Die Zeit unseres Lebens

Kapitel 20

Mein Herz schlägt noch immer heftig gegen meine Brust, als ich die Tür in meinem Zimmer hinter mir schließe und mich mit dem Rücken gegen sie lehne.

Meine Hand wandert zu meinen Lippen, da ich das Gefühl habe, Damons Lippen noch immer auf meinen zu spüren. Noch immer spüre ich dieses Kribbeln in mir, doch es wird von einem anderen Gefühl überschattet. Dem Gefühl, nicht gut genug zu sein. Ihm nichts zu bedeuten, denn das hat er mir mit seinem Verschwinden mehr als deutlich gemacht. Mir gezeigt, dass er den Kuss bereut, weshalb ich nun mit einem Gefühlschaos in meinem Inneren zurückgelassen werde. Pures Glück hat sich innerhalb weniger Sekunden in einen Albtraum verwandelt. Einen Albtraum aus dem ich nun nicht mehr erwachen kann.

Tränen beginnen mir die Sicht zu versperren, doch ich versuche sie zu unterdrücken. Rede mir ein, dass er es nicht wehrt ist, doch ich schaffe es einfach nicht.

Denn in dem Moment, als Damon mich geküsst hatte, war ich unbeschreiblich glücklich gewesen. Es fühlte sich an, als ob all die Gefühle, die so lange in mir verborgen waren, endlich aus mir herausbrechen konnten.

Doch dann hatte er sich plötzlich von mir gelöst und sein Blick war so voller Reue  gewesen, sodass es mir das Herz zeriss. Mir deutlich machte, dass es ein Fehler gewesen war.

Ich versuche nicht mehr darüber nachzudenken und mich in mein Bett zu legen. Nehme plötzlich Damons Duft auf meinem Kissen wahr, auf dem er vorhin gelegen hatte, weshalb ich den Erinnerungen nicht entkommen kann.

Jeder Versuch zu schlafen ist zum Scheitern verurteilt, weshalb ich die ganze Nacht wach liege und auf ein Geräusch hoffe. Ein Geräusch, dass Damons Rückkehr bedeuten könnte.

Doch die ganze Nacht bleibt es still.

***

,,Alles okay, Tess?", fragt Katy mich am nächsten Morgen besorgt,als ich gerade dabei bin, gedankenverloren in meinem Kaffee herumzurühren.

,,Ja, alles gut", lüge ich mit schwacher Stimme und rühre weiter in meinem Kaffee herum. Katy und ich sind die Einzigen, die schon wach sind, da es erst sieben Uhr morgens ist. Ich hatte Katys vor ein paar Minuten ausversehen geweckt, da ich mit der Hoffnung in ihr Zimmer gegangen bin, Damon dort vorzufinden. Doch wie vermutet war er letzte Nacht nicht zurückgekommen.

,,Du bist eine miserable Lügnerin, Tess", klärt sie mich auf und lächelt aufmunternd an. ,,Erzähl mir, was los ist, Süße."

Ich kämpfe mit mir. Ich brauche wirklich jemanden zum Reden und ich weiß, dass Katy die Richtige dafür ist. Aber es handelt sich um ihren Bruder, weshalb ich es nicht schaffe, ein Wort heraus zu bringen.

,,Es ist wegen Damon, nicht wahr?", trifft sie genau ins Schwarze, weshalb mir erschrocken der Löffel aus der Hand gleitet und mit einem lauten Klimpern in der Tasse landet.

,,Wie kommst du darauf?," frage ich sie zögerlich und sie beginnt zu kichern.

,,Das ist doch offensichtlich", klärt sie mich auf. ,, Es ist die Art, wie ihr euch anseht. Ich habe schon lange vermutet, dass sich da etwas zwischen euch entwickelt. Also was ist passiert?"

Sie lächelt aufgeregt, doch ihr Blick wird ernst, als sie meinen frustierten Blick erkennt. ,,Was hat er getan?"

Also erzähle ich es ihr. Alles was bisher zwischen uns passiert ist und merke, wie gut es mir tut, endlich mit jemanden darüber reden zu können.

,,So ein Mistkerl!", beleidigt sie ihren eigenen Bruder verärgert.,, Was ist denn bloß in ihn gefahren ? Das ist gar nicht seine Art."

Ich zucke frustriert mit den Schultern und sehe wieder nachdenklich in meine Tasse.