⚜️ 11. Kapitel ⚜️

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Cain

Normalerweise, würde er jetzt an den Toren des Plastes stehen um Eindringlinge fern zu halten, heute hatte er jedoch frei. Er hatte nur selten frei, verbrachte selten Zeit mit seiner Familie.
Und obwohl er heute frei hatte, sah er sie nicht. Sie lebten in einer Stadt, außerhalb des Palastes. Eskera, so glaubte er sich zu erinnern, hieß sie.

Seine Eltern besuchten ihn ab und zu, wenn sie vorbei kamen um wichtige Dinge zu erledigen, die Königin zu ehren, oder etwas teures zu kaufen. Sie besaßen nicht wenig Geld, jedoch gehörten sie auch nicht zu den reichsten in der Stadt. Wenn Cain an seine Familie dachte, spürte er eine Schwere in sich aufkommen. Meist versuchte er sie dann, wie heute, zu unterdrücken, indem er auf den Markt ging.

Auch heute wollte er dort seinen freien Nachmittag verbringen. Obwohl die Sonne schon tief stand, hielten sich noch viele Menschen zwischen den Ständen auf. Cain ging gemütlich an einigen von ihnen vorbei, bis er an einem weißen Zelt ankam. Der Geruch von Kräutern und anderem stieg ihm in die Nase.

Interessiert drehte er sich zu dem Eingang und warf einen Blick hinein. Sein Atem stockte als er hinter einem Tisch eine Frau sah. Ihr Alter konnte er kaum einschätzen, auch ihre Kleidung war außergewöhnlich und der Geruch nach Kräutern doppelt so stark wie draußen. Schnell wurde ihm klar, wo er hier gelandet war. Es war die alt berüchtigte Wahrsagerin aus der Stadt. Man sagte sich, es gäbe sie nur ein einziges Mal in ganz Artasia. Einige sahen sie als eine Allmächtige, die meisten waren jedoch der Meinung ihre Wahrsagungen wären eine Ausrede um den Leuten Geld abzunehmen.

Gerade wollte er sich abwenden, als sie murmelte, „Setzt dich doch mein Lieber."
Ihre Stimme klang rauchig und dunkel und doch erinnerte er sie nicht an eine alte Frau, eher an jemanden in seinem Alter. Er blinzelte kurz, bevor er ein zweites Mal in ihre Augen sah. Sie schimmerten leicht schwärzlich. Sie ging einen Schritt auf ihn zu. Am liebsten wäre er aus dem Zelt gerannt, hätte sich sein Schwert gegriffen und hätte sich wenn nötig verteidigt, so wie er es immer tat. Aber er blieb wie versteinernd stehen, wagte sich kaum zu bewegen.

„Setz dich.", sagte sie wieder und deutete mit einer Hand auf den Stuhl der ihr gegenüber stand. Langsam ging er auf den Stuhl zu, als könnte er ihn verletzten. Das weiche Polster war angenehm und schmiegte sich an sein Bein.

Sie lächelte ihn an, als würde sie ihn seit Ewigkeiten kennen. Aber dies war nicht so. Sie kannten sich nicht, hatten sich nie zuvor jemals gesehen.

Cain lächelte weder zurück, noch schien er anwesend zu sein. Er sah aus als hätte er sich in seinen Gedanken verloren, für immer. Doch dann blinzelte er und sah der Frau mit einem undurchdringlichen Blick in die Augen.

„Du brauchst dringend meine Hilfe mein Lieber", murmelte sie und fing an in einem Buch zu blättern, was aussah, als würde es schon ewig existieren. An den Rändern sah es abgegriffen und dreckig aus. Auch die Seiten waren vergilbt und der Inhalt nur noch schwer lesbar.

Cain schüttelte den Kopf. „Ich werde wohl kaum etwas für diese alberne Hexerei zahlen. Also auf hoffentlich nimmer Wiedersehen." Er wollte sich erheben und das Zelt und seine Inhaberin verlassen, als er einen leichten Druck an seinen Schläfen verspürte.

