- 22 -

105 9 2
                                    

- KAPITEL 22 -


Als ich nach Hause kam, lag die Wohnung eingehüllt in Schweigen. Die Sache kam mir komisch vor. Auf dem Wohnzimmertisch fand ich einen Zettel.


Sind im Krankenhaus. Habe schlimme Wehen. Mum xx


Ich legte den Zettel beiseite. Ich musste ins Krankenhaus. Vielleicht bekam ich gerade in dieser Sekunde eine Schwester. Oder einen Bruder. Nur wie?

Mir kamen Niall und Miles in Gedanken. Ich könnte sie beide fragen und mit großer Sicherheit würden sie beide nichts einzuwenden haben. Aber ich konnte sie schlecht beide fragen.

Es war immer Niall gewesen, mit dem ich diesen Augenblick gerne geteilt hätte. Ich hatte mir genau diese Situation so oft vorgestellt. Wie ich ihn anrufen würde und er kurze Zeit später mit quietschenden Reifen vor der Auffahrt halten würde, ich in den Wagen hüpfe und wir zusammen ins Krankenhaus fahren würden. Gefühlte Stunden auf dem Gang zu warten, vollkommen nervös.

Aber genau in dieser Minute, kam es mir hinterhältig vor ihn zu fragen. Die Situation zwischen uns war immer noch angespannt und unklar. Und gerade eben noch war ich mit Miles allein eingesperrt in einer alten Buchhandlung und hatte dort mit ihm herumgealbert. Wäre es nicht eine Art von Ausnutzung ihn als Chauffeur anzuheuern?

Ich rief ihn trotzdem an. Ich hatte Miles gerade erst kennengelernt, während ich Niall schon eine gefühlte Ewigkeit kannte, mit ihm schon viel mehr erlebt hatte.

„Tori?", meldete er sich.

Ich fackelte nicht lange herum. „Kannst du mich ins Krankenhaus fahren? Sofort?"

„Was ist passiert? Ist alles okay bei dir? Ist jemand bei dir?", fragte Niall überstürzt.

Ich bemerkte, dass er wohl dachte, mir sei etwas passiert. „Nein nein, mir geht's gut. Aber meine Mum... sie ist im Krankenhaus. Wehen. Baby."

Er verstand. „Bin sofort da."

Das Gespräch endete und ich packte schnell meine Sachen, obwohl ich nicht wusste, was ich brauchen würde. Gekauft hatte ich nichts. Ich nahm meine Tasche mit, in der ich mein Portemonnaie hatte und natürlich mein Handy, bevor ich wieder die Treppe hinunter stürmte und draußen auf Niall wartete, der ziemlich schnell vorfuhr.

Ich sprang ins Auto, genauso wie ich es mir vorgestellt hatte. „Hey."

„Hey." Ohne zu warten, bis ich angeschnallt war, trat er aufs Gaspedal und schleuderte mich in meinen Sitz.

„Danke dass du mich fährst."

Er nickte. „Ist doch logisch. Soll ich dann mit reinkommen?"

Ich nickte. „Bitte. Ich möchte nicht allein sein."

Er lächelte. „Bist du nervös?"

„Sieht man's?" Zur Antwort nickte er. „Eigentlich war ich bisher immer ganz cool, was das Thema betraf, aber jetzt wo es vielleicht soweit ist, ist es irgendwie... anders."

„Vielleicht soweit?", fragte er. „Weißt du es gar nicht?"

Ich schüttelte den Kopf. „Ich hab nur den Zettel gefunden, auf dem stand, dass sie ins Krankenhaus sind, weil sie schlimme Wehen hat. Es muss nicht unbedingt sein, dass das Baby kommt, aber es kann schon sein und wenn es wirklich soweit ist, wäre ich gerne im Krankenhaus."

„Ich habe dir damals schon gesagt, du würdest eine gute große Schwester werden", lächelte er. „Ich bleibe bei meiner Meinung."

„Danke, das ist nett", antwortete ich schüchtern.

Unloved (N.H) / German (✔)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt