⚜️4. Kapitel⚜️

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Der kalte Wind blies mir meine Haare aus dem Gesicht und kribbelte vor Kälte auf meiner Haut. Ich zitterte. Nicht vor Angst, vor Kälte.

Normalerweise läge ich jetzt in meinem Bett, doch es war nichts normal. Ich würde heute meine Seele verlieren. Mich mit jemandem verbinden, den ich nicht kannte.

Ich entzündete eine Kerze die auf dem alten Holztisch stand, in der Hoffnung, sie würde mir etwas Wärme spenden.

In der Hoffnung, die Wärme würde meine innere Kälte übertünchen. Ich starrte den langen Esstisch entlang, bis zur Feuerstelle, am Rande des Raumes.

Sie hatte schon lange nicht mehr gebrannt. Die Asche hatte schon lange nicht mehr geglüht. Ich traute mich nicht sie zu entfachen, mit der Angst an Momente mit meiner Familie erinnert zu werden.

Momente, die meine Trauer entfachten und sie niemals wieder löschen konnten.

Ich war schon Monate lang nicht mehr oben gewesen. Nutzte unser damaliges Haus nur um zu schlafen und mich aufzuwärmen. Es hatte mich eh gewundert, dass sie es nicht nieder gebrannt hatten, wie sie es bei allen verbannten Familien taten.

Damals hatten meine Eltern mich versteckt. Sie wussten von der Gefahr, die über ihnen lauerte, bis sie zuschnappte. Wie ein hungriges Tier. Ich saß in einer Kiste im Keller und Tränen rannten mir über die Wangen. Sie verbrannten meine Haut und verdorben einen Teil meines Herzen.

Es war vor zwei Jahren. Sie kamen mir vor wie eine Ewigkeit. Sie hatten mich in der Kiste nicht entdeckt. Doch das Gefühl allein zu sein, hatte sich bis heute nicht gelegt.

Ich straffte meine Hände und erklomm die steile Treppe. Sie knarzte bei jedem Schritt. Das Geländer wackelte als ich mich festhalten wollte. Mir wurde bewusst das dieses Haus mich erdrückte. In all meinen Erinnerungen und Gefühlen.

Ich wollte hier raus und alles alte hinter mir lassen und doch zwang ich mich die Tür zu meinem alten Zimmer zu öffnen.

Eine dicke Staubschicht lag wie eine Decke der Vergessenheit über dem Boden. Ich hustete als ich das Zimmer betrat und wendete mich meinem Bett zu. Die Decke lag quer auf der Matratze und erinnerte mich daran, wie ich aufgeschreckt das Zimmer verlassen hatte, um mich zu verstecken.

Ich spürte wie meine Augen feucht wurden, als ich die Decke vorsichtig zusammenfaltete. Meine Hände strichen über den Stoff, meine Kehle schnürte sich zu. 

Eine Träne tropfte auf den Stoff und verfärbte ihn dunkel. Ich ließ meine Finger über das Bettgestell gleiten. Weiter zu dem Fensterbrett. Spürte den kalten Windzug der durch die undichten Fenster strich und eine Gänsehaut über mich ergehen ließ.

Mein Blick wanderte weiter zu einer kleinen Kommode, das einzige was ich neben meinen Kleidern noch besaß. Auf ihr waren Stöcke und Steine zu einem kleinen Turm gestapelt und eine Federsammlung ergoss sich über die komplette Oberfläche. Meine Sammlung.

Ich griff nach der ersten Feder die ich in die Hand bekam und steckte sie in einen kleinen Beutel, den ich mir an die Hose band.

Ich öffnete die Schublade und  erblickte ein kleines Messer, was ich zu meinem fünfzehnten Lebensjahr von meinem Vater geschenkt bekommen hatte.

„Es wird Dir einmal eine Stütze in größter Not sein. Eine, wenn du keine andere zur Verfügung hast.", hatte er geflüstert und mit einen Kuss auf die Stirn gehaucht.

Seit der Verbannung lag es nun schon hier drinnen. Ich hatte es fast vergessen, verdrängt, das ich noch etwas von ihnen besaß. Etwas, was mich an sie erinnerte. 

Ich hielt inne, bevor ich mit dem Finger über die Scheide strich. Vorsichtig als wäre es Glas, fasste ich um den Griff. Er lag schwer in meiner Hand.

Ein Gefühl von Sicherheit und Stärke breitete sich in mir aus, bevor ich es ebenfalls einsteckte.

Ich warf einen letzten Blick in mein altes Zuhause, mir dem Wissen es niemals wieder zu betreten, verschloss ich die Tür hinter mir und wandte mich ab.

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Der Wind hatte nachgelassen und die dicke Schicht aus Wolken löste sich langsam auf.
Ich warf einen Blick in den dunklen Himmel.
Sterne leuchteten an ihm wie kleine Laternen und erleichterten mir die Sicht.

Eilig ging ich zurück zu dem Haus, in dem ich meine Seele verkauft hatte.
Dem Haus, das mein Schicksal bestimmen würde. Meiner Zukunft einen Weg weisen würde.

Durch eines der Fenster sah ich ein kleines Licht leuchten, sie wartete also schon. Meine Schritte wurden immer schneller.

Der Mond schien über den Baumwipfeln und tauchte den Wald in ein Platz voller Schatten der Bäume.

Ich stieß die kleine Tür auf, ohne anzuklopfen.
Mein Herz hämmerte und mein Atem ging flach.

„Da bist du ja endlich.", hörte ich die Stimme der Hexe sagen.

Lasst wie immer konstruktive Kritik da, wenn ihr welche habt.

Wenn es euch bis hierhin gefallen hat, würde ich mich außerdem über jeden Vote freuen. Und (das soll jetzt echt nicht egoistisch sein:-|) ich freue mich auch über jeden, der diese Geschichte weiter empfiehlt.

Danke, das ihr bis hier gelesen habt!!!!!!!

The dark CrownWo Geschichten leben. Entdecke jetzt