𝟏𝟎

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𝐰𝐨𝐫𝐝𝐜𝐨𝐮𝐧𝐭: 𝟏.𝟐𝟗𝟒

𝐭𝐫𝐢𝐠𝐠𝐞𝐫𝐰𝐚𝐫𝐧𝐮𝐧𝐠:
𝐜𝐲𝐛𝐞𝐫𝐦𝐨𝐛𝐛𝐢𝐧𝐠, 𝐬𝐞𝐥𝐛𝐬𝐭𝐳𝐰𝐞𝐢𝐟𝐞𝐥

~ Robert

Es vergehen zwei Tage und außer einer kurzen Nachricht, dass sie gut in New York angekommen ist, höre ich nichts von Tara. Und es macht mich verrückt, nicht zu wissen wie es ihr geht!

Aber ich frage nicht nach, gebe ihr den Freiraum um den sie mich gebeten hat. Zumindest vorläufig, denn spätestens in zwei Wochen, wenn die große Drehpause beginnt, werde ich zu ihr fliegen.

Tom hatte nur wenige Minuten nach ihrer Abreise an meinem Trailer geklopft und wollte sich entschuldigen. Er sah so fertig aus, vor Allem nachdem ich ihm sagte, dass sie gegangen ist.

Der Junge fing beinahe an zu weinen, er hatte das ja alles nicht gewollt und dieses Mal hatte seine Schusseligkeit, die wir alle an ihm lieben, vielleicht meine Beziehung zerstört.

Aber ich kann ihm nicht böse sein. Ich weiß, wenn er könnte, würde er es rückgängig machen. Verdammt, er hatte sogar kurz überlegt um zwei Tage Frei zu bitten und zu Tara nach New York zu fliegen, um sich auch bei ihr zu entschuldigen, aber er hatte schnell eingesehen, dass das wahrscheinlich im Moment nicht helfen würde.

Noch immer sprudeln die Gerüchte durch die sozialen Medien und die Klatschpresse, fegen wie ein Sturm über die Bildschirme und begraben jede andere Neuigkeit aus der Welt unter sich wie eine unaufhaltsame Welle.

Ich gehe nur noch an mein Handy, um die Fotos mit Tara anzusehen, die in den letzten Wochen entstanden sind, und um nachzusehen, ob sie sich gemeldet hat.

Meine Kollegen sind alle für mich da, sie lassen mich kaum alleine, weil sie genau wissen, wie furchtbar ich mich fühle, sobald die Tür zu meinem Trailer hinter mir ins Schloss fällt. Besonders Chris sitzt immer noch bis spät in die Nacht mit mir zusammen und versucht mich aufzumuntern.

Aber wir beide kennen die Wahrheit, wissen um die Realität und die unendliche Anzahl der Beziehungen, die durch so einen Shitstorm zerbrochen sind.

Lange, gesunde Beziehungen, Ehen, sind kaputt gegangen, zerbrochen wie ein verfluchter Spiegel, und das nur wegen Gerüchten, geldgierigen Paparazzis und eifersüchtigen Fans.

Wenn ich daran denke, wie kurz die Zeit ist, die ich mit Tara hatte, dass diese Wochen vielleicht alles sein könnten, dass wir nicht mehr Zeit hätten, als das, krampft sich alles in mir zusammen.

Ich will nicht dass es endet; ich will sie in meinen Armen halten, sie zum Lachen bringen, das Strahlen in ihren Augen sehen, ihre Lippen auf meinen spüren und ihren Körper unter meinem während ich tief in ihr bin.

Scheiße verdammt, ich will sie für immer an meiner Seite wissen, dass sie offiziell die Meine ist, meine Frau, die Mutter meiner Kinder, das Letzte was ich sehe, bevor ich irgendwann sterbe.

Und doch ist da diese Stimme in meinem Herzen, genährt von meiner Angst und dem Unwissen, die mir pausenlos einflüstert, dass es das war, dass ich sie nie wieder in den Armen halten, nie wieder küssen werde, dass sie jemand anderen heiraten und lieben wird, der nicht ihr Leben und vielleicht auch ihre Karriere mit einem einzigen Bild zerstört.

Ich patze viel beim Dreh, bin unkonzentriert und kann abends nicht einschlafen. Es macht mich fertig, nicht für sie da sein zu können, auch wenn es genau das ist, worum sie mich gebeten hat. Verdammt, am liebsten würde ich sie in den Armen halten, mit ihr irgendwo hin fliegen, wo es keine Presse, keine Öffentlichkeit gibt und ihr das Leben bieten, das sie verdient.

Ich will der Mann sein, der ihr alles gibt, was sie will, aber das kann ich nicht. Und trotzdem kann ich sie nicht gehen lassen, nicht endgültig und nicht für immer. Nicht ohne zu kämpfen.

Ich sitze draußen vor meinem Trailer, mein zweites Bier in der Hand. Chris war bis gerade bei mir, und ich weiß dass er auch gleich wiederkommen wird, aber gerade telefoniert er mit seiner Mutter in Boston.

Ich kann nicht länger widerstehen, gebe dem Drang nach und öffne Instagram. Ich sehe mir meine Benachrichtigungen gar nicht erst an, gebe sofort Taras Benutzernamen in die Suchleiste ein und gehe auf ihr Profil. Sie hat seit langem nichts neues mehr gepostet, aber sie hat tausende neue Follower bekommen, bevor sie ihr Profil auf privat stellen konnte.

Ich gehe auf das jüngste Foto, es zeigt sie mit ihrer Kamera. Sie trägt eine weiße Bluse und eine tief sitzende Jeans, dazu weiße Sneaker und ihr Gesicht ziert ein strahlendes Lächeln. Sie steht hinter der Kamera, macht offensichtlich gerade Fotos und irgendwer hat dabei diesen Schnappschuss von der Frau gemacht, der mein Herz gehört.

Spionage auf der Arbeit steht zusammen mit einem Sternen-Emoji unter dem Bild und dann trifft mich der Schlag:

Tausende Kommentare sind neu dazu gekommen, seit ich vor wenigen Wochen ihr Profil gestalkt habe, um herauszufinden, wieso sie mir die falsche Nummer gab.

Sie wird beleidigt, als fett und hässlich bezeichnet, als fake und arrogant, als eine Schlampe und noch viel mehr. Mir wird schlecht. Mir wird so schlecht, dass ich mein Bier zur Seite stelle und nach Luft schnappe, weil ich das Gefühl habe, mich sonst übergeben zu müssen.

»Rob, liebe Grüße von mei- was ist passiert?« Chris kommt um die Ecke und steht besorgt vor mir. Unfähig auch nur ein einziges Wort zu sagen, reiche ich ihm das Handy und sehe wie auch er heftig schlucken muss. »Fuck«, flucht er, fährt sich durch die blonden Haare und reibt sich über den Bart.

Stumm strecke ich meine Hand wieder nach dem Handy aus und warte, bis Chris es mir nach kurzem Zögern gibt. Ohne Umschweife halte ich es vor mein Gesicht und starte ein Video. Mein Kollege und Freund will mich erst stoppen, hält dann aber inne und lässt mich machen, bereit, jederzeit einzugreifen und mir das Gerät wegzunehmen, wenn ich unüberlegten Mist baue und alles noch schlimmer mache.

»Hi. Ich hoffe es geht euch jetzt gut, denn mir geht es echt scheiße. Danke dafür. Das hier ist für die Presse: ihr könnt mich mal. Denkt ihr Schweine eigentlich immer nur an Geld und euren eigenen Vorteil? Ihr seid eine Plage, die Pest die unsere Gesellschaft infiziert und genauso krank macht wie ihr selbst es seid! Und das geht jetzt an meine Fans und jeden anderen, der sich über mich den Kopf zerbricht: ihr könnt mich auch mal. Ich kann gar nicht beschreiben wie unfassbar enttäuscht ich von euch bin, von eurer Heuchelei dass ihr ja alle nur wollt dass ich glücklich bin und dass es mir gut geht!«

Ich hole tief Luft und verziehe mein Gesicht voller Schmerz, kann nicht verhindern, dass meine Stimme leicht bricht als ich weiter spreche. »Ich war endlich glücklich, fuck ich war sogar so unglaublich glücklich, dass ich Angst hatte irgendwann aufzuwachen und festzustellen dass alles nur ein Traum war! Und dank euch ist das jetzt auch so. Ihr habt mich nicht nur enttäuscht, sonder vor Allem auch verletzt. Und das ist noch nicht mal das Schlimmste, sondern dass ihr sie verletzt habt und es immer noch tut. Sie verdient das nicht, sie ist so unglaublich und ihr habt nichts Besseres zu tun, als sie runterzumachen, weil sie mich glücklich macht?! Was geht eigentlich falsch bei euch allen? Euer Verhalten widert mich an. Mir wird richtig schlecht davon und deshalb war es das auch jetzt erstmal für mich mit Instagram, Twitter und dem ganzen anderen Mist. Ich will kein Teil von eurer Heuchelei sein und vor Allem nicht der Grund dafür, dass ihr Menschen verletzt, die mir die Welt bedeuten!«

Ohne ein weiteres Wort des Abschieds beende ich das Video, lade es auf Instagram und Twitter hoch und lösche dann alle sozialen Medien von meinem Handy.

Schweigend reicht Chris mir ein neues Bier, das ich aber nur zwischen meinen Händen hin und her drehe, während ich in die dunkle Leere der Nacht starre.


💔🥺

𝐇𝐄𝐀𝐓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt