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sicht - reader

Zumindest der Anfang des Anfangs meines Planes hatte funktioniert. Sowohl der Heichou als auch der Commander hatten ein Auge auf mich geworfen. Vor allem Ackerman hatte ich meine Aufmerksamkeit durch Fragen geschenkt, so dass er auch mir welche gab. Ich merkte, dass er misstrauisch war, aber genau das war mein Plan. Er sollte versuchen, mein Vertrauen zu gewinnen, mir näher zu kommen. Mein erster Schritt war schon vollbracht, ich hatte mich mit Yaeger und seinem Trupp angefreundet, also mit Levis Einheit um genau zu sein. Würden meine Freunde noch einige gute Worte für mich hinterlassen, würde ich weder bei Hanji Zoe oder Erwin Smith landen. Smith war sowieso eine komische Person, wenn man mich fragen würde. Seine Charakterzüge ähnelten meinen viel zu sehr, waren aber dennoch so entfernt, es beschäftigte mich. 

Man hatte hier scheinbar aber genug Zeit, um den ganzen Tag nachzudenken, denn jetzt nach dem Essen saß ich schon tatenlos in meinem Zimmer. Was macht man denn den ganzen Tag? Während meiner Ausbildung gab es doch gar keine Pausen, war das nun vorbei? Ich seufzte. Vielleicht würde ich es tatsächlich schaffen, Kontakt mit Kenny aufzubauen, denn als ich ihn verabschiedete, arbeitete er verdeckt für die Militärpolizei. Was ein Gegensatz, schon irgendwie amüsant. Erst tötet er hunderte, um sich ihnen dann anzuschließen - so perplex würde auch der Hauptgefreite gucken.  

Wenn man vom Teufel spricht - sagt man das? Plötzlich hörte ich nämlich wieder dieses aggressive Hämmern gegen meine Tür. "Wer ist da?", fragte ich monoton und richtete mich etwas mehr auf. "Die Tür ist auf.", fügte ich dann hinzu. Wenn eine Person mich nervt, dann soll sie direkt reinkommen, statt gegen eine Tür zu nuscheln und dabei in Tränen auszubrechen, weil ich dreißig Mal nachfragen musste, was sie denn jetzt gesagt hat. Die Tür öffnete sich und nicht ganz zu meiner Überraschung stand der Hauptgefreite dort. Sein Blick war wie immer fragwürdig, kalt, wütend? Er sah einfach komisch aus. "Du bist jetzt in der Eliteeinheit. Training ist für dich um 12Uhr und um 6Uhr.", sprach Levi und wollte sich wieder umdrehen, um zu gehen. Ich erhob mich allerdings, ziemlich schnell sogar und griff nach seinem Handgelenk. "Ich bin seit nicht einmal einem Tag hier, du kennst doch meine Fähigkeiten nicht einmal. Wie willst du mich zu deiner Einheit verlegen?", fragte ich. Es war wirklich fragwürdig, ich hätte nicht gedacht, dass mein Plan so gut funktionieren würde. 

"Passiert halt.", das war seine Antwort. Ich schnaubte "Tzh, was soll das? Nur weil du mir überlegen bist, heißt es doch nicht dass du das Recht hast, mir nicht zu antworten!", erwiderte ich. Er schwieg, schaute mich kurz an und versuchte seine Hand ruckartig aus meinem Griff zu befreien. "Ich warte auf eine Antwort Ackerman.", fügte ich hinzu, meine Stimme klang schon fast bedrohlich. Dass das nicht ziehen würde, war mir natürlich klar, aber immerhin klang ich dann vielleicht ein wenig überzeugend. 

"Du bist die mit der besten Zensur nach der Ausbildung, die es seit der ersten Generation gibt, du bist in der 106. Generation und seit genau 106 Jahren die beste.", das hätte er natürlich sagen können. Aber das war nur in meinem Kopf. 

"Balg, stell nicht so viele Fragen.", war was er wirklich sagte. Diesmal befreite er sich aus meinem Griff, es war klar, dass ein Hauptgefreiter - nein nicht nur einer, sondern der Hauptgefreite stärker war als ich. "Levi?", fragte ich dann leicht leise und schaute ihm hinterher. Es war mir klar, dass er mich gehört hatte. Mein Blick lag direkt auf seinen Ohren, vielleicht regten sie sich ja, wenn er mir zuhörte. "Schau nicht so auf meine Ohren.", schnaubte er dann und drehte sich. Moment, wie konnte er denn jetzt sowas vernehmen? Dieser Junge war ein größeres Rätsel, als Kenny es mir auch nur ansatzweise gesagt hatte. "Willst du dir nicht vorher meine Fähigkeiten anschauen?", fragte ich also und lächelte schüchtern. Irgendwie musste ich ja so einen Jungen für mich gewinnen, also wie wäre es damit, ihn nicht nur wie vorher mit meinen Reitkünsten zu beeindrucken, sondern auch mit meiner Kampftechnik. So eine hatte er bestimmt noch nie gesehen!

Levi schaute mich wirklich unbeeindruckt an. "Von mir aus, aber trag vorher wenigstens deine Uniform richtig.", antwortete er und deutete auf mein Hemd. Es war nicht in meiner Hose, sondern eine Kante schaute leicht heraus. "Dir fällt jedes Detail auf, nicht Ackerman?", grinste ich leicht. Moment, hatte ich gerade eine richtige Emotion gezeigt? Seltsam. Seltsam war wirklich vieles, vor allem, dass ich das Gefühl hatte, dass ich irgendwen hier ganz nah bei mir hatte, der mehr als ein Kollege war. Ah, da war was. Schnell stopfte ich die Kante meines Hemdes in die ebenfalls weiße Hose und stellte mich gerade hin. "Ich bin Hauptgefreiter für dich, nicht Levi und auch nicht Ackerman. Folge mir, wir gehen in den Wald um deine Künste zu prüfen. Hast du schonmal einen Titan erlegt?", fuhr er fort und schaute mich nun noch etwas ernster an als vorher. 

"Kenny hat mir Attrappen gestellt, an denen ich üben sollte-", antwortete ich. Ich wollte abbrechen zu reden, aber ich wurde schon vorher unterbrochen. Levis Blick schien nicht besorgt, sondern wütend. "KENNY?", schrie er mich an, seine Stimme klang plötzlich rau- nein nicht rau, wütend, sauer. Es war, als würde er mich gleich zerfleischen wollen. "W- Was meinst du?", flüsterte ich beinahe und wand meinen Blick dem Boden zu. "Ist Kenny dein Vater Y/N?", fragte Levi nun in einem ruhigerem Ton, aber nicht wirklich ruhig. Er klang nun nicht mehr nach zerfleischen, sondern nach einige Schnitte setzen oder mich erstechen. Seine Augen waren aufgerissen, seine stahlgrauen Augen besorgt. Mein Blut schoss mir beinahe durch meine Adern, wenn es schneller werden würde wahrscheinlich aus den Adern. Ein feuchter Filter legte sich über meine Haut, verdammt, wie soll ich nun agieren? Doch im nächsten Moment hatte er mich schon am Arm gepackt und hinter sich hergeschliffen.


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kenny told me - levi x readerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt