- 1 -

380 14 3
                                    

- KAPITEL 1 -

Ich kramte in meiner Schultasche umher und setze mich dann an meinen Schreibtisch. Zeit für Hausaufgaben. Geschichte.

Dadurch, dass ich im Gegenteil zu meinen Klassenkameraden niemanden zum Treffen hatte, verbrachte ich meine Zeit oft damit Hausaufgaben zu machen und zu lernen, weswegen ich nicht schlecht in der Schule war. Auch bei freiwilligen Arbeiten konnten die Lehrer immer auf mich zählen, was mich bei meinen Klassenkameraden nur noch unbeliebter machte, als ich schon war. Ich sah Schulaufgaben als guten Zeitvertreib an, was in meinem Fall nicht schadete.

Als ich alle Aufgaben erfolgreich erledigt hatte, rief mich meine Mutter. Trotzig ging ich runter um nachzusehen, was los war. Sie lag lachend mit Richard eng umschlungen auf der Couch. Als sie mich sahen, verstummten sie. Mir fiel sofort auf, dass Richards Blick an meiner Oberweite klebte, weswegen ich die Arme vor meiner Brust verschränkte, bevor er meine Mum wieder ansah.

„Victoria, Schätzchen", sagte sie sanft und ich wusste sofort, dass ich etwas für sie erledigen solle. >Schätzchen„Deine Tante hat eben angerufen." Ich hatte das Telefon wohl überhört. „Amy versteht Englisch nicht. Fährst du bitte zu ihr und hilfst?" Ich wusste, dass Widerstand zwecklos war, also willigte ich ein.

Da Amy nur meine, wie ich sie nannte, >Biest-Cousine< war, behielt ich die alte Jogginghose und das Hello Kitty Shirt von früher, von dem die Farbe schon abblätterte, an.

Nach dem Thema >Umso-schneller-du-fährst-umso-schneller-bist-du-da-und-kannst-es-hinter-dich-bringen< radelte ich zu der Biest-Höhle. Angekommen, lehnte ich mein Fahrrad gegen die Hausfassade, schloss es ab und klingelte. Ich atmete tief durch, bevor meine Tante freudestrahlend die Tür öffnete. Bei meiner Tante hatte ich immer das Gefühl, sie würde morgens ein paar Kaffees zu viel trinken. Typisches Energiebündel. Selbst in schweren Zeiten.

„Victoria, vielen Dank, dass du dir die Zeit nimmst", schrie sie förmlich, verstummte jedoch als sie bemerkte, dass ich jede Menge Zeit zur Verfügung hatte. „Amy ist in ihrem Zimmer. Du kennst den Weg."

Also stieg ich die Treppen zu ihrem Zimmer hoch und klopfte. Ein „herein" ertönte und ich trat ein. Sofort sah ich, dass das Biest nicht alleine über ihren Schulaufgaben brütete. Da sie mir den Rücken zugewandt hatten, konnte ich die andere Person nicht erkennen, doch die Statur ließ mich auf einen Jungen tippen.

„Mum, wir lernen immer noch. Lass uns in Ruhe", stieß Amy hervor ohne Aufzuschauen. Erst wunderte ich mich, da ihre Mum unten war, dann dämmerte mir jedoch, dass sie dachte, ich wäre ihre Mutter.

„Ähm nein... hier ist Victoria. Du beziehungsweise Tante hat angerufen", klärte ich das Missverständnis aus. Beide drehten sich zu mir um, standen auf um auf mich zu zukommen und ich hatte freie Sicht auf den blonden Jungen, dessen blauen Augen mich freundlich anfunkelten. Und just in diesem Moment wurde ich mir meiner alten, kindischen und peinlichen Kleidung bewusst.

Vor Amy war mir mein Erscheinungsbild ziemlich egal, denn sie fand einen Grund mich zu erniedrigen, aber dieser Kerl sah dazu noch nicht einmal schlecht aus.

„Na endlich, ich dachte schon du kommst gar nicht mehr", ertönte die schnippige Stimme von Amy. „Niall, Victoria. Victoria, Niall", stellte sie uns kurz vor. Er lächelte mich mit einem sanften Lächeln an, so dass ich den Blick wieder auf Amy richtete.

„Niall und ich gehen in eine Klasse und er hat sich freundlicherweise bereit erklärt, mit mir Englisch zu lernen für die nächste Arbeit, die bald ansteht. Doch bei der einen Aufgabe, sind wir uns beide nicht wirklich sicher und da kommst du ins Spiel", klärte mich meine Cousine belanglos auf, während sie mir wieder den Rücken zudrehte und sich wieder am Schreibtisch zu schaffen machte. Ich nickte, obwohl sie es nicht sah. Dafür sah es aber Niall.

Unloved (N.H) / German (✔)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt