Kapitel 1

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Tag 1: Montag Abend

„Joshua wurde kaltblütig ermordet...“ Mein Körper spannt sich an und versetzt sich in eine Art Schockstarre. Ich möchte etwas sagen, aber ich kann nicht. Es wäre so, als würde mir jemand die Kehle zuschnüren. Meine Atmung und mein Herzschlag werden von Sekunde zu Sekunde schneller. Ich mache einen Schritt nach hinten und stoße gegen die Flurwand. Als wenn das, was in den letzten Tagen nicht schon schlimm gewesen wäre. Ein paar Tränen laufen mir die Wange hinunter und berühren meine Lippen. Ich rutsche die Wand runter und starre auf den Boden. Immer noch kommt kein Wort aus mir heraus.

„E... Elijah“, höre ich Olivia leise sagen. Sie rutscht ebenfalls die Wand hinunter und setzt sich direkt neben mich. Langsam merke ich, wie sich der Druck auf meiner Kehle löst. „W... Was i... ist passiert?“, frage ich stotternd und fange an zu zittern. Natürlich bleibt das nicht unbemerkt. Sie rutsch ganz nah an mich heran und legt einen Arm um mich. Ich versuche mich ein wenig zu beruhigen und lege meinen Kopf auf ihre Schulter. Mit ihrer rechten Hand krault sie mein Kopf, was mich ebenfalls sehr beruhigt. „I... Ich weiß es nicht genau“, sagt sie und holt ihr Handy raus. Auch ihre Hand zittert jetzt. „Ganz ruhig Olivia“, sag ich zu ihr und lege meine Hand auf ihre, damit sie sich ein wenig beruhigt. Ihre Hand ist ganz kalt. „Du bist ganz  warm“, flüstert sie, als sich unsere Hände berühren. „Und du ganz kalt“, antworte ich.

„Was hast du auf deinem Handy?“, möchte ich wissen, als sie es eingeschaltet hat. „Ich hab Bilder gemacht...“, sagt sie nur und geht auf ihre Handy Galerie. „Wow“, ist das einzige was ich sagen kann. Olivia wischt sich die Tränen aus dem Gesicht, streicht sich ihr Haar hinter Ohr und steht auf. „Lass uns bitte woanders weiter reden. Hier im Flur ist nicht der Richtige Ort dafür“, bittet mich Olivia. Ich nicke nur und stehe ebenfalls auf.

Olivia und ich gehen gemeinsam ins Wohnzimmer, wo wir auch noch Lya entdecken, die gerade auf uns zu kommt. „Kann ich irgendwas für euch tun?“, fragt sie uns freundlich wie immer. „Darf ich vorstellen Lya, dass ist Olivia, die Freundin von Claire und eine sehr gute Freundin von mir“, stelle ich sie, ihr vor. „Nett dich kennenzulernen. Ich bin Lya. Eine gute Freundin von Elijah aus London“, antwortet sie. Lya und Olivia umarmen sich und ich denke, dass die beiden sich gut verstehen würden. „Es freut mich auch dich kennenzulernen. Claire ist ein echt tolles Mädchen“, sagt sie zu ihr und lächelt. „Das ist sie. Sie ist einfach wundervoll“, und wird ein bisschen rot im Gesicht. „Claire und die anderen sind leider schon gegangen. Sie müssten jetzt im Hotel sein. Hätte ich gewusst das ihre Freundin zu Besuch kommt, hätte ich ihr Bescheid gesagt.“ „Das ich hier kurzfristig auftauche, war ehrlich gesagt auch gar nicht so geplant. Ich hoffe, dass ich nicht störe oder so.“ „Nein. Nein. Alles gut Olivia. Mach dir kein Kopf“, versichert Lya sie. Doch bevor sie sich bedanken kann, komme ich zu Wort. „Lya könntest du uns beide vielleicht ein bisschen alleine lassen? Das ist nicht böse gemeint, aber wir müssen ein paar wichtige Sachen besprechen.“ Erst blickt sie zu Olivia und dann zu mir. „Ist in Ordnung. Wenn irgendwas sein sollte, ich bin in meinem Zimmer.“ „Danke. Dass wissen wir sehr zu schätzen.“

Ich warte, bis Lya die Treppe hoch gelaufen ist, um meiner Aufmerksamkeit voll und ganz Olivia zu widmen. „Möchtest du was trinken?“, frag ich sie, nach dem sie sich an den Esstisch gesetzt hat. „Gerne“, antwortet sie. „Und was?“ „Was starkes wäre nicht schlecht“, sagt sie und schaut mich an. „Black Rum?“, biete ich an. „Zum Beispiel.“ Ich hole zwei Whisky Gläser aus dem Schrank, nehme die Flasche Rum, die auf der Arbeitsplatte steht und setze mich zu Olivia. „Elijah?“, kommt es ein bisschen überrascht aus ihr heraus, als sie sieht, dass ich für mich ebenfalls ein Glas mitgenommen habe. „Jaa?“ „Deine Krankheit... Ich dachte, dass du nicht mehr trinkst. Wir wissen beide, was passieren kann“, erinnert sie mich. „I... Ich weiß. Aber heute machen wir eine Ausnahme.“ „Unter einer Bedingung“, fordert sie und schaut mich ernst an. „Welche denn?“, will ich wissen und gieße unsere beiden Gläser halbvoll. „Ich werde auf dich aufpassen“, macht sie mir klar. „So wie in alten Zeiten.“ „Wie in alten Zeiten Elijah.“ Auf meinem Gesicht bildet sich ein breites Grinsen und schiebe Olivias Glas vorsichtig zu ihr.

Nur die Vergangenheit kennt die Wahrheit 4Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt