Kapitel 27 - Die letzte Prüfung

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Aufmerksam schlich sie weiter durch den Wald zu ihrer letzten Prüfung, dabei rasten tausend Gedanken durch ihren Kopf. Vor allem der Gedanke an ihre Mutter. Sollte sie wirklich zu Heimdall gehen, wenn sie das alles überstehen sollte? Wollte sie wirklich ihrer Mutter gegenüber treten? Rachel war unsicher. Schon oft hatte sie sich die Frage gestellt, wie sie so sein würde, ob sie sich verstehen würden. Was wenn ihre Mutter sie nicht mochte? Ja, Rachel hatte Angst vor der Begegnung. Prüfend sah sie auf die Sanduhr und blieb erschrocken stehen. Fast die hälfte war schon durchgerieselt! Wie war das möglich? Rasch machte sie sich weiter auf den Weg. Ihre Schritte wurden immer schneller, bis sie schließlich zu rennen begann. Die Bäume rasten an ihr vorbei und ab und zu stolperte sie über ein paar Wurzeln. Vor ihr begann sich der Wald zu lichten und als sie die letzten Baumreihen passiert hatte stand sie auf einer Lichtung. Rachel blieb stehen. Die Lichtung war nicht sonderlich schön, das Gras war farblos und kahl. Ein paar raue Steine lagen verteilt herum und in der Mitte war ein Obelisk. Er sah zerfallen aus und Efeu wucherte um ihn herum. Um ihn herum war ein Seil gebunden, was ihre Neugierde weckte. Langsam näherte sie sich dem Stein, achtete aber genau auf ihre Umgebung. Dort angekommen schlich sie um den Obelisk herum. Irgendetwas war dort angebunden. Auf der Anderen Seite sprang sie erschrocken zurück. Anfangs sah sie nur verbranntes Fleisch...doch dann erkannte sie ihn.

Er hing einfach da, die Hände hochgebunden, den Kopf gesenkt. Die hälfte seines Gesichtes war verbrannt die hälfte der Haare fehlte ihm. Seine Rüstung war mit seinem Körper verschmolzen und eine Hand war so stark verbrannt dass nur noch geschwärzte Knochen da waren.

„Loki!“ keuchte sie entsetzt und prallte auf ihn zu. Zittrig nahm sie sein Gesicht in beide Hände und hob es hoch. Seine Haut fühlte sich nässend und schleimig an, was sie wenig störte. Er reagierte nicht.

„Loki, ich bin es!“ schrie sie mit tränen in den Augen. Wut kam in ihr auf. Was hatte Hel nur mit ihm gemacht!? Loki bewegte sich langsam und öffnete seine Augen. Eines hatte noch immer dieses wunderschöne Blau das andere war durchzogen von Blut. Eine Blaue und eine rote Iris sahen sie an und erkannten sie einfach nicht.

„Ich bin es, Rachel.“ Hauchte sie verzweifelt und begann bitterlich zu weinen.

„Du bist hier.“ Röchelte er gepresst. Plötzlich begann sein Körper zu zerfallen. Loki zerfiel einfach zu Asche und rieselte durch ihre Hände hindurch. Geschockt und nicht wissend, was sie dagegen tun konnte stand sie da und sah zu wie er verschwand und nur noch ein Häufchen Asche von ihm da war. Noch immer stand sie mit ausgestreckten Armen da, als würde sie seinen Kopf halten. Ihre Finger begannen sich zu verkrümmen und ihr Blick viel auf die Asche in ihren Händen. Langsam und zitternd ging sie in die Knie und ließ die Asche aus ihren Händen fallen. Gellend schrie sie auf und drückte beide Hände gegen ihr zerbrechendes Herz.

„Nein!“ schrie sie und krümmte sich vor Schmerz und Leid. Die Trauer war bodenlos, so weit war sie gereist um ihn erneut sterben zu sehen. Angewidert riss sie sich das Amulett vom Hals und warf es weg. Wenn sie ihn nicht retten konnte, dann würde sie hier bleiben und sterben!

Eine Zeit lang blieb sie einfach sitzen und weinte, bis keine Tränen mehr da waren die sie vergießen konnte.

„Traue deinen Augen nicht.“ Hallte eine Stimme durch den Wald. Rachel sah auf und um sich, doch es war niemand zu sehen. Laut schluchzend rappelte sie sich auf.

„Traue deinen Augen nicht.“ Wiederholte sie. So etwas hatte ihr Vater auch gesagt. Die Erkenntnis traf sie wie ein Blitz. Das war ihre letzte Prüfung! Das Fegefeuer wollte sie hier behalten! Diese Erscheinung sollte sie in die Knie zwingen und ihren Willen brechen, doch das würde sie nicht zu lassen! Energisch wischte sie sich die Tränen aus den Augen und sah sich um. Herausfordernd reckte sie ihr Kinn und breitete die Arme aus.

Die Wildblume - Loki ffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt