Kapitel 5

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Tag 5: Freitag



Elijah



Diese Nacht war sehr anstrengend. Ich konnte nicht wirklich schlafen, da Lucie immer wieder aufgewacht ist. Sie hatte zwei Albträume und eine kleine Panikattacke. Ich war ehrlich gesagt selbst ein bisschen Überfordert, was ich mir aber nicht habe anmerken lassen. Sie hat oft gezittert und auch einige Tränen sind bei ihr geflossen. Ich hab sie einfach nur fest, aber auch vorsichtig an mich gedrückt und versucht, sie so gut es geht zu beruhigen. Als das aber nicht funktioniert hat, wie ich mir das vorgestellt habe, kam plötzlich Maya ins Zimmer, mit einen meiner Hoodies, die ich noch bei Stella hatte. Nach dem Lucie diesen dann angezogen hat, dauerte es wie von Zauberhand nur ein paar Minuten, bis sie eingeschlafen ist. Seid dem liegt sie eingekuschelt neben mir, was extrem süß aussieht.

Seid ungefähr einer halben Stunde liege ich jetzt wach im Bett. Lucie hat sich, wie auch immer sie es gemacht hat, an meine Hand geklammert. Allerdings wird es jetzt langsam ungemütlich und ich merke, dass meine Hand einschläft. Wie ich das hasse. Ich versuche noch mal ein bisschen meine Augen zu schließen, um vielleicht noch kurz einzuschlafen. Aber ohne Erfolg. Die Frühlingssonne kitzelt meine Nasenspitze und ich muss mich echt zwingen, nicht zu niesen, da ich Lucie ungern damit wecken möchte.

Endlich schaffe ich es, meine Hand langsam von ihr wegzuziehen. Stattdessen lege ich ihr wieder das Kuscheltier hin, welches sie seid ihrer Geburt hat. Ich gebe ihr einen federleichten Kuss auf die Wange, decke sie zu und lasse sie weiter schlummern. Was sie wohl gerade träumt? Hoffentlich was schönes.

Ich bleibe noch ein bisschen im Zimmer, bis ich mich dazu entschließe, nach unten zu gehen. Dabei verrät mir ein flüchtiger Blick auf meine Armbanduhr, dass es bereits schon nach zehn Uhr ist. Ich nehme mein Handy vom Nachttisch und gehe in Ruhe hinunter.


Hanna: Guten Morgen Elijah. Ich hoffe du konntest gut schlafen. Maya hat mir gestern noch geschrieben, dass du Lucie ein bisschen beruhigen konntest. Das hast du toll gemacht<3


Ist die erste Nachricht, die mir heute auf meinen Handydisplay angezeigt wird. Schnell antworte ich ihr zurück, bevor ich es nach hinten schieben und vergesse.


Elijah: Dir auch einen guten Morgen. Die Nacht war sehr anstrengend, aber danke der Nachfrage. Das mit Lucie hab ich gern gemacht<3


Und abgeschickt. Ich gehe auf WhatsApp und bemerke eine weitere Nachricht. Sie ist von Kira. Sofort fange ich an zu lächeln.


Kira: Hey Baby. Bevor du fragst, nein ich bin dir nicht sauer, dass du solange bei Luna im Krankenhaus warst und dann noch Lucie helfen musstest. Ich hoffe das beruhigt dich ein bisschen. Ich vermiss dich und freue mich schon auf den Schulball. Appropo Schulball. Wir gehen naher noch in die Stadt und schauen nach einem schicken Dresscode. Love you<3


Meine Freundin kennt mich einfach zu gut. Ja sie hat recht. Das beruhigt mich wirklich ein bisschen. Sie ist so ein toller Mensch. Manchmal frag ich mich echt, womit ich dieses Mädchen verdient habe. Sie weckt in mir Gefühle, die ich noch nie zuvor verspürt habe. Kira macht mich zu einem besseren Menschen.


Elijah: Danke Kira. Ich vermiss dich auch und freue mich ebenfalls auf den Schulball. Such dir ein schönes Kleid aus und wer weiß, vielleicht finden wir ja ein ruhigen Ort in der Schule heute Abend. Love you sweety<3


Ich lasse mein Handy in Hosentasche meiner Jogginghose gleiten und trete fast in eine Scherbe, als ich unten ankomme. „Maya?“, rufe ich und hebe die Scherben auf, die sich unten im Flur verteilt haben und gehe vorsichtig in die Küche. „Elijah. Pass bitte auf“, warnt sie mich vor. Ich laufe zum Mülleimer und schmeiße die Scherben weg, bevor sich noch wer verletzt. „Was ist passiert?“, will ich wissen und schaue zu Hanna, die weitere Scherben aufsammelt. „Ich war ein bisschen tollpatschig und hab eine Schale fallen lassen. Nichts schlimmes. Aber ich hätte nicht gedacht, dass sie so weit fliegen“, erklärt sie. Ich gehe zu ihr und helfe die restlichen Scherben aufzusammeln, die wir auch sofort in den Müll werfen.

„Hast du dich verletzt?“, möchte ich wissen und stelle mich zu ihr an die Arbeitsplatte. „Weiß nicht“, antwortet sie und schaut sich ihre Hände an. Ich bemerke die blutigen Kratzer auf ihren Innenflächen und hohle ohne ein Wort zu sagen den erste Hilfekasten, der in der Küche liegt. „Ach. Das ist nichts schlimmes“, meint sie. Doch aus dem Augenwinkel kann ich erkennen, wie sie vor Schmerz die Augen zusammen kneift, als die versucht die Hände zu schließen. „Tut wohl doch weh“, sag ich und komme grinsend zurück. „Vielleicht ja doch“, gibt sie Augen rollend zu und muss selbst ein bisschen schmunzeln.

„Warum machst du das Elijah?“, fragt sie mich plötzlich aus heiterem Himmel, während ich mich um die zum Glück nur leichten Schnittverletzungen kümmer. „Ich weiß nicht so recht, wie du das meinst Maya. Und nicht erschrecken“, warne ich sie vor und reinige vorsichtig die Wunden. „Na warum hilfst du mir? Nach all dem was Stella dir in der Vergangenheit getan hat, kommst du immer wieder hier her und hilfst, wenn es einem nicht so gut geht. Das hätte ich nicht gedacht“, erklärt sie. „So das war es. Es sind nur oberflächliche Verletzungen.“ „Danke“, antwortet sie leise und lächelt. „Und jetzt zu deiner Frage Maya. Anscheinend kennst du mich doch nicht so gut. Klar war es nicht toll, was Stella gemacht hat, aber wie du schon sagtest, passierte das in der Vergangenheit. Und Vergangenheit ist Vergangenheit. Und ich helfe anderen gerne“, versichere ich ihr. „Das du anderen gerne hilfst, hab ich gestern Abend wieder einmal bewiesen bekommen.“ „Ich will gar nicht wissen, was passiert wäre, wenn ich ein paar Minuten später gekommen wäre.“ „Darüber wollen wir mal lieber nicht denken Elijah.“

„Möchtest du was trinken?“, fragt sie mich und setze mich an den langen Esstisch. „Einen Kaffee wäre glaube ich ganz angebracht.“ „Ehm wer bist du und was hast du mit Elijah gemacht?“, will sie wissen und schaut mich mit ernsten Blick und verschränkten Armen an. „Hab ich irgendwas falsches gesagt oder so?“ „Jaa. Das hast du.“ „Und was?“ „Den Elijah den ich kenne, verabscheut Kaffee über alles. Er trinkt lieber Tee oder Kakao. Also wer bist du?“ Wenn sie das so sagt, kann ich mir erst recht kein Lachen verkneifen.

„Ja da hast du recht Maya. Eigentlich hasse ich Kaffee.“ „Aber?“ „Aber die Nacht war sehr anstrengend“, erkläre ich und fahre mir mit der rechten Hand durch mein zerzaustes Haar. „Lucie?“, hakte sie nach und ich nicke bloß. „Sie hatte zwei Albträume und eine kleine Panikattacke.“ „Das hab ich ja ein bisschen mitbekommen, aber ist noch was passiert, wenn ich fragen darf?“ Ich schüttel den Kopf. „Nach dem sie den Hoodie, den du brachtest anzog, ist sie wenige Minuten später eingeschlafen. Das war ungefähr gegen drei oder vier Uhr.“ „Deswegen der Kaffee?“ „Genau. Ohne den würde ich den Tag wahrscheinlich nicht überleben.“ „Verständlich. Ich sicher auch nicht. Dann würde ich vorschlagen, mache ich uns beiden einen starken Kaffee.“ „Das hört sich gut an. Aber bitte mit Milch und Zucker“, bitte ich sie. „Wird gemacht Elijah.“

„Hier. Einen frischen Kaffee a la Maya“, serviert sie mir und stellt uns eine Packung Kekse in die Mitte des Tisches hin. „Die isst du doch so gerne oder?“, fragt sie nach und beim genaueren hinsehen merke ich, dass es meine Lieblings Kekse sind. Dänische Butterkekse. Sofort zaubert sie mir ein breites Lächeln ins Gesicht. „Du bist ein Schatz Maya. Danke. Genau das was ich gerade brauche.“ „Lass es dir schmecken“, wünscht sie mir und nehmen beide fast zeitgleich ein Schluck Kaffee. Ich merke, wie er direkt meinen Körper erwärmt und mich wach werden lässt. „Und? Hilft es?“, will sie wissen und nimmt sich einen der Kekse. „Auf jeden Fall. Ich merke jetzt schon, wie der Kaffee wirkt.“ „Das freut mich sehr.“

Da uns die Kekse anscheinend nicht reichen, kommt Maya mit einem frisch aufgeschnittenen Obstteller wieder. „Hier“, sagt sie nur und stellt ihn hin. „Ist Stella eigentlich gestern Abend noch nach Hause gekommen?“, frag ich neugierig nach. Sie zuckt mit den Schultern. „Keine Ahnung. Interessiert mich ehrlich gesagt nicht sonderlich. In ihren Zimmer ist sie auf jeden Fall nicht.“ „Rieche ich da Streit zwischen Schwestern?“, hake ich nach. „Ein bisschen.“ „Magst du mir davon erzählen?“

„Erinnerst du dich an letzten Sommer Elijah? An den Tag, wo du in die Jugendeinrichtung kamst und am Abend bei Stella warst?“, fängt sie an zu erklären. „Wo sie mich wieder versucht hat, zu verführen?“ Maya nickt. „Und dann habt ihr euch geküsst.“ „Genau. Dann hab ich sie von mir weggestoßen und bin aus dem Haus.“ „Sie ist dir hinter her, du hast dich umgedreht, Stella hat dich weinend angesehen und gesagt...“ „Das sie mich liebt“, beende ich den Satz. „Ja. Daran erinnere ich mich. Aber woher weißt du das?“ „Na dreimal darfst du raten.“ „Sie kam an dem Abend zu dir und hat sich bei dir aus geheult.“ „Der Kandidat erhält 100 Punkte“, antwortet sie und wir beide müssen anfangen zu lachen.

„Na wie lange hat sie sich bei aus geheult?“ Sofort verdreht Maya spielerisch die Augen, was ein bisschen süß aussieht. „Lange. Sehr lange.“ „Das tut mir leid. Aber ich wusste nicht, was ich an dem Abend machen sollte. Es wurde mir zu viel und ich hab ein paar Flashbacks bekommen.“ „Du musst dich für nichts entschuldigen Elijah. Deine Abfuhr hat sie verdient.“ „Aber ob sie was gebracht hat, ist die andere Frage.“ „Tja. Das ist eine sehr berechtigte Frage“, sagt sie und nimmt einen kräftigen Schluck Kaffee. „Sag mir bitte nicht, dass sie noch auf mich steht?“ Das darf einfach nicht sein. Stella muss langsam kapieren, dass sie keine Chance mehr bei mir hat. Ich bin überglücklich mit Kira und außerdem hat sie mich viel zu sehr in der Vergangenheit verletzt. Das kann ich nicht einfach so vergessen, als wäre nichts gewesen. Argh wie sie mich schon wieder aufregt.

„Elijah ich bin mir nicht sicher“, antwortet Maya und in ihren Augen sehe ich, dass sie es wirklich so meint. „Und deswegen ist die Stimmung zwischen euch so scheiße?“ „Naja. Nicht ganz.“ „Wie dann?“, möchte ich wissen. „Nach dem Abend hatte Stella krassen Liebeskummer. Das ging ungefähr bis Weihnachten. Ich weiß nicht wie, aber anscheinend ist sie über dich hinweg, wenn es stimmt, was sie sagt.“ „Das beruhigt mich ein wenig“, und atme erleichtert aus. „Allerdings wurde sie nach der Zeit echt anstrengend und hat mich zugegebener Maßen abgefuckt.“ „Und warum warst du dann trotzdem für sie da?“ „Ich weiß. Das frag ich mich selbst manchmal. Aber sie ist meine Schwester und Schwestern sind für einander da. Das war sie selbst auch immer.“ „Und nur wegen ihrem Liebeskummer ist die Stimmung so angespannt?“, hinterfrage ich und ziehe leicht eine Augenbraue hoch. Maya schüttelt den Kopf.

„Vor ein paar Monaten war meine Schwester eine Woche lang in Lakeshore. Wie es aussah, hat sie dort wen kennengelernt“, erfahre ich. „Oki Wow. Erstens, warum war sie in Lakeshore und zweitens, hat sie jetzt also eine Freund oder wie?“ „Warum sie genau in Lakeshore war, hat sie mir nie gesagt. Und ja. Seid einen Monat hat meine Schwester wieder einen Freund.“ „Und das stört dich so? Sorry, wenn ich noch nicht ganz bei der Sache bin“, entschuldige ich mich und gieße mir eine zweite Tasse Kaffee ein. Vielleicht freunde ich mich ja doch damit an. Obwohl. Nein. Ich bleibe bei Tee und Kakao. Der Kaffee heute ist eine einmalige Aktion und wird hoffentlich nicht noch mal passieren. „Alles gut Elijah. Mir geht es doch nicht anders. Das Ding ist, ich mag ihn nicht sonderlich. Er ist auch alle zwei Wochen hier und das hört man auch.“ Ich werde ein bisschen rot und schaue sie leicht schockiert an.

„Meinst du damit, man hört, wenn die beiden...?“ „Sex haben? Ohja. Das hört man.“ Ein kleines kichern kommt mir über die Lippen. „Das tut mir leid für dich Maya. Ich weiß ja selbst, wie Stella manchmal so sein kann.“ „Bäääh. Man Elijah. Jetzt hab ich Kopfkino. Deine Einzelheiten kannst du dir sparen. Schlimm genug, wenn ich sie hören muss!“ „Ups. Mein Fehler. Sorry“, sag ich und grinse frech. „Arsch“, kontert sie und streckt mir die Zunge raus. Wir beide verfallen in ein Gelächter.

„Selber und mach weiter“, bitte ich sie und nehme mir ein Stück Apfel. „Ja ich mag ihn nicht und unsympathisch ist er mir auch. Außerdem vermisse ich die alten Zeiten mit ihr.“ „Alte Zeiten?“, frag ich neugierig nach. Sie nickt. „Die Zeit, als Stella und ich gefühlt jeden Tag was zusammen unternommen haben. Wir waren fast die ganze Zeit draußen und Abends haben wir dann meistens gekuschelt und einen Film geschaut oder auch mal zusammen gekocht. Das vermisse ich einfach. Und dann ist da auch noch so ein Gefühl. Ich bin irgendwie der Meinung, dass sie was im Schilde führt, wegen dir. Aber kann auch sein, dass ich mich komplett irre. Fakt ist, dass ich die Zeit einfach vermisse, ihr das oft sage und wir uns dann immer streiten. Und ich hasse es, mit meiner Schwester zu streiten.“

Ich schaue zu ihr und kann die Wut, aber auch den Schmerz in ihren Augen deutlich erkennen. „Na komm her“, sag ich bloß und ziehe sie in eine Umarmung. „Danke“, kommt es aus ihr heraus und lächelt. Sie setzt sich vorsichtig auf mein Schoß und schlingt ihre Arme um mich. „Kann es auch sein, dass du eventuell ein bisschen eifersüchtig bist?“, frag ich vorsichtig nach. Sofort springt sie auf und schaut mich mit roten Wangen an. Nawww. Wie süß.

„W... Wie kommst du denn darauf Elijah?“ Sie wird ein bisschen panisch und fährt sich durch ihr schulterlanges, braunes Haar. „Weil du dich gerade selbst verraten hast“, und deute dabei auf ihre roten Wangen. Sie dreht sich weg und zeigt mir ihren Rücken. „D...Das hat nichts zu bedeuten“, sagt sie nur. „Was ist es denn dann?“, will ich wissen. „Mir ist nur warm“, versucht sie sich raus zureden. „Dir ist also warm Maya?“ Ich stehe vom Esstisch auf und gehe langsam zu ihr. Sie hat ihren Rücken immer noch zu mir gewendet und als sie mir einen kurzen Blick über die Schulter schenkt erkenne ich, dass sie jetzt noch röter wird.

„Ja mir ist warm. Ist doch was ganz normales. Oder nicht Elijah?“ Ich stelle mich genau hinter sie und lege meine Hände vorsichtig auf ihre Schulter. „Doch schon. Aber wenn dir so warm ist, warum ziehst du dich nicht aus?“ „M... Mich ausziehen?“, fragt sie schwer atmend nach. „Oder ist dir doch nicht mehr warm?“, flüster ich an ihr Ohr und berühre ihren Bauch, mit meinen Fingerspitzen. Plötzlich packt sie meine Hand, druckt sie auf ihren Bauch und dreht sich um. Mit Flammen in den Augen schaut sie mich jetzt an. „Na gut. Du hast gewonnen. Ja ich bin eifersüchtig“, gibt sie zu und lasse sie wieder los.

„War es nun so schwer, dass zuzugeben?“, möchte ich von ihr wissen und setze mich wieder hin. Sie tut es mir nach und mit der Zeit wird ihr Gesichtsfarbe wieder normal.

„Nein war es nicht. Du schaffst es aber immer wieder, es so aufregend wie möglich aus mir heraus zu bekommen.“ „Gerne“, sag ich nur und trinke meine zweite Tasse Kaffee aus. „Und so wie ich dich kenne, wirst du jetzt auch nicht locker lassen und solange hier sitzen bleiben, bis ich dir alles sage oder?“ Nickend grinse ich. „Du hast den Nagel auf den Kopf getroffen Maya.“ Hörbar atmet sie laut aus. „Ja ich bin eifersüchtig. Vielleicht auch ein bisschen mehr.“

„Du bist verliebt oder?“, frag ich mit ruhiger Stimme nach. „J...Ja...“, antwortet sie. „Voll süß. Das ist doch was schönes.“ „Ich weiß nicht... Ich hab doch eh keine Chance.“ „So schon mal gar nicht. Das ist komplett die falsche Einstellung!“ „Aber stimmt doch. Schau mich mal an. Ich sehe aus, wie eine wandelnde Leiche. Kein Junge will mich.“ „Sag sowas bitte nicht ja? Maya du siehst toll aus, so wie du bist. Du brauchst dir nicht tonnenweise Chemie ins Gesicht zu klatschen, nur für irgendeinen Jungen auf den du einen Crush hast.“ „Eyy. Er ist nicht nur irgendein Junge!“, faucht sie wie eine angegriffene Katze zurück.

„Was ist er dann?“ „Er ist der süßeste, hübscheste, netteste und charmanteste Junge in meinen Jahrgang. Sein Name ist Toby Harris und ist genauso alt wie ich. Er hat wunderschöne blaue Augen und braunes Haar. Seine Hobbys sind schwimmen und Kickboxen. Und sein süßes Lächeln. Ahhhhhh. Zum dahinschmelzen“, rattert sie wie ein Wasserfall runter und bei jedem einzelnen Wort, strahlt sie wie ein Sonnenschein.

„Oki oki oki. Wow. Ich wollte nicht sein ganzen Lebenslauf erfahren.“ „Upsi. Wenn ich einmal anfange über Toby zu reden, kann ich nur schwer wieder damit aufhören“, versucht sie sich zu retten und wird wieder rot, aber diesmal wegen ihn. „Das hab ich gemerkt. Und hey. Wenn er so toll ist, wie du ihn gerade die ganze Zeit beschreibst, dann wird er dich mögen, so wie du bist“, versichere ich ihr. „Meinst du?“, fragt sie unsicher nach. „Auf jeden Fall. Du bist ein tolles Mädchen, mit einem wundervollen Charakter. Wenn er nicht das selbe empfindet, wie du für ihn, dann weiß ich auch nicht.“ „Ich hoffe echt, du irrst dich nicht Elijah.“ „Glaub mir Maya. Ich weiß wo von ich rede.“

Es ist schön mit anzusehen, wie Maya immer mehr von ihrem heimlichen Crush erzählt. Wie die Schmetterlinge in ihrem Bauch wild herum tanzen, wenn Toby ihr auf dem Schulflur zulächelt oder wie sie die Augen nicht von ihm lassen kann, wenn die beiden zusammen lernen und viele süße Dinge mehr. „Magst du mal ein Bild von ihm zeigen?“ „Von Toby?“ Ich nicke. „Gerne“, sagt sie und nimmt ihr Handy. Ich hoffe das die beiden zusammen kommen. Das würde Maya sicher gut tun.

„Das ist er“, und reicht mir ihr Handy. „Süß. Er kommt mir irgendwie bekannt vor“, fällt mir auf. „Echt? Woher?“, will sie wissen und wird wieder ein bisschen rot. Ich komme aus versehen auf den zurück Button ihrer Galerie und sehe die vielen Bilder von ihrem Crush. Und durch ein Bild fällt mir wieder ein, woher ich ihn kenne.

„Toby spielt Fußball. Daher kenne ich ihn. Sein Gesicht kam mir so bekannt vor.“ „Er ist im Fußballteam unserer Schule. Wie du Elijah.“ Ich schüttel den Kopf. „Ich war im Fußballteam. Jetzt nicht mehr. Er hat glaube ich eine Stufe unter mir gespielt. Wir hatten ab und zu zusammen Training“, erkläre ich. „Stimmt. Ich war auch bei ein paar seiner Spiele dabei und hab ihn angefeuert.“ „Du bist echt verknallt in ihn oder?“, frag ich sie einfach mal direkt. „Merkt man das nicht?“, antwortet Maya und lächelt. „Doch. Aber ich wollte nur auf Nummer sicher gehen.“

„Elijah was soll ich machen? Ich will ihn fragen, aber ich trau mich einfach nicht.“ Das wird ja immer knuffiger. Aber das kenne ich nur zu gut. „Ich helfe dir“, sag ich grinsend, gehe aus der Galerie und dann bei ihr auf WhatsApp, was sie allerdings mitbekommt. „E...Elijah? Was hast du vor?“, fragt sie sofort panisch nach und versucht sich ihr Handy wieder zuschnappen. Doch ich halte es ganz weit hoch und mache weiter. „Na dir helfen Maya.“ Ich gehe auf den Chat von ihr und Toby und schreibe eine Nachricht, auch wenn sie mich dafür killen wird.