Er blieb stehen und drehte sich um. Vor ihm stand die Frau und legte ihm eine Hand auf die Schulter. Er wollte sie herunterschütteln, blieb jedoch wie versteinert. Eine Alarmglocke schellte in ihm und drängte ihn so schnell wie möglich alles hinter sich zu lassen, doch er konnte sich nicht fortbewegen.

Ihre Hand legte sich auf seinen Nacken und lies ihn erschaudern. Sanft strich sie ihm über die Brust, während sie um ihn herumschlich. Er kam sich vor wie die Beute einer bissigen Bestie und Angst stieg in ihm empor.

„Aber es ist doch so schön mit dir", hauchte sie in sein Ohr, bevor sie sich wieder vor ihm stellte. „Du wirst nicht zahlen müssen, ich schenke dir etwas, wenn du bleibst, nur für einen Moment." Ihre Lippen formten sich zu einem boshafte Lächeln und für einen Moment, hatte er das Gefühl betäubt zu sein.

Cain setzte sich ohne Widerspruch auf den Stuhl und starrte wie gebannt in ihre Augen. Das Schwarz in ihnen schimmerte und glänzte kühl. Er hatte das Gefühl sich in den Tiefen der Augen zu verlieren. „Rette mich.", flüsterte die Frau wieder und legte eine Hand auf seinen Arm. Eine unerbittliche Kälte ging von ihr aus und schien tief in seine Seele einzudringen.

Er wollte seinen Arm zurückreissen, doch es schien ihm unmöglich. Das Sonnenlicht, was durch eine schmale Öffnung an der Zeltwand fiel, brachte sein braunes Haar zum schimmern und legte sich wie ein wärmender Schatten um ihn. Kurzzeitig hatte er das Gefühl von Wärme, doch sofort übernahm die Kälte in ihm die Oberhand.

„Finde sie für mich. Oder sterbe." Die Stimme der Frau wurde auf einen Schlag düster und Rau. „Suche solange bis du sie hast, aber sei vorsichtig, ich will sie lebendig!"

Das war es also das kleine Geschenk. Eines was er sich nie gewünscht hätte. Einen Menschen einfangen, oder sterben. Er atmete lautlos aus. Er konnte an nichts mehr denken, außer an dieses eine Wort, sterben.

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Als Cain Das Zelt verließ zitterte er am ganzen Körper. Die Kälte ebbte langsam ab, jedoch spürte er noch immer etwas Düsteres in sich. Etwas, das eingesperrt war, in ihm. Etwas dass darauf wartete auszubrechen, nur um sich der Dunkelheit Artasias zuzuwenden.

Am liebsten hätte er geheult, doch er war ein Mann. Er durfte nicht seine Schwächen zeigen. Gedankenverloren machte er sich zurück auf den Weg in seine Unterkunft. Finde sie für mich. Oder sterbe. Er hielt den Atem an. Wie konnte es soweit kommen? Warum war er nicht einfach gerannt?

Er schrie sich an. Warum hatten die Götter ihn nicht wenigstens dieses eine Mal in Schutz genommen? Magie, flüsterte ihm sein
Gehirn zu. Magie, du weißt es es war dunkle Magie, du willst es nur noch nicht wahr haben.

Chain schüttelte den Kopf. Er hatte nie an Magie geglaubt. Für ihn waren es Märchen und Mythen, doch wie schnell konnten all diese Geschichten zur Wahrheit werden?

Wie hat euch Cains Sicht gefallen?
Tatsächlich bin ich mit diesem Kapitel nur so halb zufrieden, da ich das Gefühl habe, das earwax fehlt, bzw. ich etwas wichtiges übersehen habe. Ich habe das Kapitel trotzdem veröffentlicht, da ich schon lange an ihn arbeite und der Meinung bin dass es das Beste ist, es einfach mal ruhen zu lassen.

Vielleicht habt ihr ja Ideen oder Anmerkungen was fehlen könnte (Wenn ihr der Meinung seid, das nichts fehlt, schreibt es auch gerne).

Trotz alle dem,
seid ihr gespannt was er mit Runas Geschichte zu tun hat?

(Wie immer gerne Konstruktive Kritik;-))

The dark CrownWo Geschichten leben. Entdecke jetzt