District 39: Memories In Neon

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Ein heller Lichtschein fiel auf das Gesicht der Blondine. Irritiert rümpfte sie die Nase und öffnete ein Auge. Sie blinzelte ein paar mal, um sich an das Licht zu gewöhnen und erkannte dann, dass es sich dabei um das Sonnenlicht handelte, das verzweifelt versuchte eine dicke Wolkendecke zu durchdringen. Juniper war nicht mehr in Moola City.

Jimin stand vor dem breiten Fenster des Hotelzimmers und ließ den Vorhang los, den er eben beiseite gezogen hatte. „Guten Morgen." Er drehte sich um und stützte seine Hände auf die Fensterbank. Auf der Heizung neben ihm lag Junipers dreckiges Kleid und erinnerte sie an alles, was gestern vorgefallen war. Die Schuldgefühle überrollten sie wie eine Lawine.

„Morgen.", murmelte die Blondine apathisch und wollte sich aufrichten. Dabei zog sie scharf die Luft ein und stoppte. Ihr Arm schmerzte. „Du bist verletzt. Schon vergessen?", erklärte Jimin. Juniper blieb wortlos liegen und starrte die Decke an. Nach einer Weile brachte sie etwas Courage auf und fragte: „Ich habe die beiden wirklich umgebracht, oder?"

Jimin runzelte kurz die Stirn und bejahte. Die Stille danach war lauter als jedes Wort, dass die beiden hätten aussprechen können. Juniper atmete tief durch und merkte wie sich ein kleiner, aber schwerer Knoten in ihrem Rachen bildete. Ihre Lippen kräuselten sich zitternd, während sie zwei kleine Tränen vergoss.

Diese ganze Gangster-Sache hatte zu Anfang noch ganz cool gewirkt. Sie hatte sich wie ein Agent auf geheimer Mission gefühlt, wie in einem Film. Auf dem Schießplatz ein paar Kugeln abzufeuern und darüber zu fantasieren sich an Jimin zu rächen hatte ihr gut getan. Aber das alles war in Wirklichkeit so verdammt abgefuckt. Mit den Leben anderer Menschen zu spielen war abartig.

Jetzt nachdem sie all diesen Scheiß wirklich getan und hautnah miterlebt hatte - ja, zwei Menschen das Leben genommen hatte - fühlte sie sich einfach nur wie das letzte Stück Scheiße, die abscheulichste Person, die jemals Fuß auf diesen Planeten gesetzt hatte. Diese Art zu leben war kein Abenteuer! Es war brutal und machte ihr Angst.

Das alles gestern, hatte sie bis aufs Mark erschüttert. Das Nachbeben war immer noch zu spüren. Sie wusste nicht, was sie über sich selbst denken sollte. Um ehrlich zu sein, war sie noch nie so enttäuscht von sich gewesen wie jetzt.

„Wir werden nicht zurückgehen, oder?", fragte Juniper und drehte sich vorsichtig auf die Seite um sich dann langsam aufzurichten, ohne ihren Arm zu belasten. Jimin schüttelte den Kopf: „Nein." Sie würden vorerst in St. Mel bleiben. Er hatte sich fest vorgenommen nicht mehr nach Moola City zurückzukehren.

„Für deine kleinen Freunde bist du nach der Aktion sowieso tot. Also schadet es nicht, wenn sie wirklich denken, dass du es bist.", erklärte Jimin. Juniper fragte: „Was? Was hast du gemacht?" Jimin verzog das Gesicht: „Ich musste gar nichts machen. In Moola City verschwinden dauernd Menschen." Juniper sprach: „Aber Etta und meine Freunde. Ich werde sie nicht anlügen ..."

Jimin wischte sich etwas Schlaf aus dem Augenwinkel und entgegnete: „Wichtig ist, dass du niemandem sagst wo du bist, verstanden? Ich habe keinen Bock, dass dieser Dreck irgendwann hier auftaucht." Juniper murmelte nachdenklich: „Okay ... und meine Freunde?"

Jimin zuckte mit den Schultern und meinte vorwurfsvoll: „Es ist dein Leben und deine Verantwortung. Ich kann dir nicht diktieren, wem du vertrauen kannst. Und meine Intuition ist ja scheinbar auch nicht die Beste, wie mir scheint ..."

Nach dieser Bemerkung presste Juniper die Lippen aufeinander und sah beschämt zu Boden. Ihr gequälter Gesichtsausdruck erweichte Jimins Herz. Seufzend warf er den Kopf in den Nacken und schlenderte zu ihr hinüber. Er legte einen Arm um sie und gab ihr einen langen, aufrichtigen Kuss. Dann stützte er seinen Kopf auf ihre Schulter ab und wickelte eine ihrer langen Haarsträhnen um seinen Zeigefinger. „Für einen kurzen Moment dachte ich, dass ich dich verliere.", sprach er nach einer Weile.

Moola City [BTS GANG AU] Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt