Absturz

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Als wir endlich durch die Tür meines Elternhauses stapfen hat die Morgensonne gerade begonnen über den Horizont zu schauen. Ich stütze Remus' Gewicht auf meine Schulter Sirius tut dasselbe. Peter schiebt sich vor uns her und hält Ausschau nach Anzeichen von Hauselfen oder meinen Eltern. Er führt uns die Treppe hinauf in Sirius' Zimmer.
Wir legen Remus vorsichtig auf das Bett bevor wir uns in unsere jeweiligen Bereiche des Zimmers zurückziehen und sofort in einen tiefen Schlummer fallen. Es scheint als wären meine Augen nur einen Moment geschlossen gewesen als plötzlich rotes Licht die Innenseite meiner Augenlider erhellt und ein lauter Knall mir einen Schauer über den Rücken jagt.
In meinem Überraschungsmoment bin ich auf dem Boden gelandet und habe meine Brille zur Seite geschleudert. Ein Stöhnen entweicht meinen Lippen als ich mir die Brille wieder auf den Kopf setze. Sirius reibt sich neben mir die Augen, während er einen lauten animalischen Laut von sich gibt.
Ich neige meinen Kopf leicht und sehe einen feuerroten Kopf im Türrahmen. Sie hat die Arme vor der Brust verschränkt und einen unangenehmen Gesichtsausdruck aufgesetzt. Ihr Zauberstab liegt locker zwischen ihren Fingern und ich muss mich jetzt nicht mehr fragen, woher das Geräusch kam.
Ich stehe auf und mache mich auf den Weg zu Lily. "Morgen Liebes", lächle ich. Ich senke mein Gesicht zu ihr, um sie zu küssen und halte inne als ich ihre funkelnden grünen Augen sehe, die mir in die Seele blicken.
Ich trete einen Schritt zurück und beginne mich an unseren Abschied gestern Abend zu erinnern. "Komm schon Rotschopf", ertönt Sirius' Stimme hinter mir. "Sei nicht sauer auf Krone."
Sie hebt eine Augenbraue. "Ich bin wütend auf euch alle!", schreit sie und wirft die Arme zur Seite, während sich ihr Gesicht zu röten beginnt.
Ein Kribbeln im Bauch und die Stille in der Luft lassen ein unheimliches Gefühl in meinen Knochen entstehen. Lily wendet ihre Aufmerksamkeit Remus zu der sie traurig mit seinen typischen braunen Hundeaugen ansieht.
"Bist du wirklich so angewidert Lily?", flüstert er.
Lily springt zurück, als ob er sie körperlich geschlagen hätte. "Wovon redest du Remus?", fragt sie.
"Ich verstehe", murmelt er düster. "Nicht jeder will mit einem Werwolf befreundet sein."
Ein Lachen entweicht Lilys Lippen; ihre Augen werden gross als hätte sie nicht damit gerechnet, dass dieser Laut sie verlassen würde. Das Blut fliesst langsam aus meinem Gesicht. Wenn Lily sich wirklich vor Remus ekelt so wie so viele Leute dann wäre es das mit uns. Ich kann nicht mit jemandem zusammen sein der so voreingenommen ist... selbst wenn diese Person Lily Evans ist.
"Du hängst schon viel zu lange mit Sirius rum Remus", sagt sie kopfschüttelnd und mit leicht amüsierter Miene "Du entwickelst dich zu einer verdammten Dramaqueen. Es ist mir egal, dass du ein Werwolf bist. Glaubst du etwa jeder will mit einem Schlammblut befreundet sein? Wenigstens kannst du lügen. Jeder weiss was ich bin. Ich bin sauer, weil ihr Idioten es mir nicht gesagt habt!" Sirius lacht und ich verliere die Luft. Natürlich würde es Lily Evans nie interessieren was jemand anderes ist.
"Wir wussten, dass du das locker sehen würdest. Moony hier denkt er sei eine Art Monster oder so", sagt Sirius.
Ich trete vor und drücke meine Lippen auf Lilys Wange, bevor ich sage: "Ja es ist nur ein kleines Problem. Stimmt's Moony?" Ich werfe meinen Blick zurück auf Remus. Er rollt mit den Augen kann sich aber ein Grinsen nicht verkneifen. "Können wir jetzt wieder schlafen gehen?", meldet sich Pete zum ersten Mal zu Wort und lehnt sich an die Wand, während er schon halb eingeschlafen ist.

Später in der Nacht wirbelt Lily in meinem Griff unter den funkelnden Weihnachtslichtern herum. Ich bewundere die Art und Weise wie sich ihr Kleid leicht mit dreht; ein Ausdruck von Vergnügen ziert ihr Gesicht als sie lacht. Ich drücke sie enger an mich.
"Habe ich schon erwähnt, dass du absolut umwerfend aussiehst Lils?"
"Nur ungefähr hundert Mal", lacht sie mit spielerischem Augenrollen. Ich lasse meinen Blick zum tausendsten Mal über die Länge ihres schwarzen Kleides gleiten. Der weiche schwarze Stoff schmiegt sich an ihre Taille und betont ihre Kurven. Das Kleid fliesst leicht an ihren Beinen hinunter und berührt nicht ganz den Boden.
"Nur zur Kontrolle", zwinkere ich und fühle mich ziemlich kokett durch den Feuerwhiskey, der durch meine Adern fliesst.
"Dieser Ort sieht unglaublich aus", sagt sie und hebt ihr Gesicht zur Decke. Ihre Augen funkeln vor kindlichem Vergnügen und ich kann nicht anders als meinen Blick ebenfalls zur Decke zu heben. Alles ist so schön wie Schnee. Eiszapfen hängen von der Decke, Kaskaden von Schneeflocken fallen von der verzauberten Decke und lösen sich in Luft auf, bevor sie auf den Menschen unter sich landen können.
"Ja", stimme ich zu und senke meinen Blick. "Mum und Dad geben sich alle Mühe." Als das Lied endet sehe ich Remus und Pete unbeholfen am Snacktisch stehen; ich ziehe an Lilys Hand. Sie lächeln uns beide an als wir auf sie zugehen.
"Wo ist Sirius?", fragt Lily und nimmt einen Schluck Butterbier.
"Vor etwa einer halben Stunde ist er mit einem sehr hübschen Mädchen verschwunden", sagt Remus und stopft sich eine Brezel in den Mund.
Lily rümpft die Nase und ich verstecke ein amüsiertes Grinsen in meinem Glas. Mein Blick gleitet über die Gäste, die durch unseren Ballsaal tanzen. Es gibt hier keine einzige Person, die ich nicht wiedererkenne. Plötzlich fällt mir mein Vater auf, der mir einen Blick zuwirft und mit den Händen gestikuliert. Ich nicke und verstehe seine seltsamen Signale. Geh und unterhalte dich mit meinen vielen Familienmitgliedern.
"Ich werde einige meiner Familienmitglieder besuchen", sage ich und schaue zu meinen Freunden zurück. "Willst du mitkommen Lily?" Ich sehe sie an und flehe sie im Stillen an mich nicht allein gehen zu lassen.
"Ähm." Ihre Augen werden leicht grösser während sie ihr Glas fest umklammert. "Ich glaube ich werde mich ein bisschen mit Remus unterhalten. Wir sehen uns gleich?"
"Sicher." Ich küsse sie auf den Kopf. "Komm schon Wurmschwanz. Du kennst diese Leute. Zeit zu beeindrucken!" Ich ziehe Wurmschwanz am Ellbogen, weil ich mich weigere mit dieser alten Fledermaus allein zu reden.

Peter und ich glätten unsere Gewänder und räuspern uns als wir auf meine Tante und meinen Onkel zugehen. Meine Tante Sylvia - eine grosse schlanke Dame die Art von alten Menschen, die aussehen als würde ein starker Wind sie wegblasen - nimmt mein Gesicht in ihre Hände und drückt es fest an sich. Ich schiebe mein Unbehagen beiseite und höre praktisch die Stimme meiner Mutter in meinem Kopf. "Sei nicht so unhöflich James Potter. Wenn du alt bist, darfst du tun was du willst; du hast es dir verdient."
"Oh James!", trällert Tante Sylvia. "Du bist zu einem so hübschen jungen Mann herangewachsen. Dein Vater und deine Mutter müssen so stolz sein."
Ich reibe mir den Kiefer als sie mich endlich loslässt. "Ja ja sie sind so stolz auf mein Aussehen und nicht auf meinen Verstand oder meine sportlichen Fähigkeiten." Die bissige Bemerkung kommt mir über die Lippen, bevor ich sie zudrücken kann, aber ich kann nur hoffen, dass sie es als Scherz aufgefasst hat. Onkel Clive lacht bellend und ich seufze erleichtert auf. Peter wirft mir einen unbehaglichen Blick zu und ich lache zittrig los.
"Also James mein Junge", sagt Onkel Clive. "Wo ist dein Mädchen?"
Ich spüre das Lächeln in meinem Gesicht, bevor ich es verhindern kann. Ich drehe mich schnell um und zeige auf Lily am anderen Ende des Raumes. Sie scheint ein ziemlich tiefes Gespräch mit Remus zu führen. Sie hat die Stirn in Falten gelegt und ihre Augen blicken in die Ferne. Ein Anflug von Sorge macht sich in mir breit und ich notiere mir, dass ich sie bei unserem nächsten Treffen danach fragen werde.
"Sie ist sehr hübsch James", reisst mich die Stimme meines Onkels aus meinen Gedanken.
Ich drehe mich zu ihm um. "Ja Sir."
"Nachname?", fragt Tante Sylvia. Und da ist er.
"Evans", sage ich voller Stolz.
Tante Sylvia gibt einen Laut von sich der in ihrer Kehle klingt. "Muggelgeboren." Sie sagt das Wort, als ob es die schlimmste Beleidigung der Welt wäre. Sie sagt dieses Wort, als ob es Lily automatisch zum Abschaum der Welt machte, als ob Lily jetzt unter ihr stünde. Und das kotzt mich an. In meinen Ohren beginnt es zu dröhnen und ich balle meine Hand zur Faust. Ich atme tief ein, um mich zu beruhigen aber es funktioniert nur irgendwie.
"Ja", spucke ich in dem nettesten Tonfall, den ich aufbringen kann. "Sie ist ein Genie in Zaubertränke und eine der klügsten in unserer Klasse in Hogwarts. Aber selbst, wenn sie keine grosse Hexe wäre, ist sie ein grossartiger Mensch. Sie ist liebevoll und mitfühlend und rundum toll. Aber das ist dir egal, denn Gott bewahre, sie ist nicht von magischer Geburt." Ich atme noch einmal tief durch als alle meine Worte auf einmal heraussprudeln. Sowohl meine Tante als auch mein Onkel starren verärgert zurück. Ich räuspere mich und richte meine Robe auf. "Wenn ihr uns entschuldigen würdet. Pete?"

"Alles in Ordnung?", fragt Peter zögernd als wir uns auf den Weg zurück zum Rest der Gruppe machen.
Die Wut kocht immer noch in mir und meine Muskeln sind immer noch angespannt, als ob ich bereit wäre auf etwas einzuschlagen. Aber dann sehe ich wie Sirius Remus praktisch angreift, wie er etwas schreit das meine Ohren nicht ganz erreicht und Lily lacht. Sie lacht aus vollem Herzen und wirft den Kopf zurück, kein Ton kommt über die Lippen. Und einfach so verpufft mein Zorn.
"Ja", zwinkere ich ihm zu.
Ich schlinge meine Arme um Lilys Taille, lege mein Kinn auf ihre Schulter und beobachte meine beiden idiotischen Kumpels. "Was ist so lustig?", frage ich. Lily öffnet den Mund, um mir zu antworten, aber bevor sie mir antworten kann, hallt ein lautes Krachen durch den Raum. Die Musik hört auf und alles wird still. Ich lasse meine Arme von Lilys Taille fallen; wir fünf drehen uns zur Mitte des Raumes und suchen nach der Ursache für diese Unterbrechung.
Zehn vermummte Gestalten stehen in der Mitte des Raumes mit gezückten Zauberstäben. Mir gefriert das Blut in den Adern als ich einen Arm vor Lily werfe. Das sind die Todesser. Ich habe sie noch nie persönlich gesehen aber mein Vater hat mir von ihnen erzählt. Wo immer sie auftauchen, kann nichts Gutes folgen.
"Was für eine schöne Party!", gackert eine hohe Stimme aus der Mitte der vermummten Gestalten. "Wäre doch schade, wenn sie jemand kaputt macht!" Die Stimme scheint von einer Frau mit wildem dunklem Haar zu kommen das unter ihrer Kapuze hervorlugt.
Ich blicke zu Sirius, der die Todesser betrachtet. Er lässt seine Augen über jede Person wandern und studiert sie sorgfältig. Bei all dem Schrecken und der Spannung kann ich nicht umhin mich im Hinterkopf zu fragen wie viele dieser Personen seine Verwandten sind. Ein Schaudern durchfährt meinen Körper bei der Frage, ob einer dieser Menschen Regulus ist.
eine Aufmerksamkeit wird von meinen eigenen Gedanken abgelenkt als ein Mann mit einem schlangenartigen Gesicht durch die Tür schlendert als gehöre ihm der Laden. Seine roten Augen blicken die Menschen an während er durch den Raum geht, und sehen sie an als wären sie nichts weiter als Tiere. Die Menschen weichen zurück, umklammern ihre Lieben und schubsen kleine Kinder aus dem Weg. Sein blasses Gesicht verhöhnt die Menschen und er scheint die Angst, die er ihnen einjagt zu geniessen. Ich habe ihn noch nie in natura gesehen. Ich habe ihn nicht einmal auf einem Foto gesehen. Aber niemand muss mir sagen wer das ist. Das ist Lord Voldemort.

Limerence | A James & Lily Story ( deutsche Übersetzung)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt