⚜️13. Kapitel⚜️

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Cain
Die Nacht war kurz und kalt gewesen. Er hatte es kaum geschafft ein Auge zuzutun. Die meiste Zeit hatte er in den mit Sternen übersäten Himmel gestarrt, in Gedanken bei der Frau und ihrem Gespräch. Ihre Worte drangen wie Messerhiebe in ihn ein und ließen seine Gefühle taub werden.

Er sollte ein Mädchen einfangen und lebend aushändigen, sonst würde er sterben. Seine Finger strichen vorsichtig über seinen Umhang, bevor er ihn sich rasch überzog. Die frische Morgenluft wehte um seine Nase und zauberte ihm ein Lächeln ins Gesicht.

Hastig griff er nach seinem Schwert, bevor er so leise wie möglich sein Zimmer verließ. Traurig sah er zur Tür. Wie gerne er hier geblieben wäre, an den Toren Wache gehalten hätte. Doch das konnte er für die nächste Zeit vergessen, solange er nicht sein Leben verlieren wollte.

Er wusste selbst nicht genau, wieso er sich nicht gegen die Frau gewehrt hatte, vermutlich wäre er dazu auch in der Lage gewesen, doch irgendwas hielt ihn zurück. Er konnte nicht, so sehr er auch wollte. Magie, flüsterte wieder und wieder eine kleine Stimme in seinem Kopf. Es war Magie.

Eigentlich wusste er es, doch er wollte es sich nicht eingestehen. Wenn es wirklich Magie gewesen war, musste es dunkle Magie gewesen sein. Sehr dunkle um genau zu sein. Die helle Magie hätte er erkannt außerdem war er sich sicher, dass sie so etwas niemals zugelassen hätte. Sie wäre nicht so grausam gewesen und hätte mit dem Tod gedroht. Die helle Magie war zur Heilung da und nicht zu Verwüstung.

Ein Schauer durchfuhr ihn. Was wäre wenn er sich dem Willen und der Magie der Frau stellte?, überlegte er, doch innerlich war ihm klar, das er niemals eine Chance gegen Magie gehabt hätte. Das sein Schwert ihm in diesem Kampf niemals eine Hilfe gewesen wäre.

Er zwang sich dazu weiter zu gehen, ohne einen letzten Blick zurück zu werfen. Er zwang sich dazu seine Gefühle zu verbergen, die ihn wie Wellen überfluteten. Er spürte, wie die dunkle Magie all seine Gefühle erdrückte, bevor sie sich in ihm ausbreiten konnten, so wie es dunkle Magie immer tat. Wer sie benutzte, der konnte nicht fühlen. Nicht lieben.

Er wollte nicht das Schicksal eines unschuldigen Mädchen sein, der Grund ihres Leides. Die Frau hatte ihm kaum etwas über das Mädchen verraten, er wusste einzig und allein, das ihre Locken so sehr glänzten, wie flüssiges Gold und ihre Augen so blau schimmerten wie die offene See.

Nicht einmal den Namen wusste er. Eine weiterer Hinweis der Frau war gewesen, dass das Mädchen am Rande einer kleinen Stadt namens Tenka lebte. Doch mehr wusste er nicht, sie hatte gesagt, dass er den Weg schon finden würde und das ihn die Magie leitete. Immer wieder wünschte er sich gestern niemals auf den Markt gegangen zu sein, keinen freien Tag gehabt zu haben, sondern das er als Wache an den Toren gestanden und nicht einen Blick auf dieses grausame Zelt geworfen hätte.

Er dachte an Freunde, die er heute zurück gelassen hatte ohne sich von ihnen zu verabschieden. Er war heimlich davon geschlichen und hatte darauf geachtet niemanden zu treffen, den er kannte. Jetzt jedoch dachte er sich, er hätte es anders gemacht. Hätte sich verabschiedet und ihnen erklärt, wie sehr er die Zeit mit ihnen genossen hatte. Denn wer wusste schon, ob er das Mädchen überhaupt fand, oder ob der Tod schon längst für ihn bestimmt war.

The dark CrownWo Geschichten leben. Entdecke jetzt