Kapitel 29

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Dylan's POV:

Sobald wir drei durch die Tür waren, schloss ich sie zweimal ab. Auf der Straße hatte ich mich die gesamte Zeit lang paranoid umgeschaut, doch ich war das Gefühl nicht losgeworden, dass Alex hinter jeder Ecke und aus jedem Hauseingang hätte hervorbringen können. Es gefiel mir ganz und gar nicht, dass er solch eine Macht über mich hatte.
Ich hasste es.

Während Nelli mit gesenktem Kopf im Wohnzimmer verschwunden war, standen Thomas und ich nun schweigend im Flur. Das Beruhigungsmittel hatte angefangen nachzulassen, doch noch immer war Thomas ruhig.
Ruhiger, als ich es erwartet hatte. Sein Blick wirkte, nein, war völlig abwesend. Stumm und mit leeren Augen suchte er den gesamten Flur ab, ich hatte keine Ahnung wonach.

Mit einem Schritt war ich bei ihm und nahm langsam seine Hände in meine. "Wir gehen sofort morgen zur Polizei, okay?", fragte ich vorsichtig. Noch immer schaute Thomas mich nicht an, er starrte geradewegs an mir vorbei gegen die kahle Wand. "Bitte sag etwas... Irgendwas... " Allmählich wurde ich verzweifelt, ich wusste einfach nicht was ich tun oder sagen musste, um ihn zurück zu mir zu bringen.

Nachdem er eine ziemlich lange Zeit geschwiegen hatte, nickte er dann kaum merklich. Plötzlich wurde sein Blick klar, aber hart und undurchdringlich.
"Ich will jetzt nicht darüber nachdenken", antwortete Tommy nach einer weiteren Ewigkeit und hatte in nächsten Moment seine Lippen auf meine gelegt.

Dieser Kuss war fordernd und ließ keine Fragen zu. Eine Sekunde lang war ich überrascht.
Thomas forderte nie etwas.
Thomas hat noch nie etwas verlangt.
Und es war ein seltsamer Moment, um damit anzufangen. Natürlich würde ich mich freuen, wenn er endlich selbstsicherer werden würde, aber nicht nach diesem Vorfall.

Doch in diesem Augenblick war es mir egal. Ich war fast genauso fertig wie Thomas, hatte es ebenso satt, von Alex herumgeschubst zu werden. Ab morgen würde sich das ändern. Wir würden die Polizei über alles informieren. Es lag nur daran, wie sicher Thomas morgen war. Nur er kannte die ganze Geschichte. Ich hatte Alex ja nur ein einziges Mal selbst gesehen. Aber egal was Tommy morgen brauchen würde, ich würde ihm helfen.

Bevor Thomas es sich anders überlegen könnte erwiderte ich den Kuss und zog ihn an seinen Seiten näher an mich heran. Thomas selbst verschränkte seine Hände in meinem Nacken und vertiefte den Kuss. Irgendwann löste ich mich von ihm und holte schwer atmend Luft. Es war unglaublich, was er mit mir machte. "Was ist?", fragte Thomas, und es war nicht zu überhören, dass auch er etwas um Atem rang. Seine Stimme zitterte leicht.

Ich schüttelte einen Moment einfach nur den Kopf, dann zog ich ihn eng an mich heran und schlang die Arme um ihn.
In dieser Sekunde war es zu viel für mich.
In dieser Sekunde brauchte ich nichts als Tommy und dass er für mich da war. Ich wusste selbst nicht woher dieser plötzliche Gefühlsumschwung kam. Nach kurzem Zögern legte auch Thomas seine Arme um mich und zog mich enger an sich heran.

"Ich hatte heute echt scheiß Angst", gestand ich schließlich leise. Ich bemerkte erst, dass ich weinte, als mich ein Schütteln durchfuhr. Ich war müde, gestresst und einfach nur überfordert. Mit allem. "Ich auch", entgegnete Tommy. "Hey, hey, es ist alles okay", versuchte er schnell mich zu beruhigen als ich fühlte, dass erneut ein Schütteln meinen Körper durchfuhr.

Wir beide wussten dass es gelogen war. Nichts war okay. Aber für diesen Augenblick konnten wir nichts anderes tun als zu hoffen, dass es irgendwann wahr sein würde. Wir beide taten das. Ich meine, die Hoffnung stirbt zuletzt, richtig? Und in diesem Moment war mir auch egal, dass ich sonst derjenige war, der Thomas beruhigte.

Den restlichen Nachmittag verbrachte Thomas mit dem kläglichen Versuch eine Zeichnung von Nelli anzufertigen und ich damit, alle 10 Minuten aus den Fenstern zu schauen.
Als würde Alex so dämlich sein um nach seiner Aktion tatsächlich bei uns aufzutauchen. Aber man konnte nie wissen.

Als es schließlich dunkel wurde gingen Tommy und ich früh nach oben und legten uns ins Bett. Während im Hintergrund irgendein Serienvorschlag von Netflix auf meinen Fernseher lief, lagen Tommy und ich eng beieinander unter der angenehm warmen Decke. Thomas hatte seinen Kopf an meine Schulter gelehnt und fuhr mit seiner Hand unter der Decke über mein Shirt.

Alleine ihm so nah zu sein ließ mich all die Dinge, die heute passiert waren, wenigstens für den Moment vergessen. "Hm?", gab Thomas fragend von sich und schaute mich von unten an. Erst da wurde mir klar, dass ich ihn die ganze Zeit über angestarrt hatte. Leicht lächelnd schüttelte ich den Kopf, schwieg aber.

"Ich liebe dich", stieß ich plötzlich und völlig unvorbereitet aus. Thomas Augen wurden riesig und ich spürte, wie er den Atem anhielt.
Ein überraschte "Oh..." kam aus seiner Richtung. "Du musst nicht darauf antworten", sagte ich, als mir bewusst wurde, dass keine Antwort von ihm kommen würde. "Ich wollte nur, dass du es weißt." Kaum merklich nickte Tommy, doch starrte mich weiterhin an.

Ich konnte nicht wirklich sagen, dass ich enttäuscht von seiner Reaktion war. Es war etwas anders. Ich wusste einfach, dass Tommy jetzt in diesem Moment noch nicht bereit für seine Erwiderung war.
Und das war in Ordnung für mich.

"Morgen regeln wir alles", sagte ich leise und presste meine Lippen auf Thomas Stirn.

Ich werde sehen, wie viele Kapitel ich am Wochenende uploaden können werde, aber ich gebe mein bestes✨

Please stay (Dylmas au) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt