Kapitel 31

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"Scheiße, scheiße, scheiße", fluchte ich leise, während ich mich in mein gerade viel zu enges Kleid zwang, obwohl ich meinen BH nicht einmal richtig zu gemacht hatte. Meine Hände zitterten so sehr, dass mir der Zipper immer wieder entglitt und ich erneut fluchte. Chase, der sich gerade das T-Shirt über den Kopf zog, kam mir zur Hilfe und zog den Verschluss vorsichtig hoch, wobei er mit seinen rauen Fingern meine Haut streifte. Normalerweise hätte sich bei der Berührung wohl eine aufregende Hitze in meinem Körper ausgebreitet, jetzt war mir nur bitterlich kalt. Immer wieder echote die Stimme von Mum in meinem Kopf, wie sie meinen Namen flüsterte und schließlich die Verbindung abgebrach. Es fühlte sich an, als würde jemand meine Kehle zuschnüren und mir immer wieder in die Magengrube boxen. Ich schnappte mir meine Schuhe, die neben dem Bett lagen, und wollte gerade das Zimmer verlassen, als mich jemand am Arm zurückhielt.

"Kiara", hauchte Chase und sah mich eindringlich an. Ich schüttelte nur den Kopf und wollte mich aus seinem Griff befreien.

"Ich fahr dich", kündigte er an, umfasste meine zittrige Hand und zog mich mit sich die Treppen runter. Auf wackligen Beinen folgte ich ihm nach unten und sofort dröhnte mir die laute Musik in die Ohren, die man von oben nur gedämpft gehört hatte. Wir drängten uns durch die Menge, wobei Chase ein paar aus dem Weg schubste, da sie kein Platz machen wollten. Gerade als wir zur Haustür raus wollten, hielt uns eine Stimme auf.

"Alter wo willst du hin? Du bist der Gastgeber", lallte Mason und taumelte mit seiner Flasche Bier in der Hand auf uns zu.

"Ich bringe Kiara Nachhause", antwortete Chase monoton und knapp. Mason sah zu mir rüber und als er bemerkte, dass ich am ganzen Körper zitterte und gerade vermutlich aussah, als hätte ich einen Geist gesehen, nickte er nur leicht verwirrt und drehte sich wieder um. Chase kramte kurz in seiner Hosentasche zum, bevor er mit mir zu seinem Auto lief und mir die Beifahrertür aufhielt. So sehr ich es auch wollte, ich konnte mich keinen Zentimeter rühren. Als er merkte, dass ich keine Anstalten machte einzusteigen, legte er behutsam eine Hand unter meine Kniekehlen und die andere unter meine Arme. Er versuchte ruhig zu bleiben, doch ich spürte, dass er sich beherrschen musste, nicht sofort loszufahren. Anschließend schnallte er mich noch an, ehe er die Tür zuknallte, um seinen Wagen lief und sich auf dem Fahrersitz nieder ließ. Sofort startete er den Motor und rollte über die Einfahrt. Ich schaffte es gerade so ihm meine Adresse zu zu murmeln und starrte nach draußen.

Mein Herz schlug mir immer noch heftig gegen meinen Brustkorb und auch meine Hände, die auf meinem Schoß lagen, wollten nicht aufhören zu zittern. Plötzlich spürte ich eine warme Hand, die auf meinem Oberschenkel und somit auf meiner Hand lag. Chase warf mir einen kurzen Seitenblick zu und sah mich aufmunternd an. Der Alkohol sowie der Rausch waren in den Hintergrund gerutscht und das einzige, was gerade in meinem Kopf schwirrte, war die Sorge um meine Mum.

Der Motor war nicht einmal ausgeschaltet, als ich bereits die Tür aufriss und zu unserer Haustür stürmte. Mit bebenden Händen fischte ich den Haustürschlüssel aus einer Vase neben der Haustür und versuchte ihn ins Schloss zu schieben. Erst nach drei Anläufen klickte es und die Haustür schwang auf. Sofort eilte ich in den Flur und sah mich um. Chase dichte Schritte hinter mir nahm ich gar nicht richtig war. Zuerst lief ich in die Küche, wo das Licht brannte, doch dort war niemand. Zunächst rannte ich ins Wohnzimmer und selbst dort war meine Mum nicht. Mein Herz raste noch schneller und meine Nerven waren so ziemlich am Ende. Als nächstes stürmte ich die Treppen hoch und als ich im Badezimmer das Licht flackern sah, atmete ich tief ein.
Mit schnellen Schritten lief ich ins Bad und als ich den Anblick vor mir sah, erstarrte ich. Meine Handflächen wurden feucht und ein kalter Schauer jagte mir den Rücken herunter. Als Chase neben mir zum Stehen kamen, weiteten sich auch seine Augen. Ich hielt die Luft an und bewegte mich kein Stück.

Seven Minutes In HeavenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt