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Romy

Ohne über den kaum übersehbaren rosa Elefanten im Raum zu sprechen, verbrachte Hunter eine weitere Woche bei ihnen. Tagsüber spielten sie ausgelassen mit den Kindern. Zum Glück zeigten sie beide noch immer keine großartigen Auffälligkeiten bezüglich Christophers Tod. Oder vielleicht war gerade das besonders auffällig. Vielleicht sollte sie die Mädchen einem Kollegen vorstellen, wenn sie wieder arbeiten gehen musste. Doch für den Moment waren alle mit der Situation zufrieden.

Vor allem sie selbst. In den Abendstunden, wenn die Mädchen längst in ihren Betten lagen und sie sicher sein konnte, dass sie nicht nach einem Glas Wasser rufen würden, lernten sie und Hunter sich gegenseitig Freude zu bereiten. Allein bei dem Gedanken daran wurde ihr heiß. Was er alles mit seinen Händen anstellen konnte, puh, selbst wenn sie wollte, wäre sie vermutlich nicht in der Lage es in Worte zu fassen.

Und doch musste sie immer wieder daran denken, dass der eine Tag näher kam. Wie schnell konnte sie inzwischen nicht mehr einschätzen und es war ja eigentlich auch nicht relevant. Das Einzige, was zählte, war wohl, dass sie Grace und Tillie darauf vorbereiten musste. Entgegen ihres Vorsatzes hatten die zwei sich natürlich auf ihre kindliche Art und Weise in Hunter verliebt.

Höchstwahrscheinlich würde es ihnen mehr Herzschmerz bereiten, wenn Hunter ging, als an dem Tag, an dem sie ihnen von Christopher Tod erzählt hatte. Und das war ein wirklicher Schlamassel. Und dennoch konnte sie sich wirklich nicht dazu durchringen, sich bereits jetzt den Kopf darüber zu zerbrechen. Sie würde die Situation am Ende so nehmen müssen wie sie kam. Eins war sicher: sie würden als Familie stärker daraus hervor gehen. Ganz bestimmt.

"Romina?"

Romina? Wow. So hatte er sie eine Weile nicht genannt. Sie sah ihn an. "Ich... ahh, ich..."

"Hast du dir schon überlegt, was du Mom zum Geburtstag schenken willst?", unterbrach Tillie ihn.

"Was?"

"Mom hat Geburtstag."

"Oh, das wusste ich gar nicht. Romy, ich -"

Sie hob lachend sie Hände. "Moment, Tillie, ich habe doch noch gar nicht Geburtstag."

"Du würdest mich doch nicht anlügen?", fragte er mit dunkler Stimme. Es war nur einen Hauch lauter als ein Flüstern und sorgte dafür, dass sich die Härchen auf ihrem Körper aufstellten. Sie mochte seine tiefe, volle Stimme.

Leider wurde sie von Tillie übertönt. "Aber Violet hat gesagt-"

Bevor sie ihren Satz zuende sprechen konnte, fiel ihre Schwester ihr ins Wort. "Erst in der anderen Jahreszeit, Tillie."

Sie rollte mit den Augen. "Wenn die Blätter runter fallen und keine Sonne mehr scheint, oder so."

Tillie runzelte die Stirn. "Im Winter?"

"Nein, die andere. Wie heißt die nochmal?", fragte sie an Hunter gewandt.

"Du meinst wahrscheinlich den Herbst."

"Ja genau. Siehst du, erst im Herbst."

"Na gut, aber Violet hat gesagt, wir feiern eine große Herbstparty und ich kann ein Geschenk basteln."

"Natürlich kannst du das."

"Und was schenkst du Mom?"

Er räusperte sich und vermied den Blickkontakt. "Darüber muss ich erstmal nachdenken." Das wiederum sagte ihr alles, was sie wissen wollte. Ihr war danach zu mute, sich in ihrem Bett zu verkriechen, mit oder ohne ihn, aber sie würde stark sein.

"Ein bisschen Zeit hat er ja noch. Der Herbst ist ja noch ein paar Monate weg", sagte sie als sie sicher war, dass ihre Stimme normal klingen würde.

"Wisst ihr, ich habe zwar noch keine Idee, was ich eurer Mom zum Geburtstag schenken soll, aber ich habe eine Idee, was wir dieses Wochenende unternehmen können."

Cassie Lion - eine Novella •abgeschlossen•Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt