Wohlig sog sie die Midgard Luft ein und laut wieder aus. Auch wenn die karge Wüste für manch einer vielleicht nicht so anziehend war, Rachel war froh wieder hier zu sein. Was ihr aber im nächsten Moment sofort wieder ein schlechtes Gewissen bereitete. Loki war dort oben und musste vermutlich gerade durchdrehen! Wütend über diesen Gedanken schüttelte sie den Kopf. Sie war nicht sein Eigentum, Rachel konnte hingehen wo sie wollte!
„Trautes Heim, Glück allein“ murmelte Clint sarkastisch und betrachtete wie sich das Portal hinter ihnen schloss. Vor ihnen erstreckte sich die Basis. Kaum noch konnte man erkennen was damals passiert war als Loki sein Leben verloren hatte. Man hatte die Basis neu aufgebaut. Konfus sah sie zu Clint, der dazu ansetzte zur Basis zu gehen. Rachel folgte ihm.
In der Basis verstauten sie den Splitter in einem Behälter der nur mit einem Sicherheitscode geöffnet werden konnte, diesen bunkerten sie dazu noch im versteckten Lager. Doch das war es dann auch schon im der Basis. Rachel hatte auch keinen klaren Kopf um irgendwelche Fälle zu bearbeiten. Eigentlich konnte sie sogar schon zurück nach Asgard, doch darauf hatte sie absolut keine Lust. Auf ein Gespräch mit Loki war sie noch nicht vorbereitet, außerdem musste sie selbst erst einmal wissen, was sie nun wirklich wollte. Darum beschlossen sie in eine Bar zu gehen. Wodka gab es nämlich in Asgard nicht und sie könnte nun durchaus ein paar Gläschen vertragen. So zu sagen der Ausklang der gewonnenen Schlacht.
Am Abend fanden sich beide in eine kleinen, unbekannten Bar wieder. Während Clint sich einen Whisky gönnte bestellte sich Rachel ein Wodka Orange. Die ganze Zeit redeten sie über belanglose Dinge, während Rachel versuchte die Gedanken an Loki zu verdrängen. Es funktionierte ganz gut doch nach ein paar weiteren Gläsern drehte sich der Raum um sie schon langsam und die Barrikade fiel mit jeder Sekunde. Rachel wollte zu einem Satz ansetzen, als plötzlich ein Lied aus dem alten Radio klang. Sie kannte es nur zu Gut, hatte es aber in den Jahren in ihrem Gedächtnis archiviert.
Das Lied hieß Jerusalem die Künstler kannte sie nicht. Doch die Erinnerung an einen Menschen, an den sie lange nicht mehr gedacht hatte, kamen auf. Die schönen Erlebnisse und der Verlust. Ein Lächeln zierte ihre Lippen, doch begannen ihre Augen unter Tränen zu glitzern.
„Rachel, ist alles in Ordnung?“ fragte Clint alarmiert und drehte sich zu ihr. Schniefend wischte sie sich die Tränen weg und nickte, kurz darauf schüttelte sie den Kopf.
„Das Lied erinnert mich an einen alten Freund...“ murmelte sie und senkte ihren Kopf.
„Erzähle es mir“ bat Hawkeye. Rachel lachte kurz auf als sie die Erinnerungen im Schnellgang durchlebte.
„Jo...“ begann sie und drehte ihr Glas zwischen den Händen, „Ich habe ihn durch eine Freundin kennengelernt, ich habe heute keinen Kontakt mehr zu ich. Er war ihr Stiefvater“ murmelte sie und man konnte deutlich ihren Alkoholspiegel an der Stimme erkennen. Seufzend richtete sie sich auf und sah ihren Freund an.
„Jo war ein Mensch der in wenigen Sekunden dein Leben verändern konnte. Er war unser Peter Pan. Er sah die Welt wie kein anderer sie je sehen konnte, für ihn war sie ein Wunder, voller Geheimnisse. Die Unschuld eines Kindes trug er immer mit sich. Jo war nicht nur ein Frauenversteher, er war sehr gebildet und belesen. Oft trug er Gedichte vor, mit seinem Witz und seinem Charme. Aber kein Wort kann beschreiben was für eine Ausstrahlung dieser Mann besaß. Immer wenn ich Rat suchte, war er bereit seine Weisheit mit mir zu teilen, im nächsten Moment war er wieder der verspielte Bub, der die Daumen unschuldig auf dem Tisch drückte und einen Schuldbewusst anblickte. Viele haben ihn gehasst, doch noch mehr Leute liebten ihn. Er war unser Peter Pan...“ hauchte sie und die Tränen flossen über ihre aufgeheizte Wange.
„Was ist mit ihm passiert?“ wollte Clint aufmerksam wissen.
„Krebs“ Rachel zuckte mit den Schultern, „Speiseröhrenkrebs. Als ich die Meldung bekam saß ich stundenlang vor dem Laptop und suchte eine Möglichkeit. Ich fand sogar irgendwelche Australischen Beeren die sehr vielversprechend klangen... Das hab ich auch seiner Gattin mitgeteilt. Er kam auf die Liste. Weiter versuchten sie alles um ihn zu helfen...doch er schaffte es nicht. Er starb in den Armen seiner Frau und ich verfluchte mich dafür ihn nicht mehr gesehen zu haben. Ich war mit meiner Arbeit beschäftigt, hab versucht ihn zu besuchen, aber der Schmerz verändert Menschen. Er wollte niemanden mehr sehen. Ich hab ihn wohl das letzte Mal ein Jahr vor seinem Tod gesehen“ Rachel atmete laut auf.
„Das Leben ist so vergänglich. Niemand weiß wann seine Uhr abläuft... Jo hat mir sehr viel auf den Weg mitgegeben und dafür bin ich dankbar...aber einmal wäre ich noch gerne mit ihm zusammen gesessen, hätte mit ihm einen Caipirinha getrunken, eine Zigarette geraucht und über die Welt philosophiert. Nebenan auf seinem Grill seine Curryspieße und die Nachmittagssonne die auf unsere vollen Bäuche scheint. Sein rauchiges Lachen und das Strahlen seiner blauen Augen...ich hab immer gesagt er sah Robin Williams ähnlich...“ wieder Lachte sie als sie sein Gesicht vor ihr sah. Er war ein guter Mensch, zu früh musste er gehen...
Mitfühlend legte Clint einen Arm um sie und sah sie direkt an.
„Er war ein Teil deines Lebens und du trägst seine Geschichten weiter, dadurch lebt er, durch seine Familie, Freunde durch dich.“ Munterte er sie auf. Lächelnd sah sie ihn an.
„Ich möchte nach Hause...“ jammerte sie und legte ihren Kopf auf seine Schulter ab.
„Dann fahren wir zur Basis“ murmelte Clint.
„Nein, ich meine nach Asgard. Ich muss mit Loki ins Reine kommen“ murmelte sie und sah wieder auf. Clint bemerkte wohl etwas im Augenwinkel, denn sein Kopf drehte sich aufmerksam in eine Richtung und ein Lächeln huschte über seine Lippen.
„Ich glaube das kannst du früher als du glaubst...“ murmelte er. Verständnislos richtete sie sich auch und blickte in die Gleiche Richtung.
Loki hatte gerade die Bar betreten und seine suchenden Blicke trafen ihre. Zart lächelte er und schritt auf sie zu.
In Gedenken an eine alten, sehr weisen Freund, der den Kampf gegen den Krebs verloren hat und im März 2015 von uns gegangen ist. Ich kann keine Statuen bauen, keine Lieder schreiben.. keine Denkmäler errichten...Aber ich kann dich durch meine Geschichten durch die Welt tragen. Du hast jeden Menschen genommen wie er kam, hast uns zum Lachen und zum nachdenken gebracht. Du hast so viele Menschen berührt und bewegt. Es war mir eine große Freude einen Menschen wie dich kennengelernt zu haben. So oft habe ich von dir erzählt, deine Worte weitergetragen... Niemand kann dich beschreiben, kein Wort, keine Sprache könnte dein Licht auch nur annähernd erklären. Aber ich versuche es. Ich möchte kein Beileid, das gilt der Familie, aber ich möchte von ihm erzählen... Wir werden dich nie vergessen.
Unser Peter Pan, Jo
Danke dass du mich als deine Familie angenommen hast, du wirst immer in meinem Herzen bleiben
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Die Wildblume - Loki ff
FanfictionRachel Wilson ist der Inbegriff einer taffen Texanerin. Schlagfertig und Kämpferisch meisterte sie ihr nicht immer gut gelaufenes Leben. Dies blieb nicht unentdeckt. Die Geheimorganisation S.H.I.E.L.D. sah ihr Potential und nahm sie auf. So begann R...