Kapitel 29

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Damon

3 Wochen später

Ich versuche entspannt ein und auszuatmen, während ich mit Tess zusammen in einem Raum des Krankenhauses warte, in dem die Chemotherapie verabreicht werden soll. Eine Krankenschwester steht vor mir und bereitet die Infusion vor, während Tess meine Hand in ihre nimmt und mich ermutigend anlächelt.

,,Sind Sie zum ersten Mal hier?", fragt mich die Krankenschwester freundlich, als sie mir die Infusion vorsichtig anlegt. Dennoch kann ich nicht anders, als das Gesicht zu verziehen, als ich einen kurzen Schmerz wahrnehme. Wieder einmal wird mir bewusst, wie sehr ich Nadeln hasse. Ich bringe ein Nicken zustande und sehe dabei zu, wie sich eine Flüssigkeit einen Weg zu meinen Venen bahnt.

,,Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen. Geben Sie mir einfach bescheid, falls Ihnen schlecht wird oder Sie sich unwohl fühlen", gibt sie mir zu verstehen, weshalb ich mich bei ihr bedanke, bevor sie zum nächsten Patienten weitergeht. Zehn weitere Personen erhalten gerade in diesem Raum eine Infusion und ich stelle fest, dass der Patient links von mir noch jünger als ich zu sein scheint. Vermutlich gerade einmal 16, weshalb ich nicht verhindern kann, dass ich einen niedergeschlagen Blick aufsetze.

,,Alles okay?", fragt Tess mich daher besorgt, weshalb ich ihre Hand sanft drücke und ein Lächeln zustande bringe.

,,Ja. Alles gut", versuche ich sie zu beruhigen. ,,Das Zeug haut mich schon nicht um."

Ich zwinkere ihr zu und hole mein Handy und meine Kopfhörer aus der Hosentasche. Möchte die Zeit mit ihr zusammen überbrücken, in dem wir uns einen Film auf Netflix ansehen. Habe daher extra den Film Pearl Harbor heruntergeladen, den Tess zu lieben scheint. Ich persönlich habe ihn noch nie gesehen und muss sagen, dass ich ihn am Ende recht gut finde. An manchen Stellen ein bisschen zu kitschig für meinen Geschmack aber doch auch ziemlich spannend und Aktionreich.

Gegen Ende des Filmes nehme ich einen leckeren Geruch wahr und mein Magen zieht sich hungrig zusammen. Scheinbar werden gerade Waffeln verteilt, weshalb ich mich vom Film abwende und mich im Raum umsehe. Doch als Tess zu würgen beginnt, werfe ich ihr einen erschrockenen Blick zu. Greife sofort nach dem Eimer, der mir vorhin hingestellt wurde und halte ihn Tess gerade noch rechtzeitig entgegen.

Fast zeitgleich übergibt sie sich, weshalb ich  ihre Haare halte und ihr mit der anderen Hand sanft über den Rücken streiche. Bereits dreimal musste Tess sich diese Woche schon übergeben und jedesmal muss ich mich aufgrund des Geruchs zusammenreißen. Vor allem jetzt, da mir durch die Chemo bereits vorher übel gewesen ist. Doch ich schaffe es, mich nicht auch noch zu übergeben.

,,Alles okay?", fragt die Krankenschwester Tess besorgt und gleichzeitig verwirrt, als sie wieder zu uns kommt. Schließlich übergeben sich hier eigentlich nur die Patienten.

,,Sie ist schwanger", kläre ich die Krankenschwester daher auf. ,,Sie kann zurzeit kein Essen riechen."

Die Krankenschwester lächelt verständnisvoll und nimmt Tess den Eimer ab, als diese ihn beiseite stellen möchte.

,,Tut mir leid", entschuldigt Tess sich verlegen bei ihr. Ihr scheint das ganze mehr als unangenehm zu sein, weshalb ich ihr nochmal beruhigend über den Rücken streiche.

,,Das macht doch nichts. Das ist bei einer Schwangerschaft vollkommen normal", beruhigt auch die Krankenschwester sie. ,,Herzlichen Glückwunsch."

,,Danke", schießt es aus mir und Tess gleichzeitig heraus, woraufhin sich die Krankenschwester wieder zum Gehen wendet.

Ich lache leise in mich hinein und nehme Tess Gesicht in meine Hände.

,,Geht's wieder?", frage ich sie liebevoll und sie nickt, weshalb ich ihr einen kurzen Kuss auf die Stirn gebe. Anschließend lege ich meine Hand auf ihren Bauch und streichle sanft darüber.

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