Maya: Hey Toby. Magst du vielleicht heute Abend mit mir zum Schulball gehen?<3


„Und abgeschickt. Und komm ja nicht auf die Idee, sie zu Löschen.“ „Man Elijah du Arsch!!“, meckert sie mich an und reißt mir förmlich ihr Handy aus der Hand. „Eines Tages wirst du mir dafür danken Maya.“

„Fuck“, kommt es aus ihr heraus. „Was ist?“, frag ich nach und schaue sie an. „Er hat es gelesen. Toby hat die Nachricht gelesen. Ich sterbe.“ „Ganz ruhig. Tief ein und ausatmen. Jetzt legst du dein Handy auf den Tisch und wir schauen, was er geschrieben hat.“ Nickend stimmt sie zu.


Toby: Hey. Das du fragt, ist echt süß. Ich würde gerne dein Date sein. Ich hol dich um 20:00 Uhr bei dir ab<3


„Das hat er nicht wirklich geschrieben oder?“ „Doch. Wort wörtlich. Der süßeste Junge, nach mir natürlich, hat ein Date mit dir. Besser kann es doch gar nicht laufen.“ „Einbildung ist auch ne Bildung Elijah Black“, sagt sie und streckt mir die Zunge raus. „Aber ich schmelze ja jetzt schon vor mich hin. Wie soll ich das nur schaffen?“ „Du schaffst das Maya. Ich glaub an dich. Sei einfach du selbst, dann kann auch nichts schief gehen“, spreche ich ihr Mut zu. Überglücklich schaut sie mich an. „Danke das du mir hilfst Elijah. Das bedeutet mir echt viel.“ „Das mach ich gern.“

„Aber jetzt mal was anderes. Was machen wir jetzt wegen Lucie?“, fragt sie mich und gießt uns die dritte Tasse Kaffee ein. Doch ich kann leider nur die Schultern zucken.

„Ich habe meinen Namen gehört“, hören wir plötzlich eine vertraute Stimme sagen. Es ist Lucie, die gerade auf uns zu kommt. „Heyy. Guten Morgen Lucie“, begrüßen Maya und ich sie gleichzeitig. „Morgen? Habt ihr mal auf die Uhr geschaut? Es ist schon Mittag“, antwortet sie und nimmt sich eine Tasse Kaffee. Ein Blick auf meine Armbanduhr bestätigt ihre Aussage. „Hast du bis jetzt geschlafen?“, frag ich sie. Lucie kommt mit ihrer Tasse Kaffee zu uns an den Esstisch und nimmt sich sofort etwas Obst. „Ja hab ich. Ich musste den Schlaf nachholen. Tut mir leid für gestern Abend und das du nicht so gut schlafen konntest Elijah.“ Ich lege vorsichtig einen Arm um sie und streiche ihr über den Rücken. „Du musst dich für nichts entschuldigen. Das mach ich gerne und würde es immer wieder tun.“ Sie dreht sich zu mir und umarmt mich fest. „Danke das du da bist. Ich wüsste nicht, was ich ohne dich machen soll.“ „Ich hab dich lieb.“ „Und ich dich erst Elijah.“

Während wir gemeinsam essen erblicken meine Augen eine Art Broschüre. Neugierig wie ich wieder bin schaue ich sie mir an. „Habt ihr beide bis zum Schulball schon was vor?“, frag ich die beiden. „Nein. Eigentlich nicht. Warum fragst du?“, will Lucie wissen. Ich schiebe die Broschüre zu ihnen. „Etwas am Rande der Stadt öffnet der Reiterhof wieder. Du reitest doch so gerne. Vielleicht begleitet dich Maya. Das würde dich sicher ein wenig ablenken“, schlag ich vor. „Würdest du mich denn begleiten?“, fragt sie, sie. „Na klar. Wenn du aufgegessen hast, können wir von mir aus los.“ „Und du Elijah? Kommst du auch mit?“, möchte sie wissen und schaut mich süß an. „Ausnahmsweise Lucie. Weil du es bist.“ „Yeah“, quiekt sie und freut sich wie ein Honigkuchenpferd.

Nur die Vergangenheit kennt die Wahrheit 4Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt