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Romy

"Wie geht es dir?", fragte Hunter als er am nächsten Morgen den Kopf zur Tür herein steckte.

"Ich habe nachgedacht." Hatte sie tatsächlich. Obwohl sie körperlich erschöpft war, hatten ihre Gedanken ihr keine Ruhe gelassen. Hunter hatte angedeutet, wie sehr er sie mochte. Aber sie wollte es langsam angehen lassen. Es gab keinen Grund, irgendwas zu überstürzen. Also würde sie es lieber ein paar Tage ruhig angehen lassen, bevor sie sich dem wirklich wichtigen Thema widmeten.

"Worüber?"

"Deine Ehe", sagte sie mir ernster Miene.

Hunter zog grimmig die Augenbrauen zusammen. "Ich bin nicht -"

"Ich weiß", unterbrach sie ihn. "Deine Fans werden enttäuscht sein."

Er zuckte mit den Schultern. Doch seine Augen verließen sie keine Sekunde lang. "Mag sein."

Sie spürte wie sich ein breites Grinsen auf ihrem Gesicht ausdehnte.

Sein Gesicht wurde noch grimmiger. Aber positiv grimmig. Wie ein gutmütiger Brummbär sah er aus mit seinem Bartschatten. Ihr Herz flatterte bei seinem Anblick.

"Was?", brummte er schließlich.

"Wie wird das Laufen? Bekommst du in ein paar Monaten Anrufe von lauter Frauen, die behaupten, du hättest mit ihnen auf Ibiza in einem Club geflirtet und sie abgeschleppt? Damen mit dem Namen Stormy, Venus, Bambi oder Unique?"

"Was sollen das für Namen sein?"

"Misty? Kitty? Bebe?"

Er verschränkte die Arme vor der Brust. "Romy, was ist los?"

"Das sind doch prima feinste Strippernamen."

Er lachte aus tiefstem Herzen. Es klang melodisch und zugleich tief und warm. Sie wollte in diesem Ton ertrinken. Keine andere Frau sollte dieses Geräusch hören. Sie wollt ihn für sich. Den Ton. Den Mann. Alles.

"Ach darauf warst du aus. Dann wohl eher Amethyst, Lotus und Diamond."

"Und Angel vielleicht?", hakte sie nach. "Elektra?"

"Trisha", sagte er mit nachdenklichen Gesicht. Vielleicht sollte sie glauben, er ging seine Verflossenen durch. Sie glaubte ihm kein Wort. "Raven und Cashmere."

Romy lachte ausgelassen. "Sie werden dir hunderte von Babies anhängen."

"Hmm."

"Wie aufregend", sagte sie und dann mit leiser Stimme, "und wie traurig."

"Okay, Saphire, darum kümmern wir uns später. Jetzt fahren wir zum Arzt."

"Arzt?", fragte sie ungläubig. Sie hatte heute eigentlich keine Lust irgendwo hin zu gehen. Schon gar nicht auf Befehl.

"Ich möchte, dass du dich durchchecken lässt", sagte er nachdrücklich.

"Wie bitte?"

"Du weißt schon."

"Nein, weiß ich nicht." Was bildete er sich eigentlich ein?

"Ich habe einen Termin bei deinem Arzt gemacht."

Romy gab sich größte Mühe nicht zu explodieren. Letztendlich hatte sie dafür keine Kraft. Und wenn sie ehrlich war, hatte er ja auch Recht. Aber woher... "Woher weißt du, wer mein-"

"Kühlschrank."

"Hmm." Das ergab Sinn. Sie hatte diverse Visitenkarten und Telefonnummern am Kühlschrank zu hängen. Eigentlich lobte es ihn. Er hatte es für wichtig befunden, einen Arzttermin zu machen und er war allein in der Lage gewesen, die notwendigen Informationen zu beschaffen, ohne dämlich herum zu fragen. Vielleicht war sie so viel Eigeninitiative nach Christopher einfach nicht mehr gewohnt. Aber dennoch. Er hätte sie auch fragen können, ob es ihr heute Recht war.

Cassie Lion - eine Novella •abgeschlossen•Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt