Epilog

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Zwei Jahre später

Mit schweren Schritten stieg ich aus dem Auto und drückte die kühle und verrostete Klinke runter, als ich an dem Tor ankam. Langsam öffnete ich es und lief hindurch. Es wehte ein leichter Wind, der meine Haare durcheinander brachte und mich frösteln lies. Ich zog den dicken Mantel noch enger an mich und zog meine Mütze ein wenig tiefer in die Stirn. Schweigend lief ich den Weg entlang und außer der Besitzer, der gerade die Blumen goss, war keine Menschenseele hier. 

Schließlich kam ich an meinem Ziel an und kniete mich davor. Dann legte ich die roten Rosen, die ich die ganze Zeit in der Hand hielt, vorsichtig auf den Stein. Eine Weile verharrte ich noch in meiner Position, bis ich mich langsam wieder aufrappelte. Als ich wieder aufrecht stand, legten sich zwei Arme um mich. Vorsichtig tätschelte ich die Hand, die sich um meinen Bauch schlang.

"Ich vermisse sie", wisperte die raue Stimme hinter mir. Dann drehte ich mich langsam um und umfasste das Gesicht meines Gegenüber.

"Ich hätte sie wirklich gerne kennengelernt", flüsterte ich leise und strich behutsam über seine Wange. Er schmiegte sich gegen meine Hand, was mir ein kleines Lächeln auf die Lippen zauberte und schloss seine Augen.

"Sie hätten dich geliebt", antwortete er und öffnete seine Augen wieder. Dann richtete sich sein Blick wieder vor uns und auch ich drehte mich wieder nach vorne.

Aubrey & Philip Johnson

"Meinst du?", fragte ich leise. Ich spürte, wie er nickte, woraufhin ich mich an seine Brust kuschelte.

Wir blieben noch eine ganze Weile auf dem Friedhof, bis die ersten Regentropfen auf uns hinab prasselten.

"Lass uns wieder gehen", hauchte er. Ich nickte und drehte mich wieder zu ihm. Grüne Augen strahlten mir entgegen, die auch heute noch mein Herz schneller schlagen ließen. Er nahm meine Hand, die bereits eiskalt war und ging anschließend wieder mit mir zurück.

Ich lief neben ihm her und betrachtete die kleine Nabe, die über seiner linken Augenbraue abgezeichnet war und wie immer, wenn ich daran zurückdachte, breitete sich eine Gänsehaut auf meinen Armen aus und mein Hals schnürte sich zu. Aber dann dachte ich daran, dass er es geschafft hatte.

Chase hat es geschafft.

Ich müsst wissen, an dem Abend, wo er den Autounfall hatte, wäre ich vor Angst vermutlich fast in Ohnmacht gefallen. Wir sind so schnell es ging in das einzige Krankenhaus gefahren, wo er hätte eingeliefert werden können und ich kann mich noch genau dran erinnern, dass ich die Frau an der Rezeption so sehr angeschrien habe - und nein es war nicht Rose -, dass Jolene schon befürchtet hat, dass wir gleich rausgeworfen werden. Doch als mir gesagt wurde, dass er es überlebt hat, fiel mir ein Stern vom Herzen und ich konnte das erste Mal wieder frei atmen.

Es dauerte einige Wochen, wenn nicht sogar Monate, bis er wieder fit war, doch nun war er wieder gesund und hatte glücklicherweise keine Folgeschäden mit sich zu tragen. Es ging ihm wieder gut und das war das wichtigste.

"Woran denkst du?", ertönte Chase Stimme neben mir. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass wir bereits an seinem Auto angekommen waren. Lächelnd schüttelte ich den Kopf und sah zu ihm auf.

"Ist nicht so wichtig." Ich öffnete die Beifahrertür, sprang schnell in das warme Auto rein und schloss die Tür anschließend wieder. Chase lies sich auf der Fahrerseite nieder und startete gleich darauf auch schon den Motor.

"Sofia wartet schon auf uns", kam es dann von ihm. Empört sah ich zu ihm rüber.

"Ihr habt tatsächlich Nummern ausgetauscht?", lachte ich ungläubig auf. Er warf mir kurz einen Blick zu und grinste breit.

"Na klar. Und sie hat mir eben grad sogar geschrieben, dass sie mich lieber hat, als dich", antwortete er und sein Grinsen weitete sich, als er mein verächtliches Schnauben hörte.

Und ja, ihr habt richtig gehört. Meine Mum hat den Krebs überstanden. Aber ich wusste tief in mir drin, dass sie es schaffen würde. Denn sie war stark, stark genug, um dem Krebs in den Arsch zu treten und ihn zu besiegen. Mittlerweile geht es ihr blendend und sie hat Chase noch mehr ins Herz geschlossen, wenn das überhaupt geht.

"Ich hasse dich", grummelte ich vor mich hin und verschränkte eingeschnappt die Arme vor der Brust. Dann spürte ich eine warme Hand auf meinem Oberschenkel, die die Schmetterlinge in meinem Bauch Amok laufen ließen.

"Red kein Unsinn, Kiara. Wir wissen beide, dass du mich liebst"

Und da hatte er recht.

Ich liebe ihn. Und das vom ganzen Herzen.

Seven Minutes In HeavenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt