Neunzehntes Kapitel

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Neunzehntes Kapitel.
In dem Lily Evans eine Schnapsidee hat

Zwischen James' Engagement als Schulsprecher, Sirius' stiller, aber vorhandener Krise mit seinen Gefühlen, Remus' Freundschaft, die sich in gemeinsamem Lernen und Arbeiten zeigte und Peters unscheinbarer aber konstanter Beziehung mit Dorcas, hatte Lily beinahe vergessen, dass es sich bei den vier Jungen immer noch um die Rumtreiber handelte. 

Donnerstag, der 13. Oktober füllte diese Gedächtnislücke schlagartig. 

Vermutlich hätte Lily wissen müssen, dass James früher oder später eine seiner Patrouillen ausnutzen würde, um seine Freunde für irgendeinen Unfug nachts durchs Schloss zu schleusen - besonders, da sie ja jetzt wusste, dass er einen Tarnumhang hatte. 

Amüsiert war jedoch nicht das Wort, was sie beschrieb, als sie am Donnerstagmorgen noch im Halbschlaf unter die Dusche stieg und statt angenehmem warmem Wasser klebrige Limonade heraussprudelte. 

Dem Geruch in der Großen Halle zu urteilen, war es zum einen kein auf den Gryffindorturm beschränktes Phänomen und auch keine Erfahrung, die nur sie gemacht hatte. 

Natürlich konnte niemand nachweisen, dass die Rumtreiber daran schuld trugen, dass jeder einzelne Wasserhahn statt Wasser Erfrischungsgetränke spuckte, aber Lily kannte sie mittlerweile gut genug, um ihre zufriedenen Gesichter als Beweis nehmen zu können. 

Belustigt waren an diesem Morgen alle, die nicht die Unglücklichen gewesen waren, die nichtsahnend das Bad nutzen wollten. Der andere Teil der Schülerschaft und die Lehrer waren deutlich weniger begeistert. Professor McGonagall schnaubte vor Wut - besonders als sie feststellen musste, dass sich das Problem nicht mit einem Schwenk ihres Zauberstabes lösen ließ, da die Rumtreiber (bzw. die vollkommen anonym gebliebenen Scherzbolde) diverse Schutzmechanismen angebracht hatten. 

Die ersten beiden Unterrichtsstunden wurden ausgesetzt, die Lehrer versuchten, die Wasserversorgung wieder vollständig herzustellen und die Vertrauensschüler wurden gebeten, die verklebten jüngeren Schüler mit für sie noch zu komplexen Reinigungszaubern von den Überresten der Limonadendusche zu befreien. 

Erst gegen elf Uhr morgens war die Situation halbwegs unter Kontrolle gebracht, auch wenn Professor McGonagall alle Lehrer, die die nächsten Stunden keinen Unterricht hatten, bat, die letzten Badezimmer noch wieder in ihren Originalzustand zurück zu bringen. 

Lily, die bis zum Mittagessen Freistunden hatte, sah ihre Chance, ihren Aufsatz für Verteidigung gegen die Dunklen Künste weiter vor sich her zu schieben und bot ebenfalls ihre Hilfe an, die die stellvertretende Schulleiterin dankend annahm. 

Drei weitere Vertrauensschüler mit wenig Lerndrang, darunter zwei Ravenclaws und Emily Brandon, schlossen sich Lily an und so teilte Professor Vektor, der die letzten Aufräumarbeiten leitete, die vier Freiwilligen in zwei Zweierteams auf und schickte eines Richtung Astronomieturm und eines in den zweiten Stock in Myrthes Badezimmer. 

Lily war mehr als erleichtert, Astronomieturm-Team zu sein und so machte sie sich gemeinsam mit Emily auf in diese Richtung. 

„Na, wie geht es deinem Shakespeare?", fragte sie, während sie die lange Portraitgalerie im Erdgeschoss entlang liefen.

„Nicht so gut, fürchte ich, da er seit knapp 500 Jahren tot ist", antwortete Emily trocken. Dann grinste sie. „Aber der Sommernachtstraum war großartig. Bist du auch Freund von klassischer Literatur?"

Lily zuckte mit den Schultern.

„Gelegentlich", sagte sie. „Ich kenne Romeo und Julia und hab mal in Frankenstein geblättert. Moderne Sachen sind eher meins. Ich habe mit Remus einen stetigen Austausch an neuerer Horrorliteratur." Sie grinste und auch Emily schmunzelte.

Ein Problem nach dem anderenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt