Die frischen Blumen auf dem Grab wurden sanft durch das Licht der Laternen erhellt. Die zierlichen Blüten hielten dem leichten Sprühregen stand, der den ganzen Friedhof tragisch aber gleichzeitig anmutig glitzern ließ. Taehyungs und Nicos Blumenstrauß war etwas kleiner als der der Allards, aber dennoch hübsch anzusehen. Nico hatte ihn ausgesucht.
Taehyungs schwitzige Hand umklammerte nervös den hölzernen Griff des großen, grauen Regenschirms, unter dem er mit seinem Bruder stand. Sie starrten bereits eine Weile auf den Grabstein und schwiegen.
„Normalerweise rede ich einfach mit ihr.“, durchbrach Nico die Stille. Taehyung fragte: „Laut?“ Der Kleinere bejahte. Taehyung nickte nachdenklich und hakte nach einer Weile erneut nach: „Und … über was?“ Nico grinste frech: „Meistens erzähle ich ihr was für ein Arsch du bist und wie alles den Bach runtergegangen ist, seit sie weg ist.“
Taehyung verdrehte die Augen: „Okay, habe verstanden.“ Nicos Lächeln verblasste. Einen Augenblick später sah er betreten zu Boden. „Aber auch, dass ich Mama und Papa vermisse … und die Allards.“ Taehyung bemerkte den Schmerz im Gesicht seines kleinen Bruders. Es bedeutete ihm viel, dass Nico sich ihm so öffnete. Womit er das verdient hatte, wusste er auch nicht. Aber er war sehr dankbar für diese Chance.
„Okay, also … rede ich einfach?“, fragte Taehyung sichtlich nervös. „Hmhm.“ Taehyung ließ seinen Blick kurz schweifen und starrte in die dunklen Baumkronen auf der anderen Seite des Friedhofs. Wie Giganten thronten die alten Bäume dort. Wie viele solcher Besuche sie wohl schon miterlebt hatten? Ob sie wussten, was die richtigen Worte in so einer Situation waren? Er hatte jedenfalls keine Ahnung. Vielleicht hätte er etwas vorbereiten sollen?
Er leckte sich ein paar Mal über die Lippen und öffnete immer wieder den Mund, bevor er es sich dann doch anders überlegte und abbrach. „Entspann dich. Das hier ist keine UN-Rede.“, zog Nico ihn auf, um die Stimmung etwas aufzulockern. Taehyung lächelte flüchtig: „Ich bin überrascht, dass du weißt was das ist, so oft wie du schwänzt.“ Nico verdrehte die Augen: „Stell dir vor – lernen kann man auch außerhalb der Schule.“
Danach ermutigte er ihn: „Stell dir einfach vor, dass sie wirklich zuhört. Ich meine … keiner weiß so wirklich, was nach dem Tod mit einem passiert. Vielleicht hört sie uns ja wirklich …“ Er zuckte mit den Schultern. Taehyung realisierte in diesem Moment, dass ihm das eher Angst einjagte, als dass es ihn erfreute.
Denn wenn dem wirklich so wäre, würde das bedeuten, dass Faye über alles Bescheid wusste – dass er immer noch mit derselben Scheiße seine Brötchen verdiente und wie er einfach weiter gemacht hatte. Er blickte beschämt zu Boden.
Nach einer Weile räusperte er sich: „Hi, Faye …“ Er legte eine kurze Pause ein und dachte darüber nach, was er als nächstes sagen sollte. Nico warf Taehyung einen verstohlenen Blick zu, aber entschloss sich ihn nicht zu unterbrechen. „Tut mir leid, dass ich solange nicht mehr hier war.“, machte er weiter.
Taehyung lächelte traurig: „Ich wollte deine Familie nicht verärgern … Es tut mir leid, wie das alles gelaufen ist. Wirklich … Ich wollte das nie.“ Er verstärkte seinen Griff um den Regenschirm und fügte hinzu: „Ich weiß, dass ich mit meinen Entscheidungen allen weh getan habe – dir am meisten.“ Er nickte kurz und verzog frustriert seinen Mund.
„Ich weiß du dachtest immer, dass ich eine gute Person bin, aber ich glaube du hattest Unrecht …“ Er hatte immer bloß das Beste für alle gewollt. Er schluckte schwer. Aber hatte er je irgendetwas verbessert? „Sonst würde ich jetzt nicht hier stehen und mit einen Stein reden.“ Er blinzelte die Tränen in seinen Augen hinfort. Er war so verdammt wütend auf sich selbst.
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Moola City [BTS GANG AU]
Fanfiction"You look like a million dollar man, so why is my heart broke?" Moola City ist die Stadt, die immer in Dunkelheit gehüllt ist. Die Straßen werden bloß durch etliche Neon-Schilder erhellt, die oftmals zu eher zwielichtigen Etablissements führen. Mool...