steht noch", erklärte James grinsend und lehnte sich zu ihr hinüber. Sie schloss kurz angeekelt die Augen, dann schob sie ihn demonstrativ ein Stück von sich weg.