Wir waren gerade beide raus aus dem Wasser, als tatsächlich jemand um die Ecke bog. ,,Der Pool ist nachts gesperrt!", versuchte sich einer der Spanier in gebrochenem Deutsch. ,,Entschuldigung, mir ist mein Handy in den Pool gefallen!", schaltete ich schnell: ,,Ich wollte es nur schnell rausholen, bevor es ganz hinüber ist!" Ich griff nach meinem Handy, dass bei direktem Kontakt mit mir natürlich ein paar Wassertropfen aufwies: ,,Haben Sie vielleicht ein wenig Reis?" Es war mir nie besonders schwer gefallen ohne rot zu werden zu lügen und an meiner Story festzuhalten. Mein Gegenüber wirkte skeptisch, schien mir allerdings allmählich Glauben zu schenken. Das Gekicher der übrigen Jungs machte die Sache aber wohl nicht besser. Der Blick des Mannes wanderte an mir vorbei zu Marvin, der natürlich ähnlich tiefend am Beckenrand stand. ,,Und du?", wollte er wissen und beäugte Marvin genaustens. ,,Ich wusste das er nicht schwimmen kann und bin dann hinterher...", reagierte auch Marvin überraschend gescheit. Tobias hielt sich die Hand fest auf den Mund gepresst, fiel aber auch so schon fast von seiner Liege. ,,Ich hab nicht bedacht, wie tief das Wasser ist!", setzte ich der Story wohl noch die Krönung auf. Tobias fiel von seiner Liege und spätestens jetzt war es um die andern anwesenden auch geschehen. In den Augen des Mann dessen Shirt die Aufschrift einer Sicherheitsfirma zierte, hatte ich nun wohl den letzten Funken Glaubwürdigkeit verloren.
,,Mitkommen!", forderte er und natürlich setzte ich zu einem Protest an, der wenig zielführend war, sodass ich ihm schlussendlich tatsächlich folgte. Konnte ich die Situation verbessern, indem ich ihm von hinten einen überzog oder mich aus dem Staub machte?
,,Die Geschichte war nicht schlecht, du hattest mich im ersten Part!", merkte der Mann an, dem ich durch das Gebäude folgte. ,,Wir haben uns echt nichts Böses dabei gedacht, es war keine Absicht!", versuchte ich mich nochmal auf die sichere Seite zu retten. ,,Spar es dir, ich weiß genau, was ihr da drin getrieben habt!", meinte er und schloss eine Tür auf, durch die er mich hineinbat. ,,Ach ja?", wollte ich wissen und fand mich widererwartend nicht an der Rezeption, sondern in der Küche wieder. ,,Was glaubst du wie viele Paare ich nachts schon im Pool erwischt habe?", meinte er und schaltete eine nicht besonders starkes Licht ein. Ich lachte, bis ich begriff, was er da gerade gesagt hatte: ,,Moment mal... Ich bin nicht...", begann ich auch gleich zu protestieren. ,,Du brauchst dich nicht zu rechtfertigen, ich hab nichts gegen Schwule!", meinte er und streckte mir eine Schale Reis entgegen. ,,Ich bin doch nicht schwul!", empörte ich mich, mein Handy in der Hand fest umklammert. ,,Sicher?", wollte der Mann wissen, nach wie vor hielt er mir die Schale Reis entgegengestreckt. War ich mir wirklich sicher? Nein, je länger ich darüber nachdachte, desto ungewisser wurde ich mir meiner selbst. ,,Also ja, wenn du dir sicher bist, dann brauchst du die hier sicher nicht...", der Mann griff in seine Tasche und platzierte einen kleinen Zettel auf dem Reis, der die Schale füllte: ,,... anderenfalls..." Er führte es nicht weiter aus und drückte mir die Schale in die Hand: ,,Man sieht sich bestimmt noch mal!"
,,Und? Gab es Stress?", wollte Tobias wissen, als ich in der Lobby auf die versammelte Truppe stieß. ,,Ne, ist alles geklärt!", meinte ich und hob die Schale mit dem Reis ein wenig an, den Zettel hatte ich natürlich längst verschwinden lassen. Sofort bekam ich den ersten Schulterklopfer: ,,Zu geil, echt!" Ich musste eicht schmunzeln, dann wanderte mein Blick zu Marvin, der noch ähnlich nass wie ich hier herumstand. ,,Sollen wir mal hoch?", schlug ich vor und er nickte. Nach einer kurzen Verabschiedung verschwanden wir dann nach oben und nacheinander auch in die Dusche. Es tat gut endlich aus den Klamotten rauszukommen. Mit einem bedeutend frischeren Gefühl verließ ich dann auch das Badezimmer.
,,Du, war die Sache wirklich einfach so vom Tisch?", erkundigte sich Marvin, der schon wieder auf dem Bett saß. ,,War schon okay... Er hat mir jetzt nicht zu hundertprozentig geglaubt, aber ich glaube im Grunde war er ganz okay mit der Geschichte!", meinte ich und zog mir frische Shorts an: ,,Also extra zur Rezeption hat er mich jetzt nicht gebracht." Marvin nickte, ich hang mein Handtuch über einen der Stühle auf unserem Balkon und zog dann die Vorhänge zu. ,,War doch ganz lustig oder nicht?", schmunzelte ich, ehe ich mich zu ihm ins Bett gesellte. ,,Ja schon, aber lass uns das bitte nie wieder machen. Stell dir vor wir hätten hier gleich nach dem ersten Tag schon wieder abreisen müssen...", meinte er ziemlich reflektiert. ,,Du machst dir da viel zu viele Gedanken, so streng sehen die das hier auch nicht", schmunzelte ich relativ gelassen, aber ich hatte auch gut lachen, wenn ich mit meiner Kippe mal beinahe die gesamte Hotelanlage in Flammen gesetzt hatte. ,,Du bist hier zum Entspannen, also sie nicht alles so eng!", ich zog die Decke bis hoch zur Hüfte und nahm mein Handy vom Nachttisch. Marvin rutschte nun ebenfalls unter seine Decke: ,,Ich wird es versuchen..." Ich nickte leicht und schenkte der Schale Reis, die neben dem Fernseher auf der Kommode stand noch flüchtige Beachtung. Brauchen würde ich ihn wohl nicht, aber eine nettes Souvenir, dass uns allen noch eine Weile in Erinnerung blieb, würde er wohl bleiben.
Ich betrachtete die Story von unserem kleinen Abenteuer, in der mich Tobi natürlich verlinkt hatte. Zum Glück hatte er wenigstens darauf verzichtet, das Hotel zu markieren. Nach kurzem Überlegen repostete ich die Story in meiner eigenen und scrollte ein wenig durch meinen Insta-Feed. Während ich mich so mit meinem Handy beschäftigte, kam die Erinnerung an den Zettel, den mir der Wachmann zugesteckt hatte, zurück. Bisher hatte ich ihm keine Beachtung geschenkt, nun aber zog ich ihn doch hervor. Auf dem Stück Papier war zweifelsfrei sein Insta und seine Handynummer hinterlegt. Für einen Moment drehte ich den Zettel zwischen meinen Fingern, ehe meine Neugier überhand gewann und ich tatsächlich seinen Insta-Namen eintippte. Er hieß Marcos, ein klassisch spanischer Name. Sein Profil war öffentlich und entsprechend stattete ich ihm einen kurzen Besuch ab. Er sah nicht schlecht aus, für einen Urlaubsflirt, dennoch ließ ich den Zettel wieder in meinem Nachttisch verschwinden.
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#f¡ckdicheinfach
Novela Juvenil... genau das und nichts weiter, kommentierte meine Freundin ein Bild von mir, das sie auf ihrer Instagram Seite postete. Ein Swipe nach rechts, ein Chat-Auszug, weitere folgten... Das Bild war kaum zwei Stunde öffentlich gewesen, jedoch lange genug...