18.) Donner -(stag)

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Ganz im Gegenteil. Die Sonne scheint heute. Mir ist keine Möglichkeit eingefallen, wie ich den Untergang heute verhindern könnte.
Also fahren wir am Morgen alle drei zusammen zur Schule und stellen uns vor das Direktorzimmer.
"Er scheint noch nicht da zu sein", meine ich.
"Dann warten wir."
"Oder fragen einen Lehrer", behauptet sich mein Vater und spricht natürlich gleich einen an: "Können Sie uns weiter helfen? Wir suchen den Direktor."
"Da kommt er schon", antwortet der selbst mir unbekannte Lehrer und deutet die Treppen hinauf.
Tatsächlich schreitet da gerade mein Direktor die Treppen gemächlich hinunter. Mein Vater kann natürlich nicht abwarten und überfällt ihn praktisch: "Guten Morgen. Die können sich sicherlich vorstellen weshalb wir hier sind. Wir würden gerne mit Ihnen über das Gespräch reden, welches sie gestern mit unserer Tochter hatten. Sie haben doch sicherlich Zeit für uns."
"Ah, Guten Morgen. Schön die Eltern von Moni kennen zu lernen." Der Direktor ist nun übertrieben freundlich und das regt mich auf:"Wie sie sich vorstellen können habe ich gleich unterricht und deshalb keine Zeit."
"Wir wollen das heute noch klären", unterbricht mein Vater ihn promt.
"Ja, wie wäre es um 10 Uhr? Da hätte ich zeit."
"Ok. Wir werden wieder kommen."
Mit diesen Worten trennen sich unsere Wege. Meine Eltern und ich gehe aus dem Gebäude raus um noch kurz zu reden. Mal wieder werden mir nur Vorwürfe gemacht: "Wenn du uns schon früher Bescheid gesagt hättest, hätten wir die ganze Sache vielleicht schon Dienstag klären können!"
"Ja, tut mir leid", bringe ich nur hinaus.
Daraufhin machen meine Eltern mir noch deutlich, dass sie zu meinem ehemaligen Psychiater fahren werden um von ihm die Bestätigung zu bekommen, dass von mir keine Gefahr aus geht. Ich glaube sogar das das eine gute Idee sein könnte. Denn mein Psychiater ist ein guter Bekannter von meinem Direktor. Auf ihn wird er vielleicht hören. Ich entscheide mich dazu, die erste Stunde Unterricht noch mit zu machen und danach sofort zur Schulsozialarbeiterin zu gehen, um von ihr Unterstützung zu bekommen.
Nach der Stunde warte ich noch vor ihrem Büro, denn sie ist immer erst ab 9 Uhr da. Es war eben schon peinlich genug, das ich meinem Deutsch-Vertretungslehrer erklären musste, dass ich nicht zu seinem Unterricht erscheine. Aber eigentlich hat er das ganz locker genommen.
"Hey, was machst du denn so früh schon hier? ", fragt mich die Sozialarbeiterin.
Daraufhin erkläre ich ihr innerhalb von 5 Minuten was alles passiert ist, dass ich super aufgeregt bin, Angst habe, dass gleich alles schief geht und froh bin, dass ich sie noch erreiche.
"Ich unterstütze dich natürlich und bin auch gleich bei dem Gespräch dabei! Du musst damit rechnen, dass der Direktor sich deine Klassenlehrerin und den Begleitlehrer für die Klassenfahrt auch als Unterstützung holt. Das können wir ihm noch nicht mal übel nehmen."
"Meine größte Angst ist, dass meine Eltern sich nicht entsprechend benehmen und alles nur noch schlimmer machen. Ein ganz klein wenig Hoffnung habe ich noch, dass ich vielleicht doch mit kann."
"Richtig, geb die Hoffnung nicht auf! Ich werde mich gleich weitestgehend zurück halten und erst dann eingreifen, wenn deine Eltern anfangen zu übertreiben oder das Gespräch in die falsche Richtung geht."
"Ok, danke!"
Wir reden noch ein wenig weiter und als eine andere Schülerin kommt um mit ihr zu reden sagt sie, dass sie ein anderes Mal vorbei kommen soll, da dies gerade ein Notfall ist.
Ich bin froh das sie sich so für mich einsetzt.
Kurz vor 10 machen wir uns auf dem Weg zum Direktorzimmer. Da stehen auch schon meine Eltern, begrüßen uns und kurz darauf lässt uns der Direktor rein. Im Zimmer sitzen auch schon die anderen beiden Lehrer, genau wie vorhergesagt.
"Nun gut", beginnt der Direx, "Bevor wir an das Problem heran gehen denke ich, dass es sinnvoll wäre, wenn ich die E-mail, die Moni geschrieben hatte, noch mal vorlese."
Ich starre die Schulsozialarbeiterin an. Warum? Es kennen doch alle den Brief! Will er mich quälen? Mir geht es schon so schlecht genug.
Dann fängt er doch tatsächlich an zu lesen. Ich schließe die Augen, stütze meinen Kopf auf meiner einen Hand ab und versuche nicht hinzuhören. Manchmal blinzel ich und sehe, dass es für meine Klassenlehrerin eine genauso große Qual ist wie für mich. Fas erleichtert mich etwas.
"So, das wars", ertönen die Worte und ich bin erleichtert. Die erste Hürde ist geschafft. Mal sehen wie es weiter geht. Zunächst stellt der Direktor den Sachverhalt vor. Danach wird viel diskutiert und argumentiert. Besonders mein Vater und der Direktor geraten aneinander. Zwischendurch sagt auch meine Mutter was und meine Lehrerin. Mein Lehrer hingegen hält sich eher zurück. Ich habe das Gefühl, dass man vergessen hat, dass ich auch noch hier sitze. Doch auch ich habe was zu sagen und muss dafür etwas lauter werden, damit man mich ernst nimmt und niemand dazwischen redet. Letzten Endes wird alles immer konfuser und wir einigen uns darauf, dass wir auf keinen gemeinsamen Nenner kommen werden.
"Wur drei werden umd noch mal zusammen setzen und darüber reden. Wenn sie mögen", nun richtet er sich an die Sozialarbeiterin, "können sie auch dabei sein. Ich denke dann über meine Entscheidung ein weiteres Mal nach, obwohl es mir auch schon vorher schwer gefallen ist, und es keine Strafe sein soll für Moni."
Es verabschieden sich alle und gehen. Ich folge meiner Lehrerin, denn wir haben jetzt Englischunterricht. Meine Eltern reden noch kurz mit der Schulsozialarbeiterin und fahren dann nach Hause.
Nach Englisch geh ich wieder zur Sozialarbeiterin um mit ihr über das Gespräch und die Aussichtslage zu reden.
"Ich bin mir nicht sicher ob er seine Entscheidung ändern wird."
"Ich glaube nicht", sage ich zu ihr.
"Natürlich werde ich gleich alles geben wenn wir noch mal reden. Aber bitte mach dir nicht zu große Hoffnungen."
"Ist ok. Ich bin ihnen schon so dankbar genug!"
"Sobald ich neue Erkenntnisse habe, werde ich dir schreiben. Ansonsten wird man dir auch bestimmt morgen oder Montag Bescheid sagen, wie das endgültige Ergebnis nun ist. Fahr du nun lieber nach Hause und erhol dich etwas."
Ich folge dem Rat und lege mich zu Hause in mein Bett. Die ganze heimlichtuerei vor meinen Eltern war echt nicht schön. Bevor ich schlafe, lasse ich den Tag, die Woche, den Monat, an mir vorbei schweifen.

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An dieser Stelle noch einmal danke an all meine Leser! Ich wünsche euch Frohe Ostern! Genießt es!

HungerliebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt