District 18: Babylon

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Das Babylon war einer der größten Clubs in Steel Point. Genau genommen lag dieser nicht mehr in Little Rio, sondern Fort Heights – also Junipers Heimatort. Aber es gehörte grob genommen noch immer zum Partyviertel Little Rios.

Das Babylon war riesig und leuchtete in einem intensiven Rot. Es wirkte beinahe so, als stünde es in Flammen. Es machte seinem Namen wirklich alle Ehre.

Wie eine Signallampe, leuchtete es all den verlorenen Seelen den Weg in seine sittenlosen Mauern. Hier sammelten sich die Außenseiter, Sonderlinge und die von der Gesellschaft Verstoßenen. Das Babylon war wie eine Fundkiste, bei der man nie so recht wusste, was einen erwartete.

Neben dem großen Parkplatz befand sich eine schwach beleuchtete Bushaltestelle, an der die Buslinie fuhr, die Grace fast jeden Tag nutzte. Einige fesch gekleidete Leute stiegen aus, und gackerten lautstark über etwas, woraufhin sie in großen Schritten zu dem riesigen Eingang des Babylons stolzierten. Vor dem Eingang standen vereinzelte Gruppen von Rauchern, die aussahen als wären sie der New-York-Fashion-Week entlaufen.

Grace legte dramatisch eine Hand auf ihre üppige Brust, und sprach überschwänglich: „Ich bin Zuhause.“ Sie schniefte kurz. Juniper hob ihren Kopf und bewunderte den schillernden Nachtclub. Sie hauchte: „Wow, der hat wirklich was. Alles andere wirkt winzig neben dem Babylon.“ Junipers große Augen funkelten rötlich von den Lichtern.

Thiago musterte die kleineren Etablissements, die sich neben dem Nachtclub reihten, und nickte zustimmend. Das Babylon stahl allen die Show.

Die siebenköpfige Bande näherte sich dem breiten, leuchtenden Eingang, woraufhin Grace einen Zahn zulegte. Sharon folgte ihr dicht, und bewunderte die fantastische Beleuchtung. Es war als würde man das Tor in eine andere Welt beschreiten. Das helle Licht schluckte sie. Von innen schallte bereits sirenenhafter Softrock.

Automatisch wippte Sharon im Takt der Musik mit, und beäugte einen glatzköpfigen Mann, der gegenüber der Garderobe an der Kasse stand. Die personifizierte Extravaganz. Vor ihm lag ein kleines Stempelkissen. Der hagere Fashionista musterte die Truppe, und säuselte mit einem gewissen Hauch von Anmut: „Na sieh mal einer an! Was haben die Straßen von Fort Heights denn heute ausgespuckt?“

Ein paar eisblaue Augen, die von dickem, schwarzem Eyeliner umgeben waren, musterten die sieben Gäste von Kopf bis Fuß. Taehyung erinnerte es an Cleopatras Eyeliner. Ja, genauso so wie Elizabeth Taylor in den Filmen von früher. Wie nostalgisch.

Diese Filme hatte er als kleiner Junge immer mit seinen Eltern geguckt. Damals schien die Welt so klein, heil und friedlich. Ein kurzes Lächeln huschte über sein Gesicht. Ein warmes Gefühl machte sich in ihm breit. Diese Erinnerung war schon fast wie eine Umarmung.

An den großen Händen des Mannes thronten unzählige, goldene Ringe, die zu den langen, protzigen Ohrringen passten, die seinen Ohrläppchen das Leben schwer machten. Sein faltiges Gesicht verzog sich freudig, als Grace sich vor ihm aufstützte, und lächelnd: „Preach … “, hauchte.

Sie freute sich jedes Mal in zu sehen, da er nett war. Und er ebenso. Wann immer er ein vertrautes Gesicht sah, heiterte es ihn auf. Er erwiderte: „Grace … wie ich sehe, lässt du dich von dieser Stadt nicht klein kriegen, was? Gut siehst du aus.“ Grace lächelte. Preach hatte also auch von ihrem Vorfall gehört. Es sprach sich herum.

Sharon mischte sich ein: „Ha! Die? Die ist schlimmer als ‘ne Kakerlake. Von der werden wir noch lange was haben!“ Grace verdrehte lachend die Augen, und stellte den Mann im türkisfarbenen Kaftan vor: „Das ist Preach. Sprücheklopfer, Diva, aber hat das Herz am rechten Fleck. Und natürlich eine Mode-Ikone. Dagegen ist Cher nichts.“

Grace hob ansehnlich die Hand, als würde sie ein Auto vermarkten, woraufhin Preach sofort abwinkte: „ Hör schon auf mir in den Arsch zu kriechen, Schnackerin.“ Er schüttelte missbilligend den Kopf, bevor er inne hielt. „Obwohl? Nein hör nicht auf. Du bist die Einzige die meinem faltigen Arsch noch Komplimente macht.“, änderte er seine Meinung.

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