,,Du hast deine Freundin vergewaltigt, ja!?", der stechende und alles andere als liebevolle Blick meines Vaters bohrte sich bis in mein tiefstes Inneres hinein. ,,Ich hab sie nie gegen ihren Willen angefasst...!", beteuerte ich, doch er verstärkte den Druck auf meinen Hals nur ein wenig. ,,Wag es nicht mich anzulügen!", seine Stimme grollte, während er kurzzeitig noch ein ganzes Stück fester zudrückte. ,,Ich hab nichts gemacht!", beteuerte ich, natürlich versuchte ich seinen Griff um meinen Hals zu lösen, meine Stimme klang abgehackt. Sein Griff lockerte sich, seine Hand schob er bis hoch zu meinem Kinn, dann entzog ich mich seinem Griff. Seinem Gesichtsausdruck war nicht zu entnehmen, dass ich ihn in irgendeiner Weise von meiner Seite des Geschehens überzeugt hatte. Mein Vater sah mich nach wie vor mit einem harten, strafenden Blick an und hatte sich keinen Schritt von mir entfernt. ,,Gib mir dein Handy!", forderte er mich auf, ich war alles, aber nicht gewillt seiner Aufforderung nachzukommen. Er fragte kein zweites Mal, packte und drehte mich und drückte mich prompt gegen die Wand. Das Handy zog er mir aus der Tasche. Während ich mich knurrend dagegenstemmte, beförderte er mich mit einem kräftigen Stoß seines Beckens nur noch dichter an die Wand und sich an mich heran. ,,Ich kann auch ganz anders mein Freund!", seine Hand legte sich von hinten wieder an meine Kehle, meinen freien Arm bog er nach hinten auf meinen Rücken. Ich begann still zu halten, so ließ er schnell wieder von mir ab.
,,Bis die Sache aus der Welt ist gehst du absolut nirgendwo mehr hin!", meinte er, während er sich an seinem Schreibtisch niederließ, mein Handy schloss er in einer der Schubladen ein. Ich betastete meinen Hals: ,,Das hast du überhaupt nicht zu bestimmen, ich bin alt genug!", kam es gereizt von mir. Seine Augenbrauen hoben sich: ,,Oh doch und wie ich das hab. Solange du unter diesem Dach wohnst, unseren Familiennamen trägst und ich meine Anwälte deinem Scheiß hinterherlaufen lassen darf, hältst du hier mal ganz schnell den Ball flach!", wand er sich wieder mir zu. Darauf wusste ich wirklich nichts zu erwidern. Hier ausziehen ging sicher irgendwie, aber das Geld für einen Anwalt hatte ich wohl wirklich nicht. Für einen Moment herrschte Schweigen, froh war ich darüber nicht.
,,Und wie erklärst du dir, dass deine kleine Freundin, sowas über dich behauptet?", mein Vater verfiel schnell wieder in seine übliche emotionsarme Starre: ,,Sie hat es ja nicht von ungefähr." ,,Weiß ich nicht!", meinte ich knapp, ihm gegenüber zu sitzen, war eine Folter für sich. Sein Blick streifte mich kurz, ehe er sich wieder in seinem Stuhl zurück lehnte: ,,Du hältst dich also für grundsätzlich unschuldig, mhm? Solche Behauptungen kommen nicht von ungefähr, also hab die Eier und steh zu dem, was du verbockt hast!" ,,Ich hab ihr nichts getan, verdammt...", versuchte ich mich erneut, doch allein seine Handbewegung brachte mich zum Schweigen.
In völliger Seelenruhe, warf er einen Blick auf seine viel zu teure Uhr: ,,Du verschwendest meine Zeit!", er sah wieder zu mir herüber. Schon im Kindesalter, hatte man uns verinnerlicht, wie wertvoll die Zeit unserer Eltern doch war. Während sich der Blick meines Vaters weiter bis in mein tiefstes Inneres bohrte, klopfte es an der Tür. ,,Ja!", drang es über die Lippen des Mannes mir gegenüber, ganz ohne das er seinen Blick von mir löste. Meine Mutter trat ein: ,,Wir sprechen später!", meinte mein Vater knapp an mich gerichtet, ich erhob mich und verschwand schnellstmöglich. Ich fühlte mich erlöst, in meinem Inneren allerdings auch tief betrübt.
