Part FOUR

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„Akku leer..." Meine Augen schnellten von dem schwarzen Display meines Handys hinüber zu Demetri, der meinen entsetzten Blick erwiderte. Doch, um dem noch etwas entgegenzusetzen, war es jetzt zu spät.

„Keine Gnade - Macht sie fertig!"

„(Y/N), LAUF!!!" Das musste mir Demetri nicht zweimal sagen, da steckte der Junge auch schon seinen ersten Faustschlag des heutigen Abends ein. Jedoch konnte ich der Rangelei, die sich vor mir in Gang setzte, keine Beachtung schenken, denn das blau-graue Augenpaar, das mich ins Visier nahm, raubte mir mit einem wütenden Blinzeln meinen letzten Funken Mut.

Als wäre der Teufel höchstpersönlich hinter mir her, jagte ich über den Schulflur die Treppe hinauf zum Computerraum. Unterwegs rempelte ich vereinzelte Gäste an, schlug Haken und stieß sogar den Putzwagen um, der in der obersten Etage den Weg blockierte.

Meine Keilabsätze hatte ich zuvor in die erstbeste Ecke gekickt, in der Hoffnung ich konnte dadurch das Maximum meiner Schnelligkeit erlangen und somit meinen Verfolger abschütteln. Doch die lange Schleppe meines Abendkleides machte es mir nicht gerade leicht und ich stieß ein innerliches „Danke" aus, als ich den Informatikraum erschöpft, jedoch unversehrt, ohne Sturz und Schrammen erreichte.

Ohne weiter nachzudenken, verkroch ich mich unter dem hintersten Schreibtisch. Die Tür des Raumes nicht aus den Augen gelassen, brachte ich meinen rasanten Herzschlag unter Kontrolle, indem ich versuchte ruhig zu atmen. Doch bei dem Klang seiner kalten, rauen Stimme wurde es mir mulmig zumute und ich hielt gespannt die Luft an. Bei meinem Namen, der ihm über die Lippen kam, stellten sich mir die Nackenhaare auf.

,,(Y/N)... Du könntest uns beiden so viel Ärger ersparen. Komm schon, du kannst dich nicht ewig verstecken... nicht vor mir!"

Als ich schließlich seinen roten Mohawk in der Tür ausmachte, konnte ich nicht anders, als erschrocken Luft auszustoßen.

Hawk wusste genau, dass ich hier war... und früher oder später würde er mich finden.

Das Herz schlug mir beim Anblick seiner geballten Fäuste und dem wutverzerrten Gesicht bis zum Hals, sodass ich heftig schlucken musste. Nicht einmal vor drei Wochen hatte ich dieses Gefühl der Angst verspürt, als Cobra Kai uns in der Lasertaghalle einen Tritt in den Arsch verpasst hatte.

Damals hatten wir uns berechtigter Weise gegen Cobra Kai gewehrt - vergeblich. Zum Glück waren wir alle nochmal mit einem blauen Auge davongekommen. Doch diesmal musste ich zugeben... hatten wir uns unser eigenes Grab geschaufelt, indem wir die Schlangen provokant herausgefordert hatten.

Und wessen Idee war das? Richtig, meine!

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Alles begann einige Tage nach dem Drama in der Lasertaghalle an „Jimmy's Strandbar". Jimmys Bruder, der zu der Zeit mit einer Blinddarmentzündung im Krankenhaus lag, arbeitete als IT-Manager beim Secret Service der Stadt LA. Er war der erste Ansprechpartner für die technische Straßenüberwachung. Von der engen Zusammenarbeit mit dem LAPD versprach man sich einen enormen Fortschritt im Kampf gegen die hohe Bandenkriminalität, die in Los Angeles das alltägliche Leben bestimmte. Dass neben den Straßengangs, auch noch andere Fische ins Netz gingen, war für Miyagi-do eine überaus erfreuliche Wendung des Schicksals...

Jimmy sollte im Auftrag seines Bruders die Aufnahmen der letzten Wochen, die verdächtige Gangaktivitäten zeigten an das LAPD übermitteln. Er gab mir 50 Dollar extra, wenn ich in der Zwischenzeit die Strandbar für ihn übernahm, während er am Nachbarstisch das Videomaterial auswertete.

Es war ein heißer Tag und es herrschte reges Treiben, sodass ich motiviert in meine Arbeit vertieft war. Ich passierte gerade Jimmys Tisch, um einem jungen Kerl in weißen Socken und Sandalen einen Long Island Iced Tea zu servieren, als ich einen Blick über Jimmys Schulter erhaschte.

CAN YOU IMAGINE... (One Shot - Sammlung)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt