5. Kapitel

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,,Wo denkst du gewesen zu sein?", vernahm ich auch gleich die aufgebrachte Stimme meiner Mutter, die Tür war hinter mir noch nicht mal ins Schloss gefallen. Schon als ich auf dem Rückweg mein Handy wieder eingeschaltet hatte, war mir klar gewesen, dass mich zu Hause nichts Gutes erwarten würde. Ich hatte dutzende neue Nachrichten und verpasste Anrufe, von mehr als nur meinen Eltern.
Meine Mutter bog in den Hausflur, als ich gerade dabei war, aus meinen Schuhen zu schlüpfen. ,,Rate mal, mit wem ich quasi den ganzen Nachmittag telefonieren durfte?", flappste sie mich an, ich konnte es mir denken, sagte dazu aber lieber nichts. ,,Richtig, deiner Schulleiterin! Und weißt du, was die mir erzählt hat?", wieder ging von mir keine Reaktion aus: ,,Dass du bis auf weiteres vom Unterricht suspendiert bist und ein verdammtes Missbrauchsverfahren am Hals hast!" Ich wand meinen Blick erstmals wieder zu ihr, gerade rechtzeitig, damit mich ihre flache Hand auf der Wange traf. Ja, vermutlich hatte ich die ausnahmsweise wirklich mal verdient. ,,Deine Schwester schämt sich in Grund und Boden, ganz zu schweigen von mir und deinem Vater... und du? Du läufst durch die Gegend, als wäre nichts passiert! Weißt du wie krank widerlich es ist, was du diesem Mädchen angetan hast?", der Tonfall meiner Mutter hatte sich nicht gerade verbessert.
,,Ich hab Caro nicht missbraucht und gegen ihren Willen hab ich sie ganz sicher auch nicht angefasst!", versuchte ich es klarzustellen, sie zog scharf die Luft ein. ,,Und damit ist es jetzt für dich getan? Das ist nh verdammt große Sache, Dean! Weißt du, was du deinem Vater, Lucia und mir damit zumutest? Weißt du welches Licht du auf unsere Familie wirfst? Hast du dir darüber mal irgendwelche Gedanken gemacht?", wollte sie wissen, meine Reaktion war trotzig: ,,Nein, natürlich nicht!" In den Augen meiner Mutter funkte ungezügelte Verlangen, mir erneut eine Backpfeife zu erteilen. ,,Die Polizei wird sich bei dir melden und wenn deine Caro auch nur den entferntesten Beweis vorbringt, dann bist du sowas von weg vom Fenster, das glaub aber mal!", sie sah mich eindringlich und warnend an, mein Blick wich dem ihren aus. ,,Und ganz ehrlich weiß ich nicht mal, ob ich dir glauben soll, dass du nichts getan hast!", damit traf sie mich dann doch wieder mehr als gedacht, aber offensichtlich wie gehofft.
Ich hatte für einen Moment einfach nur dagestanden und sie angestarrt. Wie ich mit ihren Worten umzugehen hatte, war mir absolut unklar, was ich jetzt tun sollte, ebenso. ,,Was hast du eigentlich mit deinem Gesicht gemacht?", versuchte sie offenbar das Thema zu wechseln, was es auch nicht besonders besser machte. Meine Mutter streckte die Hand aus, um mich erreichen zu können, doch ich entzog mich ihrer Reichweite. ,,Lass mal gut sein...", ich klang wirklich missbilligend, wusste allerdings auch nicht, ob ich wütend oder enttäuscht war. ,,Dean, du lässt mich das jetzt angucken!", bestimmte sie harsch, ich schlug den Weg in Richtung meines Zimmers ein. ,,Dean!", hörte ich sie erneut rufen: ,,Du bleibst jetzt sofort stehen!" Tatsächlich tat ich es, um mich ihr recht gereizt zuzuwenden: ,,Was willst du? Kann dir doch einfach egal sein!" ,,Du gehst jetzt sofort rüber ins Wohnzimmer!", sie sah mich streng an und setzte sich erst in Bewegung, als ich es auch tat.
,,Das ist krass unnötig!", vor dem Sofa war ich stehen geblieben, meine Mutter stellte ihre Tasche auf den Wohnzimmertisch. ,,Shirt aus und hinlegen!", sie deutete auf das Sofa, schnaufend tat ich was mir befohlen wurde. Meine Mutter trat näher an mich heran: ,,Tut dir irgendwas weh?", wollte sie wissen. Natürlich schüttelte ich den Kopf, als sie jedoch begann meinen Bauch abzutasten, verzog ich das Gesicht. Ihr Blick wirkte fast schon triumphierend, genervt verdrehte ich die Augen. Sie tastete weiter meinen Bauchraum ab und wand sich dann meinem Gesicht zu: ,,Ich nehme dich morgen früh mit ins Krankenhaus, du hast ja jetzt genug Zeit!", damit räumte sie ihre Tasche wieder zusammen.
,,Dein Ernst?", ich zog mir das Shirt wieder an, beirren ließ sich meine Mutter selten und schon gar nicht von mir. Lucia verschränkte die Arme vor der Brust, als sie mich im Wohnzimmer entdeckte: ,,Ach schau an. Gut siehst du aus!", merkte sie spöttisch an. ,,Halt die Fresse, du weißt genau, dass sie Scheiße erzählt!", schaukelte ich mich schnell wieder selbst hoch. ,,Tut sie das? Weißt du eigentlich, wie du dich durch meinen Freundeskreis gefickt hast? Caro hatte oft Bedenken, aber du kennst ja nichts anderes als Sex und wer nicht spurt ist dir nicht gut genug!", sie funkelte mich wütend an, unserer Mutter passten diese Worte natürlich überhaupt nicht. Ich biss die Zähne zusammen und ballte meine Hand zur Faust. Es durchzuckte mich wirklich, aber das war keine Option.
,,Das kann nicht dein Ernst sein!", mischte sich nun natürlich wieder unsere Mutter ein. Ich war nie gewillt gewesen, mein Sexleben überhaupt mit ihr zu teilen. Wenn meine Eltern meine Partnerinnen kennenlernten, dann war das in der Regel ein ungünstiger Zufall. Lucia hingegen bekam da natürlich umso mehr mit...
,,Was ist hier los?", vernahm ich zu allem Überfluss die Stimme meines Vaters. Nichts, was etwas Gutes verheißen ließ. Wenn unser Vater nach der Arbeit nach Hause kam, wollte er in der Regel weder jemanden sehen noch sich mit sonstigen Problemen unsererseits rumschlagen. ,,Dein Sohn ist auch mal zu Hause!", meinte meine Mutter, mein Vater erschien hinter meiner Schwester. Er warf mir einen vielsagenden Blick zu und tätschelte Lucia leicht die Schulter: ,,Dean, wir sollten reden. Mein Büro und sofort." Seine Stimme klang überraschend ruhig, damit verschwand er allerdings auch schon wieder. Meine Mutter warf mir kurz einen Seitenblick zu, sie war ganz sicher nicht gewillt mich zu begleiten.
Als ich mich endlich in Bewegung setzte, um ihm zu folgen, warf mir auch Lucia wieder einen ihrer gütigen Blicke zu. Ich war unsicher, mein Vater wusste ganz offensichtlich schon, um was es ging, und schon heute Morgen war er nicht besonders gut auf mich zu sprechen gewesen. Was jetzt kam, ließ meine Hände leicht zu schwitzen beginnen. Es gab für mich kaum etwas schlimmeres, als mich vor meinem Vater verantworten zu müssen.
Vorsichtshalber klopfte ich an, bevor mein Vater mich in sein Büro bat. Die Tür hatte ich nur einen Spalt breit geöffnet, da schloss sich bereits eine Hand um meinen Hals, zog mich ins Innere des Raumes und pinnte mich gegen eben diese Zimmertür.

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