,,Na, noch schön aufs Maul gekriegt?", wollte Lucia wissen die scheinbar nur darauf gewartet hatte, dass ich das Büro wieder verließ. Tatsächlich hatte ich auch schon fast mehr erwartet, aber dieser Kommentar ließ meine Sympathie ihr gegenüber mal so absolut gar nicht wachsen. ,,Spar es dir, ernsthaft!", gab ich gereizt von mir und drängte mich an ihr vorbei in den Flur. ,,Keine Sorge, kommt schon noch!", grinste sie mich an, ich blieb etwa auf ihrer Höhe stehen. ,,Weißt du eigentlich, was sie mir damit antut? Die Schule hat mich suspendiert und die Polizei wird sich auch demnächst melden...", versuchte ich mich diplomatisch. Hatte ich gehofft, sie würde zumindest aufhören, mich abzufucken, machte ihr Lachen mir ziemlich schnell alles zur Nichte. ,,Das tut dir mal so richtig gut!", sie grinste, mein Blick war absolut fassungslos. Bei mir legten sich langsam, aber sicher, sämtliche Sicherungen um. Bevor ich allerdings sie als Ventil nahm, verzog ich mich in mein Zimmer. Natürlich ließ sie mich nicht gehen, ohne mir noch einen weiteren Spruch reinzudrücken.
Gefrustet schmiss ich mich auf mein Bett und zog mein iPad aus der Tasche. Eigentlich wollte ich gerade gar nichts sehen, aber die Neugierde überwog doch und ich öffnete WhatsApp auf diesem. Während mich Freunde fleißig mit Screenshots der neusten Posts versahen, erreichten mich überwiegend eigentlich eher kritische Nachrichten und gar Beleidigungen. Ich schenkte beidem eher weniger Beachtung und widmete mich lieber den Geschehnissen die man mir von Insta schilderte. Meine Laune sackte gravierend nach unten, in mir blieb ein unbändiges Verlangen einfach mit Caro selbst sprechen zu wollen. Sie konnte das doch unglaublich wirklich beabsichtigen wollen und war sich vielleicht auch überhaupt gar nicht im Klaren darüber, was mir dadurch alles blühte. Was auf mich zu kam hin oder her, aber für sie musste diese ganze Sache doch sicher auch irgendwelche rechtlichen Konsequenzen haben. Sie veröffentlichte Screenshots, private Bilder, nichts zudem ich ihr jemals eine Einwilligung erteilt hatte und auch nichts, was für die Öffentlichkeit bestimmt war. Neben den reinen Posts waren die Gerüchte oder wie auch immer man diese vielleicht gerade mal Halbwahrheiten nun betiteln wollte, eigentlich am interessantesten. Ich erfuhr Dinge über mich, die ich niemals so hätte kommen sehen und welche, die wirklich absolut nur der reinste Schwachsinn waren.
Es war eine Mischung aus sich hilflos und erschlagen fühlen und dann war da noch der Aspekt, dass ich einfach noch überhaupt nicht wirklich hatte realisieren können, was da über mich hereingebrochen war. Mein Tablet schob ich schnell wieder beiseite. Mein Körper drängte mich zu ungesunden Angewohnheiten, aber auch diesen ging ich nicht nach. Ich lag auf meinem Bett und starte Löcher in Luft und Decke, aber natürlich war auch das wenig zufriedenstellend.
DU LIEST GERADE
#f¡ckdicheinfach
Teen Fiction... genau das und nichts weiter, kommentierte meine Freundin ein Bild von mir, das sie auf ihrer Instagram Seite postete. Ein Swipe nach rechts, ein Chat-Auszug, weitere folgten... Das Bild war kaum zwei Stunde öffentlich gewesen, jedoch lange genug...