Ich wurde durch ein lautes Hämmern an der Tür geweckt. Die Nacht war ungemütlich und hart gewesen, trotzdem fühlte ich mich einigermaßen ausgeschlafen. Meine Füße waren gefesselt, was es mir nicht ermöglichte mich fortzubewegen. Ich hatte den gestrigen Abend genutzt um an der Fessel herum zu zerrten, doch sie hatte sich kein bisschen gelöst.
Ich hörte den Schlüssel, der in dem Schloss herumgedreht wurde, bevor einer der Männer eintrat. Ich konnte sein Gesicht in der Dunkelheit kaum erkennen, bis er eine Kerze entzündete und der schwache Schein der Flammen über sein Gesicht flackerte. Es war Atlan.
Es überraschte mich kaum, als er mir befahl aufzustehen und mir trotz den Fußfesseln meine Hände zusammenband. Ich war diesen Männern schutzlos ausgeliefert und konnte mich kein bisschen wehren. Kurz spielte ich mit dem Gedanken es trotzdem zu versuchen, lies ihn jedoch schnell wieder fallen. Es währe sinnlos gewesen und hätte mich nur noch schwächer gemacht.
Mein Magen knurrte, als wir an all den lachenden Soldaten vorbeigingen, die sich genüsslich frisches Obst und saftiges Brot in den Mund schoben. Mein Blick huschte durch den Raum. Die Sonne schien durch die alten Fenster und brachte mich trotz der Situation in der ich mich befand zum schmunzeln.
Sie nahmen mir all die Kälte in mir und ersetzten sie durch Wärme. Sie ließ mich vergessen, das ich meine Seele vergeben hatte und das ich verzweifelt versuchte nach etwas zu greifen, das ich niemals wirklich in der Hand halten wollte. Den Thron.
Eigentlich war ich mir nicht einmal ganz sicher warum ich als Rache ausgerechnet den Weg zum Thron gewählt hatte, doch es fühlte sich richtig an, es gab mir das Gefühl stark zu sein. Bestimmt hätte es auch noch andere Wege gegeben meine Schwester zu rächen, doch dieser würde zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen.
Wenn ich den Thron bekam, konnte ich nicht nur die Verbannung meiner Eltern aufheben, sondern gleichzeitig mich auch an dem rächen, der meine Schwester umgebracht hatte. Meine Eltern, vermuteten, das es die Königin war, doch irgendwas sagte mir, das es sich falsch anfühlte. Ich glaubte viel mehr, dass es einer ihrer Angestellten war.
Ich wusste nicht, ob Eric die rechte Hand der Königin war, oder einfach ein anderer guter Berater, doch ich wusste, das er rund um die Uhr bewacht wurde. Ich sah also keinen besseren Weg, als den Thron zu besteigen und so an jedem Rache auszuüben, der ein Teil der Schuld trug.
Ich war überzeugt, das Eric dazu gehörte. Meine Schwester hat ihn geliebt. Er war vermutlich der einzige, dem sie jemals ganz vertraute. Ich wusste nicht, ob ich jemals einen so hohen Stellenwert bei ihr hatte, wie er. Doch kurz bevor sie starb, zweifelte er an ihr. An ihrer Liebe. Er glaubte, dass sie nur eine höhere Position durch ihn bekommen wollte und die wahre Liebe nicht zwischen ihnen existierte.
Mehr hatte ich nicht mitbekommen, den meine Schwester war nie diejenige, die viel über solche Dinge redete. Sie war diejenige, die es mit sich selbst ausmachte, selbst wenn sie unter dem Gewicht der Trauer brach. Ich hatte nur einer ihrer Gespräche belauscht, vor Angst, sie in Gefahr zu wissen. Sein Misstrauen zerbrach ihr Herz, zumindest ging ich davon aus. Kurz nach dem Streit, war Fia tot. Ermordet.
Vielleicht konnte der Thron mir das geben, was ich wollte und die Ehre meiner Schwester retten. Ich atmete durch, um meinen Gedankenschwall zu lindern und meine Konzentration auf meine jetzige Situation zu richten, aus der ich schnellstmöglich raus musste, um all das Wahrheit werden zu lassen, was mir grade durch den Kopf gegangen war.
Atlan hielt mich immer noch mit festen Griff zurück und schupste mich gleichzeitig von sich weg, als ob ich ein Mehlsack währe, den man einfach so vor sich herumziehen und schleifen konnte wie man wollte.
Ich wollte noch einen Blick zur Seite werfen, doch er drängte mich immer mehr zur Tür, bis mir frische Luft um die Nase wehte. Der kühle Wind, der durch die Straßen von Karavil fegte, war erfrischend und eine schöne Abwechslung zu der stickigen Kammer in der ich noch vor einigen Minuten gesessen war.
„Wo bringst du mich hin?", wagte ich zu fragen. Ich erwartete alles andere als eine Antwort, doch er murmelte leise, „In die Keller von Karavil, oder willst du noch ewig in der Kammer sitzen?" War das sein Ernst? Jetzt blieb es nicht bei dieser Kammer, sondern ich kam auch noch in die Keller Karavils?!
Ich konnte alles besser gebrauchen, als hinter Gitterstäben zu sitzen und sich nicht aus seiner bescheuerten Zelle zu bewegen. Am liebsten hätte ich ihn geschlagen oder mich losgerissen, doch mir war klar, dass irgendwo hinter uns noch andere Soldaten sein mussten, die mir auf diesen Moment warteten, um mich dann zu stoppen.
„Na schön, Keller also! Allerdings habe ich keinen blassen Schimmer für wenn ihr mich haltet, oder was ihr von mir wollt. Ihr könnt mich also auch gleich frei lassen, damit ich wieder meiner alltäglichen Arbeit nachgehen kann!" Ich wusste es war sinnlos, doch ich wollte das alles nicht so stehen lassen. Schließlich hatte ich wirklich keine Ahnung von was diese Männer redeten.
Ich erwartete ein Zerren an den Fesseln, oder irgendwas in dieser Art, doch als ich meinen Blick nach hinten warf, sah ich nur ein schmunzelndes Gesicht. „Tja, diese Aussage ändert leider nichts", murmelte Aslan und drängte mich weiter.
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In der Zelle war es dunkel und kalt. Ich hätte niemals gedacht, das ich jemals in sowas sitzen würde und verzweifelt versuchen würde einen Fluchtplan zu schmieden. Doch nun stand ich vor dieser Zelle. Atlan schubste mich nach vorne, doch irgendwie hatte ich das Gefühl, dass er es deutlich fester hätte machen können. Insgesamt war ich mir in unklaren, was ich über diesen Mann denken sollte.
Ich drehte mich um und starrte auf seine Hände, die lautlos den Schlüssel der Zelle umdrehten und meine Verzweiflung an den Höhepunkt trieben. Ich wollte schreien, gegen die Zelle schlagen, doch ich hielt mich zurück.
Dann ließ ich mich unvorsichtig auf den Boden fallen und rieb mir über meine schmerzenden Knöchel und Handgelenke. Wenigstens hatte ich hier keine Fesseln mehr.Ein leises Flüstern ließ mich hochschrecken. Ich starrte in Atlans Augen. Sein Blick schien mich zu durchbohren und ein Schauer lief mir über den Rücken. Er öffnete seinen Mund und flüsterte, „Verlier nicht deine Hoffnung, Prinzessin", bevor er sich umdrehte und verschwand.
Heute mal ein etwas längeres Kapitel. Hoffe aber es hat euch trotzdem gefallen.
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The dark Crown
FantasyEine verbotene Liebe. Eine Königin ohne Herz. Ein Mädchen, stärker als die Asche. Dunkel wie Asche und kalt wie Schnee, das ist das Reich Artasia. Runa ist eine der ärmeren Leuten auf dem Land. Doch als ihre Schwester ermordet wird, beschließt sie s...