Eine Traumwelt wird zur Wirklichkeit

.Just Talk.

Da steht sie mit ihren himmelblauen Augen und ich atme noch einmal tief durch, um den Rest Mut zusammenzukratzen.
"Können wir reden?" Ich merke, wie Anu neugierig zwischen uns her guckt.
Überaschenderweise verkneift sie sich sogar ein Kommentar.

"Ich gehe schon mal zum Frühstück." Damit verlässt sie die Hütte und schließt die Tür hinter sich. Wir beiden stehen uns gegenüber und sie schaut mich wartend an.

"Sirai, ich will mich noch einmal für gestern entschuldigen. Wirklich das hast du nicht verdient. Vergiss am besten meine Worte." Nervös knete ich meine Finger hinter meinem Rücken und blicke Sirai an. Zuerst zeigt sie keine Reaktion, ich warte darauf, dass sie mich anschreit, meine Entschuldigung akzeptiert oder einfach aus der Hütte verschwindet, doch nichts dergleichen passiert.
Sie seufzt.

"Lope, wieso schämst du dich für das, was du getan hast?" Unsicher schaue ich sie an.

"Nun, es war halt nicht richtig, dich so anzugreifen. Außerdem habe ich gesehen, wie es dich verletzt hat." Energisch aber ruhig schüttelt sie den Kopf

"Ich war nicht verletzt. Ich habe nur verstanden, dass du nicht darüber reden willst und bin gegangen. Doch mir ist klar geworden, dass das falsch war." Mein Herzschlag beschleunigt sich und ich lege meine Stirn immer mehr in Falten.
"Ich bin für dich da. Ist dir denn nicht bewusst, dass du sowas manchmal brauchst? Jeder von uns muss seine Gefühle manchmal zeigen. Manche mehr als andere, aber auch du brauchst das." Jetzt verstehe ich gar nichts mehr.

"Ich verstecke meine Gefühle doch gar nicht.", wiederspreche ich leicht verärgert.

"Machst du wohl. Sogar jetzt, du kannst nicht alles in dich hinein fressen. Rede über deine Gefühle!" Obwohl sie nicht laut wird, staut sich immer mehr Wut in mir auf. Das wird mir hier zu blöd, ich wollte mich einfach nur entschuldigen und jetzt so etwas.

"Erzähl das jemand anderen.", damit verlasse ich die Hütte einfach und schleudere aufgebracht die Tür hinter mir zu. Ich verstecke gar nichts. Okay, ich habe Geheimnisse vor ihnen, aber das haben sie sicherlich auch. Wir kennen uns seit knapp fünf Tagen, denkt sie, ich würde da jedem meine Lebensgeschichte erzählen?

Ich nähere mich dem Widow und öffne immer noch wütend die Tür. Ich kann meine Gedanken gar nicht in Worte fassen, so überrumpelt fühle ich mich.
Als ich jedoch rein komme, umhüllt mich sofort eine andere Atmosphäre, ich sehe Melody und Gizette laut lachen und Lars, wie er versucht mit einer Banane sein Publikum zu unterhalten.
Verwirrt blicke ich zu der Menge am Tisch, die mich langsam bemerkt und gut gelaunt zu mir blickt.

"Oh siehe da, wer kommt denn da.", spricht mich Lars mit einer hohen und fröhlichen Stimme an, wobei er die Banane an seinen Mund hält, sodass sie ein Lächeln zeigt.
"Die Hexe vom Himalaya.", fährt er mit einer tiefen Stimme und mit einem Banane-nach-unten-Gesicht fort.
"Sie schaut so irritiert daher," sagt er fröhlich "als ob ich gar ein Monster wär.", beendet er grimmig seinen Satz.
Ich kann nicht anders und muss kurz auflachen. Amüsiert blicke ich zu den anderen, die ebenfalls den Reimen von Lars lauschen.

"Sie kann Lachen wer hät's gedacht," fährt er wieder fröhlich mit einigen Oktaven höher fort. "und wenn sie uns zu Tode lacht?", wieder mit einer tiefen Stimme und mit einem Bananen-Lächeln nach unten.
Ich schaue immer amüsierter und sehe, wie Melody und Gizette schon so sehr lachen, dass sie rote Köpfe bekommen. Nicht alle lachen so sehr, wie sie, aber jeder scheint doch auf eine Weise amüsiert zu sein.
Ich hätte wahrscheinlich auch nicht gelacht, aber die Ablenkung, und dass es so unerwartet kam, lockt meine positive Stimmung hervor.

"Lars bitte hör auf, ich kann nicht mehr." kommt es bittend von Melody, die immer noch flehend Luft holen muss. So sehr lacht sie mit Gizette, was die ganze Szene noch witziger macht.
Zu sehen, wie fertig Melody vom Lachen ist und zu hören, wie beide nicht aufhören können zu lachen, entlockt nun allen irgendwie ein Lachen, da es schon fast witziger ist als Lars ganzer Auftritt. Auch wenn ich sozusagen mitten in die Vorstellung geplatzt bin.