Damon
Ich atme hörbar aus, während ich mich im Spiegel betrachte und mir langsam mit der Hand durch die Haare fahre. Dabei immer mehr Haare in meinen Händen halte.
,,Na klasse!", fluche ich vor mich hin, als ich den Büschel in den Müll werfe und mich wieder im Spiegel ansehe. Bereits kahle Stellen erkennen kann, weshalb ich verägert meinen Rasierer zur Hand nehme, ihn einschalte und mir ungehalten über die Kopfhaut fahre. Mir alle Haare entferne, um dem langsamen Verlust endlich ein Ende zu setzen. Lieber ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende, wie man so schön sagt. Ich sehe mir das Resultat an und verabscheue den Anblick. Verabscheue es so auszusehen,obwohl ich damit eigentlich gerechnet habe. Dennoch fühlt es sich jetzt wie ein Schlag ins Gesicht an, dass ich den Krebs nicht mehr länger verbergen kann. Den Krebs nun klar und deutlich vor mir sehe, weshalb ich mich weiterhin frustriert im Spiegel betrachte. Kann mich erst von diesem losreißen, als ich die Haustür ins Schloss fallen und Tess die Wohnung betreten höre. Daher atme ich noch einmal tief durch und versuche, meine negativen Gefühle zu verdrängen. Möchte für Tess stark sein, weshalb ich ein lässiges Lächeln aufsetze.
,,Damon?", höre ich sie sagen, als sie gegen die Badezimmertür klopft. ,,Bist du da?"
Ich wende mich noch einmal dem Spiegel zu, um festzustellen, ob ich meinen Gesichtsausdruck einigermaßen unter Kontrolle habe.
,,Komme", antworte ich ihr schließlich und laufe zu Tür. Atme noch einmal tief ein, bevor ich diese öffne und sich unsere Blicke treffen. Ich nun mit der Angst konfrontiert werde, dass Tess meinen Anblick nun ebenso verabscheuen könnte, wie ich es tue. Doch stattdessen erscheint ein sanftes Lächeln auf ihren Lippen und sie kommt auf mich zu. Berührt behutsam mein Gesicht, bevor sie mir einen Kuss schenkt und dabei weiterhin sanft mein Gesicht in ihren Händen hält.
Als sie sich von meinen Lippen löst, sieht sie mir direkt in die Augen.
,,Ich finde dich trotzdem noch wunderschön", gibt sie mir zu verstehen, weshalb ich meine Stirn an ihre lehne.
,,Schleimerin", ziehe ich sie liebevoll auf, weswegen sie mir einen leichten Klaps auf die Schulter verpasst.
,,Ich meine das ernst", erwidert sie, doch dann wird ihr Blick wieder weich. ,,Wie geht es dir damit?", fragt sie mich besorgt und ich zucke lässig mit den Schultern, obwohl ich innerlich noch stark damit zu kämpfen habe.
,,Ich glaube, ich lasse mir einen Totenkopf auf die Schulter tätowieren. Dann sehe ich wenigstens wie ein kleiner Gangster aus", scherze ich, doch Tess findet das scheinbar nicht witzig, denn sie sieht mich wieder ernst an.
,,Bitte sei ehrlich", versucht sie es noch einmal, weshalb ich frustriert seufze und mir durch die Haare fahren möchte, die nicht mehr vorhanden sind.
,,Ich hasse es, Tess. Ich hasse es, so auszusehen. Aber es sind nur Haare. Sie kommen schon irgendwann wieder", gebe ich zu und versuche es runterzuspielen. Möchte das Thema wechseln, weshalb ich Tess nach ihrem Tag frage. Schließlich hatte sie heute ihren letzten Tag an der Uni gehabt. Doch sie möchte anscheinend weiter über mich reden, da sie mich in den Arm nehmen will, doch ich halte sie zurück. Wiederhole meine Frage noch einmal eindringlich, weshalb Tess aufgibt. Akzeptiert, dass ich nicht weiter darüber reden möchte.
,,Es war schwer für mich", geht sie auf meine Frage ein und sieht gedrückt zu Boden. ,, Ich habe es geliebt, dort zu studieren. Es hat mir Spaß gemacht. Ich hätte noch so viel lernen können."
Ich lege meine Hand unter ihr Kinn und bringe sie dazu, mich anzusehen.
,,Du brauchst das Studium nicht, um eine gute Autorin zu werden, Tess. Denn ich weiß, wie gut du schreiben kannst. Dass du es auch ohne Studium schaffen kannst", versuche ich sie zu trösten und meine es ernst. Weiß, welches Potenzial in ihr steckt. Sie muss nur den Mut haben, es einiges Tages auszuschöpfen.
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Die Zeit unseres Lebens
RomanceJeder Augenblick ist wertvoll. Das muss auch die 18 Jährige Tessa lernen , als sie durch einen Unfall ihre Mutter verliert. Gefangen in ihrer Trauer muss sie nun versuchen, den College Alltag zu überstehen und ihr Leben wieder unter Kontrolle zu b...