17I All lost again

524 85 73
                                    

George war im Moment nicht ansprechbar. Eddie brachte uns in einen anderen Raum, damit wir hier nicht so leicht gefunden werden konnte.

Ich saß auf dem Stuhl, der dort stand und verfiel erneut in Gedanken. Ich verstand es einfach nicht, wie konnte er nur so verdammt dämlich sein?
Selbst nach allem, was er hier bereits gesehen oder erlebt hatte?

,,Eddie...'' rief ich ihn, er schaute mich an.
,,Wohin sollen wir? Ich habe keine andere Bleibe und ihn können wir doch wohl kaum so bei sich Zuhause ausliefern?'' Er dachte nach.

,,Doch kannst du'' fing er an, woraufhin ich ihn irritiert anstarrte.
,,Sollten seine Eltern Fragen stellen, erzählst du ihnen, dass ihr in eine Schlägerei geraten seid'' fuhr er fort, woraufhin mir ein ironisches Lachen entfuhr.
,,Sieht er für dich aus wie jemand der sich prügeln würde?'' fragte ich ihn.

,,Wenn ich ihn mir jetzt anschaue, ja'' antwortete er mit einem Grinsen. Typisch Eddie, er versuchte alles mit seinem Humor zu behandeln. Es erinnerte mich immer an Nick, denn er war genauso.

Als mir Nick einfiel, fiel mir auch ein, dass er die einzige Person war, an die ich mich jetzt hätte wenden können.

Eddie half mir, George hier raus zu bringen.
,,Du riskierst dein Leben, indem du uns hilfst'' erinnerte ich ihn daran, als wir oben ankamen.
Er ließ George los, stellte sich vor mich, legte seine Hand auf meine Schulter und schaute mich ernst an.
,,Du bist wie ein Sohn für mich, Clay'' fing er an.
,,Dein Leben ist wie mein Leben'' Jedes Wort, was er sagte, meinte er ernst.

Er überreichte mir seine Autoschlüssel.
,,Das kann ich nicht annehmen'' entgegnete ich ihm.
,,Kannst du und wirst du'' Er drückte sie mir in die Hand, schaute mich noch einmal an und lief wieder nach unten.

George richtete seinen Kopf auf, er schien langsam wieder zu Bewusstsein zu kommen.
Während mein Arm noch immer um ihn verweilte, da er noch nicht alleine stehen konnte und mir auf dem Weg zu dem Wagen von Eddie waren, fragte er mich wo wir hingehen würden.

,,Ich bringe dich nach Hause'' antwortete ich ihm.
,,Jedenfalls, wenn du mir deine Adresse verrätst'' fügte ich hinzu.

,,Ich will nicht nach Hause'' kam es von ihm, während ich den Schlüssel einsteckte.
,,Wohin sonst?'' fragte ich ihn irritiert. Er schaute mich an und statt mir zu antworten, stellte er mir ebenfalls eine Frage.
,,Wohin gehst du?''

Wohin ich gehen würde? Ich hatte keine Ahnung. Zunächst hatte ich Nick im Kopf, doch ich hätte niemals einfach so bei ihm auftauchen können. Er hasste mich und das zurecht.

Mein Leben würde sich wohl ab sofort wieder der Straße widmen, doch das wollte ich ihm nicht erzählen. Vermutlich würde er noch auf die Idee kommen, mir Gesellschaft leisten zu wollen.

,,Ich habe einen Verwandten hier in der Nähe'' war alles, was ich ihm antwortete. Gott sei Dank gab er sich mit dieser Antwort zufrieden.

Ich startete den Motor und fuhr los, während er seinen Kopf an die Fensterscheibe lehnte und seine Augen schloss.

,,Wieso hast du das getan?'' Diese Frage konnte ich mir einfach nicht verkneifen. Natürlich wusste ich, dass es ihm gerade dreckig ging, so ging es mir ebenfalls, doch ich wollte einfach Gewissheit.

,,Weil ich dich mag'' antwortete er, während er seine Augen wieder öffnete und mich anschaute.
,,Weil man jemanden mag, riskiert man sein Leben?'' entfuhr es mir. Ich hörte ihn seufzen.

,,Weil ich dich liebe'' hörte ich ihn sagen, während ich an der Ampel bremste. Ich schaute ihn mit geweiteten Augen an.
,,Was?'' nuschelte ich.
,,Ist es nicht offensichtlich?'' fragte er und veränderte nichts an seiner Miene.

,,Du kennst mich nicht einmal, du kannst mich nicht lieben...'' entgegnete ich ihm und fuhr wieder los, als die Ampel grün wurde.

,,Ich kenne dich'' fing er an.
,,Ich habe gesehen und selbst erfahren, wo und wie du lebst. Gesehen, womit du dich alleine herumschlagen musstest. Erfahren, was für eine Person du wirklich bist'' fuhr er fort.

Der Griff um das Lenkrad verstärkte sich.
,,Und wie bin ich wirklich?'' fragte ich ihn angespannt.
,,Du bist jemand, der sich um die Menschen um einen herum sorgt. Du willst niemanden in Gefahr bringen und beschützen. Du hast ein größeres Herz, als du den Leuten preisgibst'' antwortete er.

,,Deshalb hast du niemanden von deinem Leben erzählt und die Leute stattdessen von dir gestoßen'' sagte er, während ich vor seinem Haus parkte.

Ich hielt meinen Blick gerade aus.
Es fühlte sich an als wäre mein Leben eine Lüge.
Als hätte er es geschafft, diese Lüge aufzudecken.

,,Brauchst du Hilfe oder schaffst du es alleine zur Haustüre?'' fragte ich ihn, schaute ihn jedoch noch immer nicht an.
,,Ich gebe dich nicht auf, Clay'' hörte ich ihn sagen, während er die Beifahrertür öffnete und ausstieg.

Mein Kiefer spannte sich an. Ich sah ihm hinterher, wie er zur Haustüre lief und klingelte. Eine Frau des mittleren Alters öffnete sie ihm. Als sie ihn sah, verfiel sie in einen Schock und zog ihn erst einmal in eine feste Umarmung.

Er hatte eine Familie, die sich um ihn sorgte. Ein Zuhause, welches sein Rückzugsort war.
Ich hatte all das nicht mehr, schon lange nicht mehr.

Würde er sich weiter darum kümmern, was mit mir war, würde er vermutlich all das verlieren. Ich war keines Weges so, wie er mich beschrieben hatte und das würde er früher oder später auch noch erkennen.


Über den Link auf meinem Profil kommt ihr in den Discord Server! ^^



MayfairsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt