Wie es hätte sein sollen

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"Was genau hast du vor?", fragte Grant. 

"Adrien und ich haben Pläne mit Roger. Wir wollten damit eigentlich abwarten, bis Beatrice sich besser eingelebt hat. Aber so wie es aussieht, haben wir nicht die Zeit dazu." 

Er wandte sich an Roger. "Halt dir das Wochenende frei. Adrien und ich müssen das im Detail mit dir durchsprechen. Das ist nichts, was man mal schnell zwischen Tür und Angel bereden kann."

Roger und ich wechselten einen besorgten Blick. Was auch immer er und Adrien ausheckten, ich bezweifelte, dass es gut war. Jarvis sah nicht so aus, als würde er jetzt näher auf seine Pläne eingehen wollen. Er lenkte das Thema stattdessen wieder auf die Videos zurück.

"Fürs Erste will ich wissen, wer uns gefilmt hat. Die Person war nicht zufällig dort. Dazu sind die Aufnahmen zu gut", sagte er. "Das heißt, jemand hat mich schon seit längerem im Visier."

"Du denkst, sie bereiten einen Anschlag auf dich vor. Aber wieso sollten sie dann dieses Video teilen?", fragte Grant. "Soll das eine Art Warnung sein, wegen Beatrice?"

"Möglich. Vielleicht stecken aber auch Leute dahinter, die nicht unmittelbar Teil der neuheilig-orthodoxen Gemeinde sind."

"Das würde zumindest erklären, warum ihr Bruder erst jetzt davon Wind bekommen hat." Grant seufzte. "Was jetzt?"

Jarvis lehnte sich im Stuhl zurück, verschränkte die Finger ineinander. "Zuerst brauchen wir  mehr Infos. Meine Leute beschaffen mir die Überwachungsvideos aus dem Einkaufszentrum. Wenn wir die Person überprüfen, die uns gefilmt hat, finden wir vielleicht raus, wer genau hinter der Sache steckt. Sobald ich weiß, wer das Zeug hochgeladen hat, kann ich rechtlich dagegen vorgehen. Die Videos sperren lassen, so gut es geht."

"Du willst denjenigen verklagen?" Roger klang etwas ungläubig.

"Was? Ist das so abwegig? Manche Schlachten kann man durch Anwälte besser gewinnen als durch Gewalt."

Ich hatte dem Gespräch vom Sofa aus gelauscht, aber bisher kaum ein Wort dazu gesagt. Mag sein, dass Jarvis wegen des Videos nicht gleich durchdrehen würde. Aber was wenn Luca mich hier tatsächlich rausholen wollte? Wenn er mit ihm aneinandergeraten würde? 

Egal wie sehr die Progenitoren nach Außen hin die braven Bürger spielten, Roger und ich wussten es besser. Vampire wie Grant konnte man vielleicht ansatzweise als normal bezeichnen, doch ihre Herren waren in meinen Augen tickende Zeitbomben.

Wenn meine Familie Probleme machte, was würde Jarvis dann tun? Falls Grant nicht ein kleines Wunder gelungen war, dann zweifelte ich stark daran, dass sich Jarvis gut genug im Griff hatte. Wenn die Kirche Leute schickte, um mich hier rauszuholen, würde das ohne Zweifel blutig enden.

Diese Vorstellung machte mir unglaubliche Angst. Ich nahm einen zittrigen Atemzug. "Was ist mit meinem Bruder?"

Jarvis verstummte. Er rieb sich den Nacken. Nach einer Weile seufzte er. "Du hast Angst, dass ich ihm etwas antue, wenn er hier aufkreuzt. Richtig?"

Ich nickte zögerlich. Er überlies Roger wieder den Platz am Laptop und schlenderte zu mir. Als er sich neben mir auf die Couch setzte, wäre ich am liebsten davongelaufen. In diesem Moment war ich unglaublich froh darüber, dass ich nicht mit ihm alleine war.

Es dauerte eine Weile, bis er anfing, zu reden.

"Ich hab nicht vor, die selben Fehler zwei mal zu machen, da kannst du dir sicher sein. Ich werd deiner Familie nichts tun, selbst wenn sie sich querstellen. Du hast mein Wort. Ob du mir das jetzt glaubst oder nicht, steht vielleicht in den Sternen. Aber mein Wort steht."

In seinen FängenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt