Maxi
Gerade als Markus eine Diskussion anfangen wollte, hören wir wie die Tür aufgeht. Wir beide schrecken auf und schauen uns mit weit aufgerissenen Augen an. Wir müssen, wie zwei ausgestreckte Hühner aussehen. „Ich bin wieder da" hören wir Lia durch das Haus rufen. „Wunderbar, Schatz!" ruft Papa zurück. Während sich Lia die Schuhe auszieht und die Hände wäscht, habe ich den Fernseher angemacht. „Mit den Worten: ‚bleib cool'" habe ich mich zurückgelehnt, als würde ich schon die ganze Zeit so hier liegen. Markus hat mit einem nicken die Fernsehzeitung in die Hand genommen und sich sehr bequem in den Sessel mir gegenüber gesetzt.
Lia ist ins Zimmer gekommen, hat meine Füße weggeschoben und hat sich dort hingesetzt. „Was habt ihr gemacht, als ich weg war?" fragt sie und interessiert. Markus und ich schauen uns an. Wir können ihr ja schlecht sagen, das wir ihr nachspioniert haben und Markus fast vor Eifersucht durchgedreht ist, weil er dachte, sie ist bei einem anderen Jungen. „Du warst weg? Hab ich gar nicht gemerkt" sagt Markus desinteressiert. Was?! Zu cool! Viel zu cool! Sie schaut mich mit hochgezogener Augenbraue an. Sie fragt mich: Was hat der? Ich zucke nur mit den Schultern. Seine Eltern haben ihn an Weihnachten uns seinem Geburtstag bei uns gelassen uns sind ans andere Ende der Welt geflogen. Wie soll er sich schon fühlen. Lia nickt nur. Wir verstehen uns irgendwie nur anhand unsere Gedanken schon. Das ist das starke Band unseres Zwillingsseins.
„Was hast du so gemacht?" frage ich. „Ich habe ein paar Weihnachtsgeschenke gekauft. Die muss ich jetzt nur noch verpacken. Aber erstmal muss ich duschen. Das Einkaufszentrum in München ist eine einzige Sauna" sagt sie, steht auf und geht hoch, um zu duschen. München? Warum ist sie nicht einfach in Grünwald einkaufen gegangen. Markus scheint wohl genau dasselbe wie ich zu denken, denn er fragt: „München? Was wollte sie den in München? Warum nicht Grünwald?" Ich zucke nur mit den Schultern. „Was weiß ich"
„Ah und Markus" ruft sie von oben. „Ja?" ruft er verunsichert zurück. „Ich weiß das du nicht gerne liest, aber du musst die Zeitschrift schon richtig rum halten, um sie richtig lesen zu können" dann hören wir nur noch eine Tür zugehen und wenige Minuten später auch die Dusche angehen. Ich schaue blitzschnell zu Markus, der verwundert, das Magazin in seiner Hand anschaut. Und tatsächlich. Er hält es falschrum. Ich kann mich vor Lachen nicht mehr halten und lache los. Blöderweise lag ich so blöd, das ich kurzerhand vom Sofa gefallen bin. Danach konnte sich Markus auch nicht mehr vor Lachen halten.
Lia
Frisch geduscht und angezogen setzte ich mich an meinen Schreibtisch und verpacke die Weihnachtsgeschenke für alle.
Als letztes bleibt mir nur noch das von Markus. Auf die Seife, die wohl nach frischen Morgentau duften soll, schreibe ich: EINGEBILDETER VOLLIDIOT und klebe die Normale Verpackung ab. In Gedanken an unseren streit im meinem ersten Sommer mit den Jungs, als Markus mir an den Kopf geworfen hat, das ich stinken würde. Weil ich ja ein Mädchen sei.
Gerade als ich fertig war, alles eingepackt und versteckt habe will ich mich gerade hinlegen und lesen. Daraus wird aber leider nicht, weil es an meiner Tür klopft. Mein Herz bleibt kurz stehen. Was ist, wenn es Markus ist? Ich will nicht mit ihm alleine reden. Schon komisch wie sich alles innerhalb weniger Tage ändern kann. Vor noch einer Woche hätte ich nichts dagegen gehabt, wenn ich mit Markus alleine gewesen wäre oder er mit mir kuschelnd eingeschlafen ist. Aber jetzt habe ich Angst davor. Ich habe Angst vor diesen Gefühlen. Dieser Kuss. Er hat in mir irgendwelche Gefühle hervorgerufen, die da nicht sein sollten. Und auch nicht sein dürfen. Ich weiß vielleicht nicht welche Gefühle es sind, aber ich weiß das sie unsere Freundschaft kaputt machen können und werden, wenn wir ihnen zu viel Platz zum Verrücktspielen geben.
Zu meinem Glück ist es nicht Markus, sondern mein Zwilling. „Hey", sagt er, kommt vorsichtig in mein Zimmer rein und schließt die Tür hinter sich.
Maxi
Lia sitzt auf ihrem Bett und hat ein Buch in der Hand. „Darf ich reinkommen?" frage ich sie. „Klar" sagt sie, legt das Buch auf ihren Nachttisch und klopft neben sich auf das Bett. Ich zögere keine Sekunde und setzte mich zu ihr. „Das klingt jetzt vielleicht ein wenig komisch, aber wieso warst du in München und mit wem?" frage ich sie. Sie schaut mich fragend an. „Warum fragst du?" fragt sie mich. „Christina hat uns gesagt, du wärst mit einem Freund einkaufen und ich will sicher gehen, das dieser Junge kein schlechter Einfluss für dich ist oder werden kann" sage ich und merke, wie sich meine beschützerische Seite bemerkbar macht. Lia fängt an zu lachen. Warum lacht sie denn? „Besteht die Möglichkeit, das ich erfahre, was so lustig ist um mitlachen zu können?" frage ich sie. Sie nickt und muss kurz Luft holen und ein paar Mal tief ein und ausatmen, um mir antworten zu können. „Ich war in München, weil ich Angst hatte, jemand könnte euch verraten, was ich euch zu Weihnachten gekauft habe. Und ich war mit Nessa und keinem Junge unterwegs. Christina muss verstanden habe: ‚Ich treffe mich mit einem Freund', anstatt: ‚Ich treffe mich mit einer Freundin'" erklärt sie mir. Ahso, also war sie nur mit Nessa unterwegs und nicht mit einem Jungen. Dann hat ja Markus auch keinen Grund, um eifersüchtig zu sein. Ich muss es ihm sofort sagen, bevor er wirklich noch eine Wand einschlägt. „Ok, ich gehe dann mal wieder" sage ich zu ihr. Sie nickt nur, legt sich hin und nimmt ihr Buch, um es zu lesen. Es wird noch der Tag kommen, an dem sie Bücher mehr mögen wird als unsere Familie und mich. Vor diesem Tag habe ich schreckliche Angst.
Unten im Wohnzimmer sitzt ein verzweifelter Markus. „Was ist denn los?" frage ich ihn sofort. Kann man ihn denn keine zwei Minuten alleine lassen? „Ich habe nachgedacht" sagt er. Ok. „Über was?" hinterfrage ich. „Über Lia" sagt er. Oh nein. „Und?" frage ich, obwohl ich nicht einmal weiß, ob ich es wirklich wissen will. „Sie wird mich nie lieben. Sie wird nie dasselbe fühlen können wie ich. Wir werden nie, mehr als Freunde sein" sagt er, steht auf und geht hoch ins Zimmer. Sind diese Selbstzweifel bei der Liebe normal? Ich kann es nicht wissen. Das ist genau der Grund, warum ich mich nie verlieben will. Es ist so kompliziert. So unglaublich kompliziert! Warum kann Liebe nicht einfach sein.
„Leute wollen wir uns einen Film anschauen?" rufe ich hoch. Ich habe gelesen, es soll ein Weihnachtsfilm laufen. Ich will Lia dann vor Markus ansprechen, damit er hört, das sie mit Nessa in München war und nicht mit einem Jungen. „Keine Lust" ruft Markus und macht wieder die Tür zu. Er will Lia im Moment nicht sehen. „Ich lese" ruft Lia. Sie will Markus nicht sehen.
Nerv ist innerhalb der nächsten 2 Minuten zu mir gekommen und hat sich neben mich gesetzt. „Warten wir nicht zu lange auf die anderen beiden?" fragt er mich, als ich gerade den Film anmachen will. „Ich denke die wollen keinen Film anschauen und brauchen gerade etwas Ruhe" sage ich. Er nickt und fragt nicht weiter.
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So, das war Kapitel 11. Was sagt ihr zu diesem Chaos? Und genau damit beende ich auch die Lesenacht. Ich wünsche euch ein schönes neues Jahr und hoffe ihr werdet in diesem Jahr viel Glück und Freude erleben. Ich werde versuchen in den nächsten Tagen noch ein Kapitel hochzuladen. Also, bleibt wild und bis zum nächsten Mal.
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Emilia und die wilden Kerle am Ende der Welt
AdventureDie Geschichte von Emilia und den wilden Kerle geht weiter. Die Kerle und Emilia reisen ans Ende der Welt. Welche alte Freunde tauchen auf? Welche Probleme entstehen? Und als wäre das nicht schon genug, machen Gefühle Emilia und den Kerlen noch mehr...