Schmerz

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Stille erfüllt diesen gottverlassenen Ort. Ein Kerker so könnte man ihn wohl beschreiben. Ein Grinsen umspielt Voldemorts Lippen als er zu sprechen beginnt. "Was haben wir denn hier? Frischlinge. Das siebte Jahr habe ich recht?"
Keiner von uns antwortet ausser mit Schweigen - abgesehen von dem Wimmern, das vom anderen Ende kommt; es klingt wie Peter. "Ausserdem", sagt Voldemort mit spöttischer Missbilligung, "ist das nicht sehr höflich. Lucius, Bella, vielleicht wären ein paar Manieren angebracht?"
Bellatrix zeigt ihren Zauberstab mit einem grausamen Lächeln. "Crucio!" Peters Schreie verlassen seinen Körper in einem unheimlichen Klang und werden von den Wänden zurückgeworfen, sodass wir sie immer wieder hören können. Ich beisse die Zähne zusammen, um nicht selbst zu schreien; es gibt keine grössere Folter als seinen Freunden bei ihren Schmerzen zuzuhören.
Er hört auf zu schreien und sackt gegen seine Fesseln. "Crucio!" Sein Körper versteift sich und er schreit erneut. Die scharfen Kanten meiner Zähne graben sich in meine Zunge und füllen meinen Mund mit Blut.
"Also mal sehen was haben wir?" Voldemort grübelt. Er beginnt mit langen langsamen Schritten in meine Richtung zu gehen. Ich blicke in seine roten Augen und weigere mich den Blickkontakt zu unterbrechen, egal wie sehr mein Herz pocht.
"James Potter", sinniert er. "Reines Blut, ausgezeichnete Familie, Schulsprecher und ein intelligenter junger Zauberer." Voldemort lächelt. Mir dreht sich der Magen um. "Lucius?"
"Crucio!" Ich weiss nicht, ob ich schreie; ich glaube ich schreie. Ich kann vor lauter Gebrüll in meinem Ohr nichts mehr hören und wenn ich schreie, ist das meine geringste Sorge. Jeder Zentimeter meines Körpers, jede Zelle jedes Gewebe ist von einem brennenden wütenden Feuer erleuchtet. Es gibt keine Erleichterung in dieser Agonie. Sekunden fühlen sich wie Stunden an, aber schliesslich hört es auf. Ich lasse mich gegen meine Fesseln sinken.
Mein Herz rast in meiner Brust, während es in meinem Kopf pocht wie bei einem schlimmen Kater. Das Rauschen lässt nur langsam nach. Alles klingt gedämpft, als ob unter Wasser gesprochen wird.
"Crucio!" Ich schaukele zurück auf meinen Stuhl, spanne meine Muskeln an und mache mich auf den Schmerz gefasst, aber er kommt nicht. "Bellatrix warum versuchst du es nicht?"
"Crucio!" Das war nicht an mich gerichtet. Sirius stemmt sich gegen seine Fesseln. Sein Rücken krümmt sich zu einem U und ich fürchte er wird sich einen Knochen brechen. Seine Schreie erfüllen die Kammer. Ich schlucke das Erbrochene hinunter; mir wäre es lieber, wenn es auf mich gerichtet wäre.
Voldemort zuckt nicht mit der Wimper. Er wartet geduldig bis Sirius' Schreie verklungen sind. Als es endlich wieder still ist geht er weiter.
"Remus Lupin", sinniert Voldemort. "Ein Werwolf hm. Könnte sich als nützlich erweisen. Lucius."
"Crucio!" Ich mache mich auf die furchtbaren Schreie gefasst aber sie kommen nicht. Remus ist starr geworden aber kein Schrei kommt über seine Lippen. Voldemort runzelt die Stirn und sagt kalt: "Lucius noch mal."
"Crusio!" Remus' Gesicht verzieht sich vor Schmerz und ein Muskel in seinem Kiefer hat sich durch das Zusammenbeissen der Zähne abgezeichnet. Trotzdem entweicht ihm kein Laut.
Sein Körper entspannt sich, während ein Grinsen seine Lippen umspielt: "Ich gehe einmal im Monat durch die Hölle glaubst du wirklich das hier ist so schmerzhaft wie das?"
Ein Teil von mir möchte laut lachen über Remus Lupins Fähigkeit in jeder Situation ein Klugscheisser zu sein; der andere Teil von mir möchte ihn erwürgen, weil er so unglaublich dumm ist. Voldemort jedoch starrt ihn nur an und bestraft ihn nicht... noch nicht.
Voldemort bewegt sich wieder. Jetzt steht er vor Lily. Mein Körper knallt gegen die Seile, die mich an diesem verdammten Stuhl festhalten. Ich weiss, dass ich keine Chance habe hier herauszukommen, aber ich kann nicht einfach nichts tun.
"Das Schlammblut", spottet Voldemort. "Lucius."
"Crucio!" Lilys Schreie durchdringen mich. Sirius und Remus wenden sich beide mit schmerzverzerrtem Blick ab. Ich spüre ihre Schreie in meinen Knochen, die in meiner Seele widerhallen. Es ist wie ein körperlicher Schmerz, wenn diese schrillen gequälten Schreie sie verlassen.
Als die Schreie endlich aufhören ist es als würde ich kurz vor dem Ertrinken nach Luft schnappen. Erleichterung überkommt mich und ich schliesse die Augen, um die Stille zu geniessen. Bis - "Crucio!"
Marlenes Schreie sind schriller als alle anderen vor ihr und ihr dünner Körper sieht aus als würde er unter dem Druck, den sie gegen diese verdammten Seile ausübt, zusammenbrechen. Lily wendet sich mit Tränen in den Augen von ihrer besten Freundin ab. Auch ich beisse die Zähne zusammen und versuche das Geräusch auszublenden aber alles was passiert ist, dass sich eine Gänsehaut auf meinen Armen bildet.
Als Marlene aufhört zu brüllen geht Voldemort, ohne zu zögern zu Peter über. "Ein Pettigrew", murmelt Voldemort.
"Crucio!" Seine Schreie hallen von den Wänden wider mir stellen sich die Nackenhaare auf und mein Magen dreht sich als mir klar wird, dass Peter nun schon zum dritten Mal innerhalb weniger Minuten diesen verfluchten Fluch zu spüren bekommt.
Sirius wehrt sich gegen seine Fesseln. Er hat eine strenge "Niemand legt sich mit Peter an ausser mir"-Polizei. Von uns allen macht Sirius Pete am meisten zu schaffen, aber er ist immer der Erste, der sich gegen einen Aussenseiter wehrt, der Pete das Leben schwer macht. Sirius hat ihn schon immer auf seltsame Weise beschützt, er sieht ihn wie einen kleinen Bruder. Das hat er mir einmal gesagt und dass er vielleicht für Pete da sein kann, was er für Regulus nicht konnte.
Als er mit der Beurteilung von uns sechs fertig ist tritt er einen Schritt zurück und mustert jeden von uns einzeln. Er studiert uns. Ich fühle mich plötzlich, wie eine der Kreaturen die wir in "Pflege magischer Geschöpfe" studieren – ausgestellt, nackt und verletzlich.
"Wer wird mir jetzt folgen?"
Voldemorts Frage hallt durch die Kammer. Ich hebe trotzig mein Kinn als die Stille auf seine Frage folgt. Voldemort runzelt die Stirn, während sich seine Augen mit Wut füllen.
"Habt ihr gehört was ich gesagt habe? ANTWORTET MIR! CRUCIO!"
"Lily!" Der Schrei kommt mir gerade über die Lippen als der Fluch ihren Körper trifft. Ihr Kopf schlägt gegen die Stuhllehne, während ein Schrei wie ich ihn noch nie gehört habe ihre Lippen verlässt. Ihr Rücken wölbt sich gefährlich, während sich ihre Arme und Beine gegen die Fesseln stemmen. Es sieht unnatürlich aus. Tränen laufen mir über die Wangen und die Seile graben sich in meine Arme und Beine.
Ihre Schreie verstummen als sie gegen die Seile sinkt. "Schlammblut?", fordert Voldemort. "Du bist eine schmutzige Kreatur, keine Frage, aber dein Talent bleibt nicht unbemerkt. Über deinen Blutstatus kann man hinwegsehen. Schliesst du dich mir an?"
Sie hebt ihr Gesicht und blickt Voldemort an. "Ich würde lieber sterben", spuckt sie. Mir gefriert das Blut in den Adern; bitte töte sie nicht flehe ich im Stillen.
Voldemort kichert finster, sodass sich mir der Magen umdreht. "Lasst uns die Sache beschleunigen, ja? Will jemand von euch mitmachen?"
"Nein du Trottel! Niemand hier wird sich dir anschliessen!" Die Worte sprudeln aus mir heraus bevor ich die Chance habe sie zu stoppen. Ich habe zugesehen, wie er einen Mann aus meiner Kindheit umgebracht hat, wie er jeden einzelnen meiner engsten Freunde gequält hat und ich kann meine Wut einfach nicht mehr zurückhalten.
Voldemort dreht sich zu mir um und sieht mich mit einem kalten Lächeln an; mir läuft ein heftiger Schauer über den Rücken. "Erlaube mir dir zu zeigen was mit diesen Leuten passiert", sagt er kalt.
Ich starre in seine leeren roten Augen. Ich werde heute sterben. Ich schliesse meine Augen damit sein Gesicht nicht das letzte ist was ich sehe, bevor ich gehe; stattdessen stelle ich mir Lily vor. "Avada Ked-!"
Ein lauter Knall hallt durch den Raum. Ich reisse die Augen auf und sehe die Tür in Trümmern auf dem Steinboden liegen.
"Stupor!"
"Avada Kedavra!"
Der Raum ist in ein totales Chaos gestürzt. Lichtblitze erfüllen den Raum und spiegeln sich bedrohlich in den Gesichtern der Kämpfer. Wir sitzen verletzlich auf unseren Stühlen. Ich drehe meinen Kopf und sehe wie Lily gegen die Seile kämpft die sie als Geisel halten.
"Lily!" Sie dreht sich um und sieht mir in die Augen. Sie sieht mich mit angsterfülltem Blick an und ich möchte sie einfach nur festhalten. Es schmerzt mich sie zu beschützen, aber ich bin hier nutzlos.
Eine Hand legt sich auf meine Schulter und mein Körper erschaudert heftig. "Nein!", schreie ich.
"James", sagt eine sanfte Stimme. Diese Person hat sich ganz nah zu mir gelehnt, um mit mir zu sprechen und mir läuft ein Schauer über den Rücken. "Wehren Sie sich nicht. Wir bringen euch in Sicherheit."
Meine Fesseln verschwinden, aber bevor ich meine neu gewonnene Freiheit geniessen kann, legt sich die Hand wieder auf meine Schulter. Ich werde in alle möglichen Richtungen gezogen, während die Welt um mich herum verschwimmt. Als wir an unserem gewünschten Ziel ankommen verliere ich das Gleichgewicht und falle zu Boden.

Limerence | A James & Lily Story ( deutsche Übersetzung)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt