Kapitel 7:
Elijah
Auch für mich war das Reiten eine gute Ablenkung. Ich hab zwar nur zugeschaut, aber es war trotzdem toll. Und vor allem konnte ich sehen, dass es Lucie besser geht. Das Reiten ist für sie halt einfach alles. Soweit ich das mitbekommen habe, hat sie dort ein Pferd namens Rosie, dass auch zugleich ihr Therapiepferd ist.Es freut mich sehr zu sehen, wie sie aufgeht und für einen kurzen Augenblick alles negative um sie herum vermisst. Nach dem ich sie und Maya noch bis nach Hause begleitet habe, bin auch ich wieder zurück. Ich freue mich schon sehr auf den Schulball. Es wird ein toller Abend mit meinen Freunden und natürlich mit Kira, meiner Freundin.
„Heyyy. I'm back“, rufe ich durch mein Haus und ziehe mir die Schuhe aus. Ich tapse durch den gemütlich eingerichteten Flur bis zum Wohnzimmer, dass direkt an die offene Küche grenzt. „Schön das du wieder da bist“, höre ich eine vertraute, weibliche Stimme hinter mir sagen. Ich drehe mich zu ihr um und erblicke Hanna, die frisch geduscht vor mir steht. „Schön dich wieder zu sehen Hanna“, begrüße ich sie und auf meinem Gesicht breitet sich ein Lächeln aus. „Ich hoffe es ist nicht schlimm, dass ich deine Dusche benutzt habe.“ „Nein. Natürlich nicht. Du bist hier immer willkommen und außerdem bezahlt mein Dad die Wasserrechnung, also mach dir keine Sorgen ja?“, sag ich zu ihr, laufe kurz in die Küche und nehme mir ein Glas Wasser. „Danke. Das beruhigt mich ein wenig.“
„Wo sind eigentlich die anderen?“, möchte ich wissen und gehe wieder ins Wohnzimmer, wo es sich Hanna bereits auf der Couch gemütlich gemacht hat. „Wo Jannes ist weiß ich nicht, aber die Mädels hab ich zu mir geschickt.“ „Zu dir geschickt? Warum das denn?“ „Damit sie sich ungestört und in Ruhe umziehen können. Und damit Kira keine ausziehende Blicke bekommt“, antwortet sie und schaut mich mit diesen gewissen Blick an. „I...Ich weiß nicht wovon du redest“, versuche ich mich zu verteidigen und werde sofort rot. „Oh doch Elijah. Das weißt du ganz genau.“ „Oki oki. Du hast ja recht. Dann ist es vielleicht doch ganz gut, dass sie bei dir sind.“ Wir beide müssen lachen. „Keine Angst. Du siehst sie ja naher beim Schulball“, sagt sie und streckt mir die Zunge raus. „Haha. Sehr lustig“, und werfe sie mit einem Kissen ab.
„Wie geht es eigentlich Lucie?“, fragt sie mich nach ein paar Minuten. „Ihr geht es besser. Die Nacht war anstrengend, ich musste heute Morgen Kaffee trinken und vorhin hab ich sie und Maya noch zum reiten begleitet“; erklär ich. „Das freut mich sehr. Warte. Du und Kaffee?!“, kommt es schockiert aus ihr heraus und schaut mich mit offenen Mund und großen Augen an. „Ja ich habe heute Morgen mit Maya zusammen drei Tassen Kaffee getrunken“, antworte ich ihr und nippe an meinem Glas Wasser. „Und dann auch gleich drei Tassen. Wo ist der Tee trinkende Elijah hin den ich sonst kenne?“ „Der steht genau vor dir. Aber die Nacht hat mich so fertig gemacht. Ohne Kaffee würde ich diesen Tag nicht überstehen“, erkläre ich. „Achso. Das ist natürlich verständlich Elijah. Aber wenn ich irgendwas für dich tun kann, lass es mich wissen ja?“ Ich nicke. „Danke Hanna. Danke das du da bist.“ „Gerne. Hab dich lieb“, sagt sie und nimmt mich in den Arm. „Ich dich auch“, erwidere ich und umarme sie ebenfalls.
Nach dem wir uns noch ein wenig unterhalten haben, steht Hanna plötzlich auf. „Ich brauche deine Hilfe Elijah uns zwar dringend“, kommt es aus ihr heraus und zieht mich mit einem Ruck von der Couch hoch. „Wow nicht so schnell“, reagiere ich und bleibe stehen. „Wozu brauchst du denn meine Hilfe?“, möchte ich wissen. „Es geht um den Schulball. Ich brauche deine Hilfe. Ich hab drei Kleider hier her gebracht, die ich allesamt schön finde. Aber ich kann mich nicht entscheiden“, erklärt sie wie ein Wasserfall und wird dabei leicht panisch. „Und ich soll jetzt entscheiden, was für ein Kleid du anziehen sollst?“ „Genau“, antwortet sie nickend und schaut mich so an, dass ich nicht anders kann, als ja zu sagen. „Na gut. Von mir aus.“ „Jaaaaaa“, quiekt sie freudestrahlend vor sich hin, packt mich am Arm und rennt mit mir die Treppe hoch. „Da hat es aber jemand eilig“, stelle ich fest und kann mir ein kleines Lachen nicht verkneifen.
„Ich möchte einfach, dass alles perfekt ist. Du weißt wie ich bin bei solchen Sachen“, sagt sie, als wir mein Zimmer erreichen. Ich schaue mich um und erblicke drei Kleider, die Hanna auf meinem Bett ausgebreitet hat. Und auf meinem Schreibtisch steht ein nicht gerade kleiner silberner Kasten. „Ohja. Das weiß ich nur zu gut. Wenn nicht alles so ist wie du es dir vorstellst, dann haben wir eine heulende Hanna naher auf dem Schulball und das möchte ich nicht“, scherze ich und gehe zum Bett. „Und was ist in dem Kasten da?“, frag ich neugierig nach und zeige mit dem Finger darauf. „Das ist meine Schminke. Ich möchte mich naher noch ein bisschen schminken .“ Ich ziehe eine Augenbraue hoch. „Wirklich? Hatten wir das Thema nicht erst? Du brauchst keine Schminke. Du siehst auch ohne toll aus“, versuche ich ihr wieder ein mal klar zu machen. „Elijah du bist süß. Weißt du das?“ Innerlich bekomme gerade einen Cutnessanfall. „Es zu leugnen würde nichts bringen oder?“ „Denk erst gar nicht daran Freundchen!“ „Ist ja gut“, sag ich und rolle spielerisch die Augen.
„Dann wollen wir mal. Ich hab dir schon mal drei meiner Lieblingskleider rausgesucht“, erklärt sie mir. Ich nicke nur und schaue mir eins nach dem anderen an. Das erste ist ein langes, rosafarbenes Kleid, das zweite ein langes, weißes mit ebenfalls langen Ärmeln und das dritte ein kurzes, dunkelblaues, welches ebenfalls Ärmel hat. Ich brauche nicht lange, um mich zu entscheiden, denn ich habe mich bereits in eines der Kleider verliebt. Es sieht einfach so schön aus . Das würde ihr auf jeden Fall stehen. „Und? Wie sieht es aus? Hast du dich schon entschieden?“ Soll ich sie ein bisschen ärgern. „Hmmm. Ich weiß nicht. Also alle sehen auf ihre Art toll aus.“ „Dein ernst? Mensch Elijah!“, meckert sie und schaut mich grimmig an. „Was denn?“, frag ich ganz unschuldig. „Du bist blöd“, antwortet Hanna und schmollt. „Also wenn das so ist, dann kann ich dir auch nicht verraten, welches Kleid ich am schönsten finde.“ „Nein. Bitte. Wir haben nicht mehr so viel Zeit.“ Sie schaut auf die Uhr, die an meiner Zimmerwand hängt. „Nur noch zwei Stunden“, macht sie weiter. Es ist schon ein bisschen süß mit anzusehen, wie panisch Hanna wird. „Ganz ruhig. Ich wollte dich doch nur ein bisschen ärgern.“ „Haha Elijah. Hast du ja ganz toll hinbekommen.“
„Also möchtest du jetzt wissen, welches Kleid ich mir ausgesucht habe oder nicht?“, will ich wissen und schaue sie mit verschränkten Armen an. „Ja bitte!“ Wir beide können uns ein Lachen nicht verkneifen. Ich drehe mich zum Bett um und nehme das Kleid, was ich mir letztendlich ausgesucht habe. „Bist du dir sicher?“, hinterfragt sie meine Entscheidung. Ich nicke. „Ich finde das dritte Kleid am schönsten. Das dunkelblau passt einfach so gut zu dir“, erkläre ich und halte es ein wenig an ihren Oberkörper. „Ich vertrau dir Elijah. Wenn es gleich scheiße an mir aussieht, bist du schuld“, macht sie mir klar. „Wird es nicht“, versichere ich ihr. Sie sagt nichts, sondern fängt einfach an sich auszuziehen. Ich werde ein wenig rot. „E...Ehm soll ich... soll ich vielleicht kurz raus?“ Hanna schüttelt den Kopf. „Brauchst du nicht. Du weißt doch wie ich aussehe.“ Sie dreht sich zu mir und schaut mich in BH und Slip an. „Ja schon. Aber...“, stottere ich leicht und versuche nicht die ganze Zeit auf ihre gebräunte Haut zu schauen. „Nichts aber. Ich passe schon auf, dass ich dir nicht zu nahe komme. Ich bin nicht dumm. Ich weiß, was passieren kann.“ „Danke“, kann ich nur sagen und reiche ihr das dunkelblaue Kleid.
Das ganze dauerte circa eine halbe Stunde. Erst dachten wir, dass Hanna zugenommen hat oder das Kleid zu klein würde, aber dann kam sie auf die glorreiche Idee, mal den Reißverschluss aufzumachen. Danach haben wir nur ein paar Minuten gebraucht. „Und wie sieht es aus?“, fragt sie mich noch leicht unsicher. Meine Wangen werden wieder ein bisschen rot. „Du siehst toll aus. Das Kleid steht dir echt“, staune ich und trete ein Stück beiseite, damit Hanna sich im Spiegel betrachten kann. „Wow“, kommt es erstaunt aus ihr heraus, als sie in den Spiegel schaut. „Das Kleid hatte ich zuletzt bei meiner Konfirmation an. Ich hätte nicht gedacht, dass es mir noch passt“, stellt sie fest. „Ich hab also das richtige Kleid ausgesucht?“, frag ich nach. Strahlend nickt sie . „Auf jeden Fall. Also wenn dich da keiner auf den Ball anspricht, dann weiß ich auch nicht weiter“, sag ich zu ihr und fahre vorsichtig mit meiner Hand über den Stoff ihres Kleides. Es sitzt perfekt und betont ein wenig ihre Figur. „Danke. Deine Ehrlichkeit bedeutet mir viel. Und ja du hast Recht. Vielleicht schleppe ich ja einen gut aussehenden Jungen ab“, sagt sie und kichert. „Aber dann geht bitte zu euch. Ich möchte euch hier nicht herum stöhnen hören.“ „Elijah!“ „Und pass bitte auf. Nicht das dir irgendwer etwas in den Drink tut“, und spiele dabei auf die Ferienfahrt nach Amsterdam an, wo mir Mika KO Tropfen in den Drink gemischt hat. „Ich passe auf mich auf Elijah. Versprochen. Und außerdem bin ich entweder eh die ganze Zeit bei euch oder bei meinen Freundinnen. Also von daher.“ „Aber das du auch bitte aufpasst, wenn du mit einem Jungen nach Hause gehst.“ Hanna kommt auf mich zu und legt ihre Hände auf meine Schulter. „Elijah. Ich finde es echt süß, wie du dir Sorgen machst, aber ich bin schon ein großes Mädchen. Ich schaff das. Versprochen“, versucht sie mich zu beruhigen. „Tut mir leid“, kann ich nur sagen und schaue auf den Boden. „Hey Kopf hoch. Wenn was ist, komme ich sofort zu dir.“ Ich lächel dankend und umarme sie.
Nachdem Hanna und ich noch ein bisschen erzählt haben, hab ich es dann auch endlich geschafft, mich fertig zu machen. Ich war entspannt duschen, hab meinen drei Tage Bart rasiert und mich schick angezogen. Wiedereinmal hab ich mich für einen Anzug entschieden. Obwohl ich ihn eigentlich hasse, freunde ich mich langsam damit an. Und naja. Kira findet mich darin anscheinend heiß. Das muss ich ausnutzen. Ich stelle mich ein letztes Mal vor dem Spiegel und schaue mich darin an. Und ich muss sagen, es gefällt mir. Sehr sogar. Mit einem Lächeln mache ich schnell noch ein Foto und lasse mein Handy meine Hosentasche gleiten. Anschließend gehe ich die Treppe runter, damit mir endlich los können.
„Ich bin soweit“, rufe ich, als ich im Flur stehe. „Also ich will ja nichts sagen, aber du siehst in dem Anzug echt gut aus“, höre ich Hanna sagen, die mit einer kleinen Handtasche in der Hand, aus der Küche auf mich zu kommt. „Wollen wir dann?“, frag ich und deute auf die Tür hin. „Die anderen warten schon. Also ja“, antwortet sie und nickt. Der Abend wir schön. Das weiß ich jetzt schon. Und wer weiß. Vielleicht werden ja Kira und ich zum Schulballkönig und Königin ernannt. Das wäre schon süß.
„Da seid ihr ja“, hören wir die anderen sagen, kurz nach dem wir zu ihn gestoßen sind. „Ihr seht toll aus“, bekommen Hanna und ich gesagt und wir beide werden ein wenig rot. „Das kann ich nur zurückgeben“, sag ich und staune. Ich mustere jeden meiner Freunde. Einen nach dem anderen. Jannes trägt einen dunkelblauen Anzug, wie ich. Die Mädchen haben sich alle für ein Kleid entschieden. Und ich finde es ein bisschen lustig, dass kein Kleid doppelt ist. Jede unserer Freundinnen trägt ein anderes Kleid. Bis jetzt gefallen mir die Kleider von meiner Cousine Claire und deren Freundin Olivia, die zugleich eine meiner besten Freundinnen ist. Die beiden Kleider passen perfekt zu ihnen. Sie harmonieren miteinander. Claire trägt ein weißes Kleid, welches sie schon auf ihrer Konfirmation an hatte und Olivia, sie trägt hat sich für ein schwarzes entschieden. Was anscheinend neu ist und etwas lockerer sitzt. Sie sehen beide fantastisch aus. Bis ich dann Kira sehe. Etwas zögernd tritt sie hinter den anderen hervor und kommt auf mich zu. Meine Augen weiten sich und ich schaue sie mit geöffnetem Mund an, als würde gerade ein Zahnarzt dort seine Arbeit machen.
„Wenn man denkt du könntest nicht noch schöner sein, belehrst du mich immer wieder des besseren. Du siehst einfach wunderschön aus Kira. Ich finde gerade keine Worte dafür“, sag ich zu ihr, nehme ihre Hand und schaue in ihre bezaubernden lilafarbenen Augen, welche nur so funkeln. Sie trägt wieder das rosafarbene Kleid meiner Mum, welches Kira letztens schon in London an hatte, an ihrem Geburtstag. Nur das es heute irgendwie noch schöner an ihr aussieht. Es sieht so aus, als wäre das Kleid perfekt für sie gemacht. Und ihre Haare liegen gelockt über ihre Schultern. Ich kann einfach nicht aufhören sie anzuschauen. „F...Findest du?“, fragt sie leicht verunsichert und legt ihre Hand auf meine Brust. Ich kann nur nicken, da ich gerade kein Wort über die Lippen bringen kann. „Du siehst aber tausend Mal heißer aus“, sagt sie an mein Ohr und drückt mir ihre Lippen auf meinen Mund, wo sie einen liebevollen Kuss formen. „Langsam gefällt mir der Anzug, aber ich bin trotzdem froh, wenn ich dann wieder in T-Shirt und lockerer Jogginghose laufen kann“, gebe ich zu und verschränke meine Finger in ihre. „Du schaffst das Baby. Und naher habe ich auch noch eine Überraschung für dich“, sagt sie zu mir, als wir uns auf den Weg zur Schule machen, wo der Schulball stattfindet. „Ich liebe Überraschungen.“ „Und ich liebe dich“, sagt sie grinsend.
Wir brauchen nicht lange und als wir da sind, werden wir auch schon vom Schulballflair umhüllt. Schon draußen hören wir die angenehme Musik und überall stehen Schüler und auch ein paar von ihnen mit ihren Eltern. „Wollen wir schon rein gehen?“, fragt Jannes am Eingang. „Ihr könnt schön mal vorgehen. Eliah und ich haben noch was zu erledigen.“ Verwirrt schaue ich sie an, sage aber nichts. Die anderen nicken. „Macht aber nicht zu lange“, meint Olivia zu Kira und zwinkert ihr zu. „Nein. Nein. Keine Angst“, verspricht sie ihr und zieht mich in den Schulflur. „Kira was hast du denn vor?“, will ich wissen. „Du bekommst jetzt deine Überraschung“, erfahre ich nur und folge ihr in den ersten Stock unserer Schule. „Was denn für eine Überraschung?“ „Als Olivia und Claire hier bei den Vorbereitungen geholfen haben, hat mir Olivia im ersten Stock einen der Klassenräume aufgelassen und naja, wie soll ich das jetzt sagen. Ich hatte noch nie mit dir Sex in einem Klassenraum.“ Sofort werden meine Wangen rot und ich muss mir auf die Unterlippe beißen. „I...Ich auch nicht“, gebe ich zu, was sogar stimmt. „Na dann“, und öffnet die Tür.
Kira macht dass Licht an und ich erkenne, welchen Raum sie sich ausgesucht hat. Unseren Klassenraum. Sie kommt zu mir rüber gelaufen und schlingt ihre Arme um meinen Nacken. Meine Hände wandern runter zu ihrem Po, halten sie dort fest und heben sie auf den Lehrertisch, wo sie dann auch ihre Beine um mich schlingt. „Keine Sorge Baby. Hier kann uns keiner hören. Die Musik übertönt unser stöhnen“, flüstert sie an mein Ohr, was fast schon wie ein verführerisches Hauchen ist. Ich nicke nur, lege meine Stirn an ihre und lasse meine Atmung wieder schwerer werden. Kira braucht nicht lange, um das zu bemerken, setzt ein süßes Grinsen auf und küsst mich. Erst ganz sanft und liebevoll und dann immer mehr, bis mir bei intensiven Zungenküssen angekommen sind.
Und so wird das hier zu einem heißen Sex Akt im Klassenzimmer. Wir kommen fast gleichzeitig und unsere Körper verschmelzen miteinander, so, wie sie es noch nie miteinander sind. Und gerade als Kira und ich schwer atmend in die Augen des anderen schauen, kommt mir nur eine Frage. Wie werden unsere Kinder sein? Ich weiß, dass das noch etwas dauert, aber irgendwie stelle ich mir trotzdem die Frage. Werde sie so sein wie wir und es fast überall treiben? Oder werden sie es ruhig angehen lassen? Und in ihren Augen erkenne ich, dass sie sich das gleiche fragt. „E...Es war... unglaublich“, kommt es stotternd aus Kira heraus. „Unbeschreiblich“, kann ich nur zustimmen und ziehe mich wieder an. Ich reiche ihr das Kleid und helfe beim Reißverschluss. „Jetzt sollten wir aber langsam zu den anderen. Sonst lassen sie noch nach uns suchen“, scherzt sie und nimmt meine Hand. Ich nicke und hoffe, dass meine Wangen aufhören zu glühen. „Du siehst außerdem echt süß an mit den roten Wangen“, sagt sie leise und geht mit mir runter. Na super.
Wieder unten angekommen, werden wir gleich von Olivia überrumpelt. „Tut mir leid euch jetzt so zu überfallen, aber darf ich mir Elijah kurz ausleihen?“ „Natürlich. Aber bring ihn mir bitte im ganzen wieder“, antwortet sie etwas zögerlich. „Elijah? Magst du mein erster Tanz sein?“, fragt sie mich, nachdem Kira zu den anderen gegangen ist. „Ich kann zwar nicht sonderlich Tanzen, aber gerne“, antworte ich und nehme ihre Hand. „Ach. Das ist doch nicht schlimm. Tu einfach so, als würdest du tanzen, dann bemerkt auch keiner was.“ Ich nicke und verschwinde mit Olivia in der Tanzmenge, aus Schülern. „Das erinnert mich an etwas“, sag ich zu ihr und versuche mich zur Musik zu bewegen. „Und an was, wenn ich Fragen darf?“ „An die Konfirmation von Mia und ihren Freundinnen. Da haben wir auch miteinander getanzt.“ „Ich erinnere mich Elijah“, sagt sie und legt ihre Arme um mich.
Wir tanzen und erzählen weiter, bis sich Olivia plötzlich von mir löst und anschaut. „Bevor ich es vergesse. Ich hab da was für dich“, reicht mir einen schwarzen Umschlag mit einer roten Schleife. Ich nehme ihn entgegen und lese auf der Vorderseite: 'öffne ihn erst, wenn alle von euch versammelt sind', und da runter steht mein Name in eleganter Handschrift. „Ich habe den selben bekommen. Deiner war bei mir mit dabei“, erfahre ich und zeigt mir ihren. „Ist das ein blöder Abschlussstreich oder was hat das zu bedeuten?“, frag ich sie. Das erinnert mich ein wenig an eine Folge von Riverdale, wo der Mitternachtsclub ihre Einladungen bekommen hat. Wenn das auch so etwas ist, dann hat jemand anscheinend zu viel Riverdale geschaut. Oder unser Klassenlehrer hat sich nur einen dummen Streich erlaubt, aber dann verstehe ich nicht, warum Olivia ebenfalls so einen Umschlag bekommen hat.
„Ich glaube das hat eher was damit zu tun“, sagt sie und zeigt auf eine Gruppe Schüler, die etwas abseits der Tanzmenge steht. Meine Augen sich. „Nein. Das kann nicht sein“, kann ich nur sagen. „Anscheinend schon Elijah. Ich wusste nichts davon, aber bevor Kira und du wieder runter gekommen seid, kam Stella zu mir und hat mir ihren Umschlag gezeigt.“ „Ich hab ein ungutes Gefühl bei der Sache“, gebe ich zu und schaue weiter auf die Gruppe, die sich zu unterhalten scheint. „Ich auch, wenn ich ehrlich bin. Und wie es aussieht ist unsere ganze Klasse da. Naja. Zumindest die, die nicht im Krankenhaus, tot oder im Gefängnis sind.“ Da kommen Erinnerungen hoch. „Und du hast mich jetzt sozusagen abgeholt?“, frag ich sie. Olivia nickt. „Na dann wollen wir mal die alte Klasse wieder vereinen.“ Mit einem unguten Bauchgefühl folge ich ihr durch die Menschenmenge.
„Elijah“, höre ich gefühlt alle gleichzeitig sagen. Ihre Augen sind auf mich gerichtet. Wie ich das hasse. Und auf ihren Gesichtern breitet sich ein Lächeln aus. „Feli, Stella, Mia, Leon, Jace, Eric, Lucy, Sarah und Fiona. Es ist schön euch wieder zu sehen“, begrüße und umarme ich einen nach dem anderen. Es ist schön meine alte Klasse aus Lakeshore wieder zu sehen. „Geht uns genauso. Wir sollten zwar jetzt auf dem Abschlussball der Lakeshore High sein, aber das hier ist ja fast das gleiche“, sagt Mia und grinst. „Abe wartet mal. Fehlt nicht einer von uns? Wo ist Felix?“, stelle ich fest und schaue mich noch mal um. „Felix kann nicht dabei sein“, antwortet Mia wieder und reicht mir einen roten Becher, den selben, den die anderen auch haben. „Keine Sorge Elijah. Das ist alkoholfrei. Extra für dich“, versichert sie mir und lächelt. Ich nicke dankend und nehme den ersten Schluck. Cola. „Was ist denn mit Felix?“, will ich, neugierig wie ich bin wissen. „Er hatte sich schon vor einer Weile beim Fußballspielen verletzt und ist gerade noch in der Reha“, erklärt sie mir. „Schade. Ich hätte ihn gerne wieder gesehen.“
Wir erzählen ein bisschen weiter und als wir uns eine Sitzgelegenheit gesucht haben, kommt es zum eigentlichen Thema. „Was hat es denn jetzt eigentlich mit diesen Umschlägen auf sich, die anscheinend jeder von uns bekommen hat?“, frag ich und lege meinen auf den Tisch. Die anderen machen es mir nach. „Nur ein paar Stunden, nach dem ich erfahren habe, dass Joshua ermordet wurde, klingelte es an meiner Tür. Ich war alleine und hab mich ein wenig gewundert, da ich an dem Tag keinen mehr erwartet hatte. Aber als ich aufmachte, war da keiner. Ich schaute mich um und entdeckte einen großen Umschlag auf den Fußabtreter. Da dort meine Adresse drauf war, öffnete ich diesen in meinem Zimmer. Und da waren dann eure Umschläge drin“, erklärt mir Leon. „Aber warum hast du den großen Umschlag bekommen?“, möchte ich wissen. „Vielleicht weil ich der Klassensprecher unserer Klasse bin. Was anderes kann ich mir nicht vorstellen“, antwortet er schulterzuckend. „Stimmt. Und was ist dann passiert?“ „Wir haben uns alle getroffen und ich hab die Umschläge verteilt. Wir wollten sie aufmachen, aber dann haben wir gesehen, dass wir sie erst öffnen sollen, wenn alle zusammen sind. Und da du im Ausland warst, wusste ich nicht genau, was wir jetzt machen sollen. Bis dann Olivia mit der Lösung kam“, und übergibt ihr das Wort.
Olivia richtet sich ein bisschen auf und macht weiter. „Genau. Da ich Elijah gerne persönlich von Joshuas Tod berichten wollte, wäre ich so oder so nach Deutschland geflogen. Da ist mir die Idee gekommen, dass wir einfach alle gemeinsam hier her fliegen..“ „Das ist ja fast schon wie eine Klassenfahrt“, sag ich und wir können uns ein Lachen nicht verkneifen. „Und wo übernachtet ihr dann?“ „In einem Hotel hier in der Nähe“, antwortet Leo für die anderen. „Oki. Also wenn ich dass richtig verstanden habe, sind unsere ganzen Umschläge noch zu?“, und lasse meinen Blick wieder darüber wandern. Die anderen nicken. „Dann würde ich jetzt einfach mal vorschlagen, dass wir sie öffnen, um unter anderem sicher zu stellen, dass es kein blöder, unlustiger Streich ist.“ „Gute Idee“, stimmen mir die anderen zu. Ich nehme meinen Umschlag, öffne die rote Schleife und falte den schwarzen Umschlag auseinander. Meine Augen weiten sich beim lesen.
Lieber Club der alten Weide
dies ist eure Einladung zur exklusiven und einmaligen Abschlussfahrt eurer Klasse.
Los geht es am Samstag Abend, um 21:00 Uhr am Steg , des Kölner Hafens. Eine Schiffsfahrt mit dem Ziel: New York. Ich erwarte euch alle gesund und munter vor Ort. Und sollte auch nur einer von euch nicht erscheinen, passiert euch das was Joshua passiert ist. Ich freue mich.
Mit süß, blutigen Grüßen....
….nein, dass sag ich noch nicht...
Lese ich vor und lasse mich leicht geschockt nach hinten ins Sofa fallen. „Bei uns steht das selbe“, sagen die anderen. „Was hat das zu bedeuten?“, will ich wissen und lege sie wieder auf den Tisch. „Ich denke, dass die Person, die das geschrieben hat, auch der Mörder oder die Mörderin von... Joshua ist“, versucht Mia zu schlussfolgern. „Und wenn wir wissen wollen, wer es war, müssen wir wohl oder übel auf diese Abschlussfahrt“, sag ich und schaue in die Runde. „Und woher wissen wir, dass das nicht einfach nur ein Scherz ist?“, will Stella wissen und nippt an ihrem roten Becher. Ich kann bis hier her den Geruch von Sour-Cherry-Wodka riechen. „Willst du lieber das Risiko eingehen und schauen, ob einer von uns umgebracht hat?“, gehe ich sie ein bisschen an. Schnell schüttelt sie den Kopf. „Und da gibt es noch ein Problem“, hören wir Leon sagen. „Welches?“ „Auf den Einladungen steht Samstag. Wir haben es schon Freitag“, stellt er fest. „Stimmt. Daran hab ich gar nicht gedacht“, sag ich zu ihm.
Doch dann wird unsere Unterhaltung auf einmal damit unterbrochen, als plötzlich die Musik aus geht. Sofort richten sich unsere Blicke zur Bühne, wo jetzt unser Schulleiter steht. „Liebe Schüler und Schülerinnen, es ist nun soweit. Ihr hattet Zeit, euren Ballkönig und eure Ballkönigin zu wählen. Und hier in diesem Umschlag stehen die gewählten Namen.“ Unser Schulleiter macht eine kurze Pause. Verdammt. Ist es echt schon soweit? Ich hab ganz vergessen, meine Stimme abzugeben. „Und unser diesjähriger Ballkönig ist... Elijah Black“, liest er vor. Meine Augen weiten sich und es bricht Geklatsche aus. „Uhhh Elijah“, sagen die anderen und drängen mich, nach vorne zu gehen. Etwas angespannt stelle ich mich auf die Bühne, neben den Schulleiter. Meine Blicke schweifen über die Menge. Ich kann Kira erkennen, die mir zuzwinkert. Ob sie die Königin wird. Aber auch andere meiner Freunde kann ich erkennen.
Er macht weiter. „Und natürlich braucht der König auch eine Königin. Ihr habt gewählt und es ist Lucie Summerfield. Ein Applaus bitte an beiden“, verkündet er. Damit hab ich jetzt nicht gerechnet. Schnell schaue ich zu Kira, die jetzt bei Hanna steht. Ich kann erkennen, dass sie enttäuscht ist. Sie hat sich schon sicher gefreut. Und dann geht Blick auf die Suche nach Lucie. Ich finde sie bei Maya, die sie versucht auf die Bühne zu bringen. Mit geröteten Wangen steht sie vor mir und zum Glück fängt sie Musik wieder an zu spielen. „Lass uns versuchen ein wenig zu tanzen“, schlage ich vor und lege meine Hände an Lucies Taille. Sie nickt und schlingt ihre Arme um meinen Nacken. „Eigentlich hasse ich es im Mittelpunkt zu stehen“, sagt sie leise und bewegt sich ein bisschen zur Musik. „Ich weiß, deswegen war ich auch so erstaunt, dass du Königin wurdest. Aber du brauchst keine Angst haben“, versichere ich ihr. „Bei dir fühle ich mich auch wohl und sicher“, antwortet sie und lässt mich ein wenig rot werden.
Lucie und ich sind zu sehr in unseren Gedanken versunken, dass wir gar nicht merken, wie die Musik wieder leiser wird. „Küssen... küssen... küssen... küssen..“, rufen und klatschen die Schüler plötzlich immer wieder. „Was wird das?“, fragt sie mich verwirrt. „Ich hab keine Ahnung“, sag ich und zucke mit den Schultern. Ich erblicke Kira, die mich mit Tränen in den Augen anschaut und von Hanna und Claire beruhigt wird. Dann wende ich mich wieder zu Lucie. Ich schaue in ihre blauen Augen und mein Blick wandert zwischen Lippen und Augen.
DU LIEST GERADE
Nur die Vergangenheit kennt die Wahrheit 4
Teen FictionElijah ist erschüttert. Noch vor wenigen Stunden hat er erfahren, dass sein Schulfreund Joshua kaltblütig ermordet wurde. Doch wer war es? Zusammen mit seinen Freunden reißt er zurück nach Deutschland, wo ihm der Abschlussball bevor steht. Nur was m...