District 22: Nightmare On Wray Street

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Mark Twain hatte mal gesagt, dass ein Mensch, der voll und ganz gelebt hatte, jeden Moment bereit war zu sterben. Nie war es Taehyung klarer, als in diesem Moment, dass dies nicht auf ihn zutraf. Das nicht nur wegen seiner Familie, sondern auch wegen sich selbst, und all dem, was er nie gewesen war, und doch so sehr sein wollte.

Der Gangster realisierte, dass er kaum richtig existiert hatte. Er hatte bloß für Andere gelebt. Zuvor hatte es keinen Sinn gehabt darüber nachzudenken, da sein Werdegang ja sowieso in Stein gemeißelt war. Taehyungs einziger Zweck war es, seine Geschwister irgendwie durchzubringen. Das war sein Sinn, sein Lebensinhalt, die oberste Priorität, die er als Familienoberhaupt hatte, und der Grund wieso er für den verdammten Clan arbeitete.

Er respektierte das Leben, aber seine Geschwister waren ihm wichtiger als seine Moral. Ihre Zukunft war wichtiger, als die des Gangsters. An etwas Anderes zu denken war also Zeitverschwendung, da sich eh nichts ändern würde. Er hatte diesen Weg eingeschlagen. Eine Einbahnstraße.

Und vielleicht war es egoistisch in diesem Moment nicht nur an Ennio, Isabella oder Domenico zu denken, sondern auch an all das, was er nie gehabt hatte. Die Person die er außerhalb seiner Verpflichtungen war. Den Weg, den er gegangen wäre, wenn seine Eltern damals nicht gestorben wären.

Taehyung hätte Zeit gehabt zu überlegen, was er später mal werden wollen würde. Er hätte sich einen durchschnittlichen Beruf ausgesucht, wäre ein sehr viel besserer Bruder gewesen, und hätte ganz sicher noch Faye an seiner Seite. Wahrscheinlich hätte er ihr längst einen Antrag gemacht. Er wäre ein respektabler Bürger geworden, der niemals einer Fliege etwas zu Leide getan hätte, und er hätte stolz in den Spiegel gucken können.

All diese Sachen, die er nicht war, zogen sich in Form von Reue durch seine Gedanken, während er zum vierten Mal einen Tritt mitten ins Gesicht bekam. Röchelnd spuckte er etwas Blut aus.

Dieses dreckige Arschloch ließ ihm kaum Zeit vernünftig durchzuatmen, bevor er auch schon wieder kräftig mit dem Bein ausholte, und die schmutzige Sohle seiner abgelatschten Sneakers in Taehyungs Gesicht rammte. Sein ganzer Mund schmeckte nach Metall. Das Blut lief ihm das Kinn hinunter, und füllte die graue Straße mit Leben. Seinem Leben.

„Habt ihr’s gesehen? Ja, so sind sie die Crimsons. Kein Charakter. Absolut erbärmlich! Diese Bastarde haben keinen Stolz. Am Ende sind sie alle räudige Schwanzlutscher. So richtig ekelhaft. Bei solchen rückgratlosen Ratten vergeht mir echt alles.“, keifte der Boss in die Kamera, und rotzte dem Braunhaarigen auf den Kopf.

Taehyungs linkes Auge war inzwischen dick angeschwollen von den Schlägen, sodass er kaum etwas sah. Der Gangster raunte: „Dachtest du wirklich ich würde mir von jemandem wie dir einen blasen lassen?“ Er lachte gehässig, und trat Taehyung mit voller Wucht in den Magen, woraufhin diesem endgültig schlecht wurde.

Er beugte sich über, und begann zu würgen. Aber es kam bloß etwas Magensäure raus. Ihm war nun wirklich richtig schlecht. Der Kater von letzter Nacht gepaart mit einer Schlägerei war der absolute Albtraum. Da konnte man bloß reihern. Eine der Frauen verzog angeekelt das Gesicht bei diesem Anblick.

Mit Stolz geschwellter Brust sprach der Boss: „Im Gegensatz zu euch Crimsons bin ich kein kleiner Schwuchtel. Ich lass mich nicht in den Arsch ficken, so wie ihr. Merk dir mein Gesicht. So sieht ein richtiger Mann aus.“ Lachend deutete er auf sich. Einer der anderen Männer riss Taehyung am Kragen seines Hemds hoch, und rief: „Steh auf, du Stück Scheiße! Wir sind noch lange nicht fertig mit dir.“

Er zerrte ihn vor Ellas Kamera, und grinste: „Ihr alle kennt Schweinchen in der Mitte, oder? Das hier ist unsere Version. Red Devil Edition.“ Der Mann grinste breit, und schubste Taehyung in die Mitte des Kreises, den sie bildeten. „Wenn du schnell genug bist, fängst du den Schläger. Dann hast du eine Waffe. Wenn nicht, kriegst du auf’s Maul. Easy, oder?“ Die Gangster lachten.

Moola City [BTS GANG AU] Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt