Es sind Weihnachtsferien und eigentlich sind Ferien dazu da, um sich zu erholen. Bei mir bedeuten Ferien etwas anderes: Der Kampf nicht unterzugehen. Nicht gerade einfach...
Meine Eltern streiten sich wieder täglich und das um belangloses Zeug, die man auch vernünftig regeln könnte. Nicht aber so meine Eltern. Jedes mal werde ich mit rein gezogen:
"Moni auf welcher Seite stehst du denn?"
"Du musst zu mir halten!"
"Äußer mal deine Meinung zu dem Thema!"
Das kommt alles meistens von meiner Mutter. Aber ich will mich nicht einmischen! Mich geht das nichts an! Es ist deren Kram worüber sie streiten! Und ich stehe in der Zwickmühle: Wenn ich nichts sage ist meine Mutter wütend auf mich und wenn ich zu ihr halte ist Papa wütend auf mich.
Also egal was ich mache, letzten endes bin ich mit im Streit involviert und leide letztlich darunter.
Ich muss jeden Abend mit mir kämpfen. Aber ich bin eine Künstlerin. Meine Farbe ist Blut, meine Leinwand ist die Haut und mein Pinsel die Klinge.
Jeden Abend, jede Nacht und jeden Morgen wache ich auf und sehe, dass mein Körper immer mehr zu einem Kunstwerk wird.
Ich hasse mich dafür. Oft genug bereue ich, was ich mache. Doch es ist eine Sucht, aus der ich nicht so einfach raus komme. Wenn ich mich verletze, dann um wut abzubauen, um mich zu spüren, um zu spüren, dass ich noch lebe. Oft sind es nur oberflächige Verletzungen, aber ich habe auch schon Narben aufgrund von tieferen Wunden.
Über Weihnachten bleibe ich verschont. Auch meine Eltern reißen sich zusammen.
So komme ich mehr oder weniger gut auch ins neue Jahr.
Neues Jahr, neues Glück! Was sind meine guten Vorsätze für das neue Jahr? Ganz klar: Kämpfen. Und zwar um jedes Gramm. Ich will mich besser fühlen und das geht nur wenn ich abnehme.
Ich bin immerhin 181cm groß und wiege fast 80kg! Da muss sich was ändern! Außerdem wurde ich früher schon immer als hässlich und fett beschimpft. Die werden Augen machen, wenn sie sehen das ich abnehme!
Gleichzeitig hoffe ich aber auch, dass meine Eltern sich weniger streiten, ich in der Schule klar komme und meine Zukunft gut ist.
Nun muss ich die Ferien weiter überstehen. Ich freue mich auf die Schule, denn dann kann ich länger von zu Hause weg sein. Es ist eine Qual für mich geworden. Ich bin lieber woanders als zu Hause, egal wo. Und wenn ich zu Hause bin, dann verkrümel ich mich eh die meiste Zeit in mein Zimmer, weil ich ja so viele "Hausaufgaben" auf habe.
Ich erinner mich daran, wie ich nach den Herbstferien nach der neunten Stunde noch in der Schule saß und geheult habe, weil ich nicht nach Hause wollte. Meine Klassenlehrerin, die seit kurz vor den Herbstferien mit mir lange geredet hat, weil sie gemerkt hat, dass etwas nicht stimmt, tröstete mich. War sehr lieb von ihr. Allgemein hat sie sich eine lange Zeit um mich gekümmert und immer wieder mit mir Gespräche geführt, genauso wie unsere Schulsozialarbeiterin, die mir sehr ans Herz gewachsen ist.
Ich bin ein mal in der Woche bei unserer Schulsozialarbeiterin und das vermisse ich in den Ferien sehr! Sie erheitert mich immer und versucht mir zu helfen. Natürlich weiß sie, dass ich mich ritze und depressiv bin. Allerdings weiß sie noch nichts von meinen Selbstmordgedanken. Naja, vielleicht vermutet sie es oder meine Klassenlehrerin hat es ihr erzählt.
Als ich einmal vor meiner Lehrerin zusammen gebrochen bin, hab ich ihr erzählt, dass ich Selbstmordgedanken habe. Daraufhin hat sie mich zu einem Psychiater geschickt ohne das Wissen meiner Eltern natürlich. Die dürfen nie etwas erfahren! Alle haben sie mir versprochen zu Schweigen, denn sie sehen ein, dass mein Leben dann zum reinsten Horror werden würde.
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Hungerliebe
Teen Fiction18, weiblich, Schülerin. Das ist Moni. Sie kämpft mit sich selbst und gegen ihre innere fremde Stimme, die sie in den Abgrund trägt. Am Anfang merkt noch niemand, wie sehr sie leidet, bis es schließlich fast zu spät ist. Ich möchte davor warnen...