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Hunter

"Warum bist du so mies gelaunt? Immer noch wegen der Stalkerin?"

"Sie heißt Romy", knurrte Hunter. Wenn Johan nicht bald sein verdammtes Maul hielt, würde er ihm reinhauen. Sein Problem, dass er dann am Abend bei der Party zum Drehabschluss ein blaues Auge hätte.

"Das ist doch nicht dein Ernst, Mann. Wie lange warst du da? Eine Woche?", stichelte er weiter, während er genüsslich an seinem Whiskey nippte.

"Das geht dich einen Scheiß an. Wenn man's weiß, dann weiß man's." Und er wusste es. Sie war die Frau für ihn. Die eine. Romy allerdings schien nichts der Gleichen zu wissen. Oder sie war sturer als er gedacht hätte. Vielleicht -

Johan stellte seufzend sein Glas ab. "Also gut. Sie hat dich rausgeworfen. Wie kommst du darauf, dass sie sich meldet?"

"Ich habe ihr meine Nummer hinterlassen, damit sie sich melden kann, wenn sie so weit ist. Ich wusste nicht, dass Monate vergehen würden."

"Vielleicht hat Maureen den Anruf angenommen, als du am Set warst?", schlug Johan vor.

"Niemand nimmt meine privaten Anrufe entgegen ohne mir Bescheid zu geben", knurrte Hunter. Auch nicht die Assistentin am Set. Niemand ging einfach an sein Telefon. Und das war auch ganz gut so. Es war schließlich privat.

Ein Hüsteln ließ Hunter sich umdrehen. Hinter ihnen stand Inez mit einem Glas
Sekt in der Hand. Offensichtlich hatte sie sich zu ihnen gesellen wollen. Doch nun sah sie betreten zu Boden. "Ich habe neulich ein paar Anrufe für dich angenommen."

"Was?" Hunter wusste nicht, ob er erleichtert oder wütend sein sollte. "Warum hast du nichts gesagt?"

"Das waren doch nur irgendwelche Stalker", entgegnete Inez mit einem entschuldigenden Lächeln während sie einen Sessel zurecht zog und sich darauf fallen ließ. Im Vergleich zu Romys Lächeln wirkte es verkrampft und falsch.

"Woher willst du das wissen?", fiel Johan ein.

"Das..." Sie überlegte kurz. "Das hört man doch."

Doch Johan hatte Blut geleckt. "Was haben sie gesagt?"

Inez zuckte mit den Schultern. "Es war keine Romy dabei. Einmal rief eine junge Frau an. Sie wollte dir sagen, dass sie schwanger ist. Mit Drillingen."

Hunter schluckte.

Johan stieß ihn prustend an. "Dein Ernst, Mann?"

Hilflos zuckte er mit den Schultern. Er war nur kurz in Ashland gewesen, etwa drei Wochen, und obwohl er sich Mühe gegeben hatte, Romy zu widerstehen, hatte er diesen Kampf gegen sich selbst verloren. Zu seiner Schande konnte er sich nicht daran erinnern, ob er Kondome benutzt hatte oder nicht. Aber sie war definitiv die einzige Ausnahme gewesen. Das wusste er mit Sicherheit.

Obwohl es rückblickend unvernünftig und unreif war, war er sich doch in der Hitze des Augenblicks sicher gewesen, in Romy die Frau seines Lebens gefunden zu haben. Wie hätte er ahnen sollen, dass sein Traum von einem Leben mit diesen drei wunderbaren Wesen nur wenige Tage später zerplatzen würde?

Doch egal, ob sie verhütet hatten oder nicht, sie war bereits schwanger gewesen und hatte das Baby ihres verstorbenen Mannes verloren. Ihn erfüllte ein tiefer Schmerz des Verlusts, wann immer er an das winzige Bündel dachte. Er hätte auch diese kleine Seele geliebt, trug sie doch einen Teil von Romy in sich.

Nun durchfuhr ihn allerdings ein neuer Gedanke: Wie wäre sie damit umgegangen, wenn durch seine Unachtsamkeit tatsächlich Babys entstanden wären? Sein Herz zog sich zusammen bei dem Gedanken an Romy mit ihren gemeinsamen kleinen Wundern auf dem Arm.

Cassie Lion - eine Novella •abgeschlossen•Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt