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sicht - reader

Ich schaute Levi an, direkt vor mir stand er. Mittlerweile zwar wieder mit Kleidung, doch beschämte mich, was eben passiert war. Es war kaum kontrollierbar, doch bahnte sich eine Träne den Weg über meine Wange. Seine Augen weiteten sich, doch nun war er wieder der alte Levi. 

"Leg dich schlafen."

War ihm egal, was gerade passiert war? Hatte er das getan, um hinterher wieder zu gehen, oder um mit mir zu spielen? Viele Gedanken spielten in meinem Kopf, doch ich setzte mich wieder auf sein Bett und schaute auf den Boden. Es war ihm wirklich egal? Nein, das konnte doch überhaupt nicht sein. Vorsichtig richtete ich meinen Blick auf ihn, er stand dort in seiner Uniform, stolz trug er die Flügel der Freiheit auf seiner Brust. Er war ein guter Hauptgefreite, er war der beste Soldat. Doch störte es mich weiterhin, wie er seinen stumpfen Blick beibehielt, er sah aus, als würde er gleich einfach gehen - 

Tatsächlich, der dumme Idiot! Er sagte nicht einmal Tschüss, als er ins Bad verschwand. Würde das denn Sinn ergeben, wenn er es tat? Immerhin würde er ja bald wieder herauskommen. Seufzend legte ich mich hin und deckte mich zu, auch ich war wieder bekleidet. Aber das würde doch nicht nur die Beziehung sein, die ein Rekrut für gewöhnlich mit einem Hauptgefreiten pflegt, richtig? Vielleicht war ich ihm etwas näher, weil ich in seiner Einheit war, oder weil er die Aufsicht über mich hatte. Ich atmete tief ein, der süße Duft von Tee stieg mir in den Kopf. Tee wäre jetzt genau das richtige, aber wie spät war es überhaupt? Wieder setzte ich mich auf und schaute nach draußen, Sonnenuntergang. Es war das schönste, was man hier in Shiganshina beobachten konnte, denn der Bezirk war sonst nicht sonderlich schön oder besonders. Doch immer noch war er schöner als die Unterwelt. Vorsichtig schob ich die Decke von meinen mit Kussmarken bedeckten Beinen und nahm eine schwarze Hose hervor, die ich schnell anzog. Wo war denn meine Jacke? Verzweifelt kramte ich in meinen Sachen rum - die wenigen die ich in Levis Zimmer untergebracht hatte. Doch ich konnte die Jacke nicht finden, egal wie sehr ich in die Tiefen des Raumes ging. Doch ich wollte noch den Sonnenuntergang sehen, er sah schön aus. 

Nun war es mir egal, ich schnappte mir Levis Jacke und machte mich auf den Weg zum Lager in welchem die 3D-Manöver-Apperate untergebracht waren. Ich hatte schon lange nicht mehr wirklich trainiert oder so ein Apparat benutzt. Es würde ungewohnt sein, doch für meinen Plan reichen. Auch Levis Cape hatte ich mir genommen, allerdings nur um die Ausrüstung zu verstecken, bis ich bei der Mauer des Distrikts angekommen war. 

Hier wurde die Mauer versiegelt, von Eren der ein Jahr länger als ich im Aufklärungstrupp war - aber ich hatte mich ja bereits angefreundet mit ihm, und auch so halb mit seiner seltsamen Freundin Mikasa Ackerman. Ob dieses seltsame Verhalten in der Familie liegt? Immerhin war auch Kenny nicht wirklich normal. Während ich nachdachte glitt ich mit meinem 3DMA die Mauer hoch, so schnell dass es hoffentlich keiner gesehen hatte. Würde Levi mich suchen, wenn ich verschwunden war? Ich wusste nicht, ob es Sinn ergeben würde, aber er hatte immernoch die Aufsicht über mich, also durfte er mich eigentlich nicht allein rauslassen - tja Pech! Dummer Idiot. 

Ich hatte mich auf der Mauer niedergelassen und genoss den Sonnenuntergang. Der Himmel hatte sich von orange zu lila gefärbt und ließ die Bäume, welche überall verteilt waren friedlich aussehen. Es sah aus wie ein wunderschöner Abend, ganz ohne meine Probleme mit Levi, ganz ohne diese ganzen Titanen die dort auf einen Menschen zum verspeisen warteten. Ich atmete tief ein, die kühle Abendluft tat mir gut - die frische Luft. 

Ich wusste nicht, wie lange ich hier saß, wieviel Zeit vergangen war oder ob schon Bettruhe im Trainingslager herrschte. Doch was ich wusste, war wie unsere Ausrüstung zu hören war. Hinter mir hakte sich ein Haken in die Mauer und kurz später erschien Levi - er schien erschöpft, wütend und besorgt. 

"Hier bist du.", er klang nicht einmal wirklich sauer, sondern einfach nur traurig. Es machte mich traurig, ihn zu so sehen. Schnell erhob ich mich, ignorierte einen kurzen Schwindelanfall und nahm Levi in den Arm. Ich wusste, dass er die Umarmung wahrscheinlich nicht erwidern würde, oder mich wegstoßen würde. Doch es war zu meiner Überraschung, dass er einfach nur seinen Kopf in meine Schulterkuhle legte und sich von mir umarmen ließ. Es war ein schönes Gefühl, es war befreiend zu wissen, dass er nicht sauer auf mich war, nachdem er mit mir geschlafen hatte. 

"Ich suche dich seit 4 Stunden.", murmelte er monoton, nachdem ich mich von ihm gelöst hatte. Erst jetzt fielen mir seine tiefen, dunklen Augenringe auf und wie dreckig seine weiße Hose war. Wo hatte er nur gesucht? "W-Wo hast du mich gesucht?", fragte ich leise und schaute ihn beschämt an. Das war meine Schuld. "Überall. Ich bin über den Markt, am Tor, im gesamten Trainingslager." 

Konnte er etwa richtige Sätze reden, wow das beeindruckte mich.

"Verdammt wieso gehst du einfach du dumme Spinnerin?", fauchte er plötzlich und packte mich am Mantel, er zog mich näher zu sich. 

"Das ist mein Cape.", stellte er nach kurzer Zeit fest und schaute mich skeptisch an. Wahrscheinlich fragte er sich, warum ich nicht meine eigene Ausrüstung oder Kleidung verwendet hatte. 

"Ich habe meine Ausrüstung nicht gefunden.", gab ich leise zu und bemerkte, wie er leicht grinste. Moment, Levi- Levi grinste? Das war etwas wunderschönes, wie seine kleinen Grübchen sich in seinen Wangen abbildeten und er so dominant auf mich herunterschaute. "Es tut mir leid.", hauchte ich und schaute Levi mit einem ernsten Blick an. Es schien für ihn in Ordnung, er nickte bloß, bevor er mich gepackt hatte und mit mir die Mauer herunter ging. 

"Das machst du nicht noch einmal. Frag mich einfach Spinnerin.", meinte er nun wieder kalt wie vorher und ging still neben mir zurück zum Lager. Sollte es mich traurig oder glücklich machen, was eben passiert war? Levi Ackerman, genau der Heichou hatte gegrinst und sich von mir umarmen lassen - um es noch einmal klar zu stellen. Ich bin die, die ihn töten sollte und für Kenny verdeckt arbeitete, von ihm gerettet wurde und mich dann in ihn verliebt hatte. Dieses Leben war viel zu kompliziert.


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kenny told me - levi x readerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt