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- KAPITEL 16 -

In den darauffolgenden Wochen verfiel ich wieder in meinen alten Trott. Ich kapselte mich total ab, verbrachte die meiste Zeit alleine und telefonierte höchstens mal kurz mit Sadie, wenn sie anrief.

Von Niall hörte ich nicht viel. Nur dann, wenn er in die Gruppe schrieb. Ich begann mit dem Gedanken zu spielen, die Gruppe zu verlassen. Zu wissen, dass Niall sich nicht einmal meldete, mich nicht einmal anschrieb oder anrief, sich überhaupt nicht nach mit erkundigte, verletzte mich. Ich wollte ihm zeigen, dass er mir weh tat, aber konnte es nicht. Jedes Mal wieder, wenn ich die Gruppe verlassen wollte, in der Hoffnung, dass er mich anschrieb, um zu fragen ob alles okay sei, tat ich es doch nicht. Ich wollte, dass er es ohne große Anzeichen meinerseits bemerkte. Tief in meinem Inneren steckte ich in einer Situation, in der ich Niall am meisten brauchte. Ich sehnte mich regelrecht nach dem Tag, an dem ich mit Niall in meinem Bett lag, Schokolade aß und Filme sah.

Sadie erzählte mir zwar immer, dass sie für mich da sei, versuchte mich aufzuheitern, aber so sehr ich Sadie auch liebte, sie war nicht Niall. Sie war nicht Niall, der einfach vor meiner Tür auftauchen würde. Sie war nicht Niall, der mir so schöne Momente bescherte. Einzig und alleine Niall konnte mich aus diesem Loch rausholen, doch er übersah mich.

***

„Du hast mich gerufen." Ich lief zu meiner Mutter, die auf der Couch saß und sich über ihren kugligen Bauch rieb.

„Stimmt. Du musst zu Amy fahren."

Ich stöhnte auf. „Ihr Ernst? Sag mal, gegen den Fakt, dass sie blöd ist kann ich nichts einlegen, aber die hat doch so viele Freunde, dann soll einer von denen ihr beim Lernen helfen."

„Victoria", funkelte mich meine Mutter mit mahnendem Unterton an.

Ich erhob meine Hände und selbst dies erinnerte mich an Niall, da er es so oft tat, wenn er mit mir rumalberte. „Ist okay. Ich bin schon weg."

Ich zog mir schnell ein frisches T-Shirt über, ließ meine Jogginghosen aber an und fuhr mit dem Fahrrad durch die Stadt.

„Victoria, komm doch herein. Gut siehst du aus, hast dich ganz schön rar gemacht", begrüßte mich meine Tante. Mit einem gezwungenen Lächeln nickte ich ihr entgegen und trat ein. „Amy ist in der Küche. Kleine Vorwarnung, aus unerklärlichen Gründen ist sie etwas gereizt."

Ich kenne sie gar nicht anders, dachte ich mir. „Okay."

Ich ging in die Küche. „Lass es uns schnell hinter uns bringen."

Amy drehte sich zu mir um und würdigte mich eines kurzen Blickes. „Stimmt ja, die Zeit die du gezwungenermaßen mit mir verbringen musst, geht von der Zeit mit Niall ab, mit dem du sicherlich viel lieber zusammen bist. Entweder du hast niemanden oder du brauchst jemanden, der dir am Arsch hängt."

„Jo, wir haben zwei Optionen: entweder du zeigst wenigstens etwas Respekt oder ich bin gleich wieder weg", antwortete ich und war stolz auf das Selbstbewusstsein, das bei mir in all der Zeit gewachsen zu sein schien.

„Ist gut, ich bin ruhig", entgegnete sie ohne große Besserung, aber ich entschied mich darüber hinwegzusehen. „Da ist ein Stuhl. Auf den kannst du dich setzen."

„, Danke, wie reizend", erwiderte ich scharf und nahm neben ihr Platz. „Wo liegt jetzt schon wieder dein Problem?"

Ich entschied mich das Selbe Spiel wie Amy zu spielen. War sie unfreundlich, war ich es auch. Sie war abhängig von mir. Ich wäre dumm, das nicht auszunutzen.

„Physik. Wir haben einen neuen Referenten und der kriegt es einfach nicht gebacken."
Ich seufzte. „Was macht ihr gerade? Gib mal den Ordner her."

Unloved (N.H) / German (✔)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt