15.) Nach jedem Hoch kommt ein Tief

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Die Woche verläuft relativ unspektakulär. Mir geht es wie immer,  es gibt den gleichen Stress wie immer und ich bin im Prinzip einfach froh,  morgen die Frau Kaiser kennen zu lernen.
Ich sitze beinahe teilnahmslos im Physikunterricht, bin müde und gelangweilt. Es ist schließlich schon fast 16 Uhr. Plötzlich kommt mein Lehrer auf mich zu:
"Der Schuldirektor hatte versucht dich heute zu finden."

Was habe ich denn nun schon wieder angestellt?  Mein Atem stockt,  mein Herz rast. Was wollte er von mir?

"Er hat mich gebeten dich zu fragen,  ob du morgen früh um 8 Zeit hast? Er möchte mit dir und deiner Klassenlehrerin über die Klassenfahrt nach Malta reden."

"Ehm, ja, kein Problem."

Ich habe Angst. Warum will er mit mir darüber reden?  Haben die Angst das ich etwas anstelle?  Mein Konzentration hat mich nun ganz verlassen.

Auf dem Weg nach Hause kann ich an gar nichts anderes mehr denken. Meine Gedanken kreisen nur um den morgigen Tag. Ich will weg, will den Tag nicht erleben. Soll ich mit meinen Eltern darüber reden?  Nein, lieber nicht.

In der Nacht komme ich nicht zur Ruhe. Ich bin müde und kann nicht schlafen. Dementsprechend stehe ich am Morgen ganz unruhig auf.
In der Schule warte ich vor dem Zimmer des Direktors. Hoffentlich dauert das Gespräch nicht zu lange. Immerhin habe ich noch den Termin bei der Frau Kaiser. Schlimm genug das die Klasse wieder merken wird, dass ich fehle.

"Hallo, magst du rein kommen? ", fragt mich der Direktor.
Ich folge ihm in das Zimmer und sehe dort auch meine Klassenlehrerin sitzen.
"Guten Morgen", begrüße ich sie leise.
"Morgen."

"Du fragst dich bestimmt warum ich dich hier her heute gebeten habe", fängt der Direktor an zu sprechen.
Natürlich, denk ich mir.
"Es geht um die Klassenfahrt nach Malta. Nach reichlicher Überlegung haben wir, beziehungsweise ich spreche mich dafür aus, dass ich dir die Teilnahme untersagen werde."
Ein Schockmoment. Ich starre ihn an. Dann meine Klassenlehrerin. Hat er das gerade wirklich gesagt?  Ich darf nicht mit fahren?
"Die Gefahr,  dass du dir etwas antun könntest oder irgendetwas passiert,  sodass du dich verletzt und alle traumatisiert nach Hause fahren,  ist mir zu groß."
Scheiße. Warum habe ich nur darmals diesen Brief geschrieben?  Warum?! Warum hat mich mein Freund dazu auch noch ermutigt? Weil er schon immer ein Arsch war!
Am Liebsten möchte ich weinen. Aber es geht nicht. Ich bleibe kühl.
"Es fällt mir auch nicht leicht", mischt sich meine Lehrerin ein, "Aber nutze die Zeit und arbeite an dir! Dann kannst du wieder neu durchstarten."
" Ich muss los." sage ich nur.
"Stimmt,  du hast heute deinen ersten Termin bei Frau Kaiser. Ich hoffe das es dir dort gefällt."

Ohne ein Wort zu sagen gehe ich aus dem Zimmer. Ich wunder mich schon nicht mehr, warum die wissen,  dass ich heute bei ihr einen Termin habe.
Meine Gedanken kreisen um Malta. Es war immer mein Traum dahin zu fliegen mit meiner Klasse. Eine Woche weg von meinen Eltern. Aber nun ist alles kaputt. Ich bin am Ende. Mein Leben ist scheiße.
Es regnet in strömen. Bei der Therapeutin angekommen,  klingel ich und eine Frau um die 50 öffnet mir die Tür. Sie lächelt: "Hallo! Du musst Moni sein."
"Ja, Hallo."
"Bitte komm herein und setzt dich hier hin. Ich brauche noch einen Moment."
Sie deutet auf eine Sitzecke im Vorraum. Gemütlich sieht es hier aus. Alles ist hell und wirkt freundlich warm.

HungerliebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt