Eine Traumwelt wird zur Wirklichkeit

.Reality.

"Guys, I know it's the last lesson, but I need your attention."

Denkt sie wirklich, irgendjemand hört ihr noch zu? Ich meine wir sind pubertierende Teenager, die die Schule hassen und schnellstmöglich in die Ferien wollen. Noch dazu, war sie einer der Lehrer, die die ganze Klasse hasst. Ihr hörte niemand gerne länger als fünf Minuten zu.
Sie ist einfach zu pingelig.

Einmal hat sie mir doch tatsächlich einen Eintrag gegeben, weil ich eine Hausaufgabe nicht in einer 'angemessenen' Form gemacht habe. Ich meine, geht's noch? Ich habe diese Hausaufgabe um 2 Uhr nachts gemacht, denkt sie, ich würde dann noch darauf achten, dass ich alles fein säuberlich notiere?!

Es ist immer noch recht laut in der Klasse, doch Frau Gel macht einfach weiter.

"Please analyse the poem and find out in which tense form the text was written." Nein, wie kommt sie nur immer auf solche Aufgaben? Sie hat mich mit ihrem Unterricht schon genug in der Grammatik verwirrt und jetzt auch noch sowas.
Ich mag ja die englische Sprache, aber die Grammatik ist echt zum heulen, wie bei jeder Sprache eigentlich.
Gelangweilt schaue ich auf das Gedicht. Ich bemühe mich sogar, ein bisschen nachzudenken, um die Aufgabe zu lösen-doch vergeblich. Für mich ist allein eine ganze Strophe in einer Zeitform geschrieben, was, nach einem kurzem Blick zu meinem Nachbarn, falsch zu sein scheint. Ich gebe es auf, da hilft auch kein Raten mehr. Ich will einfach nach hause in mein Bett und schlafen. Einfach abschalten, der Realität entfliehen und träumen.
Am liebsten von meinem Traumland.

Doch ich wette, das würde meine Mutter nicht zulassen, also dass ich mich ausruhen kann. Seid ich 10 bin, hält sie mir ständig Vorträge, dass ich selbständiger werden soll.
Es ist anstrengend.
Ich darf deshalb auch den ganzen Haushalt schmeißen, während sie sich um ihre Arbeit kümmert. Obwohl ich ihr das langsam auch nicht mehr glaube. Ja, sie ist eine gute Designerin, aber immer hin ist das ihr Haus, kann sie das nicht selbst putzen?!

Die Schulglocke lässt mich aus meinen Gedanken aufschrecken. Die ganze Klasse jubelt, Sachen, wie 'Endlich Ferien' oder 'Yes, wir haben's geschafft' dringen an mein Ohr.
Einerseits kann ich sie echt verstehen, ich freue mich auch auf die zwei erholsame Ferienwochen. Aber irgendwie ist meine Klasse auch lächerlich, schreien hier wie in so einem High School Musical Film herum.
Schnell packe ich meine Schulsachen ein, ziehe meine Jacke über und verlasse den Klassenraum. Die anderen nehmen mich sowieso nicht wirklich wahr. Eigentlich traurig, früher war das mal anders. Zu mindestens haben sie mich heute mal ignoriert, statt mich anzumotzen. Aber darüber will ich jetzt nicht nachdenken. Ich will einfach schnell nachhause, daher stöpsle ich mir meine Kopfhörer ins Ohr und laufe aus dem Schulgebäude.

Es regnet, eigentlich könnte ich auch die Bahn nehmen, aber ich will an die frische Luft. Irgendwie will ich die kühlen Tropfen auf meiner Haut spüren, sie geben mir das Gefühl von Geborgenheit.

Vollkommen durchnässt aber glücklich komme ich dann zuhause an. Wie zu erwarten ist nur meine Mutter zuhause, ich höre sie in ihrem Arbeitszimmer an der Nähmaschine arbeiten.
Es ist ihr Traumberuf, seit sie ein kleines Mädchen war. Sie hat es sogar geschafft sich von ganz unten bis nach oben auf zu arbeiten. Sie ist vielleicht nicht wirklich berühmt, aber sie verdient sehr gut damit.

Genau wie mein Vater, er ist geschäftlich sehr viel unterwegs. Was er genau macht, habe ich nie verstanden, aber naja ich liebe ihn trotzdem auch wenn er selten da ist. Er war wahrscheinlich schon in der ganzen Welt unterwegs und hat Sachen verkauft. Etwas, wofür ich ihn wirklich beneide.
Ich würde auch so gerne die Welt sehen. Nicht unbedingt die Sehenswürdigkeiten, um sie alle nach dem anderen abzuhaken, aber ich würde so gerne die Menschen dort kennenlernen genauso wie ihre Kultur.