Elftes Kapitel

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Elftes Kapitel. 
In dem sich zwei Schulsprecher Passwörter ausdenken

Samstag verging ohne größere Ereignisse. Den Großteil des Tages verbrachten die Gryffindors gemeinsam, erst in der Bibliothek und dann draußen auf der Wiese. Es war für September noch immer angenehm warm und von dem Plätzchen, was sie sich gesucht hatten, konnten sie Marlene und James gut beim Training beobachten. 

Peter war viel zu aufgeregt und machte sich nach wenigen Minuten auf, um auf den Zuschauerrängen direkt am Ort des Geschehens zu sein und nach kurzem Überlegen schloss sich Dorcas ihm an, sodass nur Mary, Lily, Remus und Sirius übrig blieben. 

Während sie und Remus sich gegenseitig alte Runen abfragten, nutzte Lily die Gelegenheit, Sirius dabei zu beobachten, wie er sich in Remus' Nähe verhielt. Ohne das Wissen um Sirius' Interesse hätte Lily niemals vermutet, dass einer der Jungen irgendetwas anderes als Freundschaft für einen der anderen empfand, aber jetzt, wo sie explizit danach suchte, bemerkte sie die Blicke, die Berührungen, die eine halbe Sekunde zu lange dauerten, das breite Grinsen nach einem sarkastischen Kommentar doch. Es war subtil, ja, aber trotzdem unbestreitbar da. 

Sirius selbst schien beschlossen zu haben, so zu tun, als hätte das Gespräch von gestern Abend nie stattgefunden und ehrlich gesagt war das für Lily völlig in Ordnung. Sie wusste zwar nicht selbst, wie es war, unglücklich verliebt zu sein, aber sie hatte genug romantische Liebesschnulzen gelesen, um zu wissen, dass es bestimmt nicht angenehm war. Und da ihr nie etwas einfiel, um andere zu trösten, wenn es denen nicht gut ging, konnte sie einfach nur hoffen, dass Sirius sich nie bei ihr ausheulen würde. 

Lily hatte keine Ahnung von Beziehungen. Was nicht hieß, dass sie sich nicht wünschte, eine zu haben. Wie gesagt, sie hatte Bücher gelesen und das Konzept von einer Person, die der Mittelpunkt des eigenen kleinen Universums war und umgekehrt - das was schon ein beneidenswerter Gedanke. Sie hatte Mary, aber das war nicht das gleiche. 

Gleichzeitig hatte Lily aber auch einen Heidenrespekt vor Beziehungen, denn die beiden doch sehr kurzen Erfahrungen, die sie damit gemacht hatte, waren ziemlich ernüchternd gewesen. Die erste, in der dritten Klasse, hatte kaum fünf Wochen gedauert und während Lily an den ersten beiden Tagen Herzklopfen gehabt hatte, wann immer sie Dennis Devoy gesehen hatte, war das doch recht schnell verflogen und auf einmal waren seine romantischen Worte unangenehm gewesen und seine ständige Anwesenheit lästig und sie hatte sich einfach nur danach gesehnt, ihre Tage wieder allein oder mit ihren Freundinnen verbringen zu können, statt immerzu Zeit mit ihm verbringen zu müssen. Also hatte sie ihm gesagt, dass es wohl nicht klappen würde und er war sehr enttäuscht gewesen und hatte gefragt, ob er etwas falsch gemacht hatte. Und sie hatte darüber nachgedacht und war zu dem Schluss gekommen, dass er wohl einfach nicht der Richtige war, denn ja, irgendwo musste es ja an ihm gelegen haben, schließlich war eine Beziehung genau das, was sie sich immer gewünscht hatte, oder? 

Mary hatte sie damals getröstet und ihr versprochen, dass es beim nächsten Mal bestimmt besser würde. Sie hatte ihr auch versichert, dass Küsse normalerweise nicht klebrig und ein wenig unangenehm waren, sondern romantisch und schön. Daran zweifelte Lily nach wie vor sehr, aber gut. 

Sie sah wieder hinüber zu Remus und Sirius, die sich gerade gegenseitig mit Gras bewarfen und - warum auch immer - Wortwitze rissen, die sich alle darum drehten, den anderen als Hund zu bezeichnen. Lily fragte sich unwillkürlich, ob Remus Sirius' Gefühle wohl erwiderte, aber auch nach einer Weile der Beobachtungen kam sie zu keinem wirklichen Schluss. 

Remus war offener in Sirius' Nähe, als wenn Lily mit ihm sprach, aber das war er auch in der Nähe von Peter und James, also musste das nichts heißen. Sie zuckte gedanklich mit den Schultern. Es war ja nicht so, als würde sie ihn danach fragen wollen, denn erstens würde sie damit Sirius' Versprechen brechen (denn selbst wenn sie es ihm nicht explizit sagte, traute sie sich doch zu, durch ihre geringe Subtilität alles zu verraten) und zweitens hätte sie sowieso nicht gewusst, wie man so ein Thema anschneidet. Nein, damit würde sie sich nur Probleme schaffen. 

Ein Problem nach dem anderenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt