Nein meine Eltern empfingen mich keineswegs freudig, als ich nach gut zwei Stunden wieder zu Hause aufschlug. Mit ziemlicher Sicherheit war ich längst noch nicht wieder fahrtüchtig, entsprechend auch die Vorwürfe meiner Mutter.
Und nein, auch die Zeit mit Michelle hatte ich keinesfalls genossen. Ich war einzig und allein froh, als ich schließlich wieder in meinem eigenen Bett lag und schnell wieder in den Schlaf fiel. Darauf das mein Wecker mich am Morgen recht früh weckte, hätte ich gut und gern verzichten können.
Müde schwang ich mich aus dem Bett und sprang zunächst einmal unter die Dusche. Appetit hatte ich nicht wirklich, aber runter bekam ich dann schließlich doch was. Lucia schien sich vom gestrigen Tag ganz gut erholt zu haben, zumindest sah man ihr nicht mehr an, dass irgendetwas gewesen wäre. Perfekter Zopf, makellosen Makeup und der üblich gute Stil. Ich selbst brauchte von meinen Augenringen vermutlich gar nicht erst anzufangen und hing auch gedanklich noch ziemlich zwischen den Welten. Immerhin wurde mein Zustand ein wenig besser, als ich in den Wagen stieg.
Als ich mich dann schließlich in der Eingangshalle der Schule wiederfand, war plötzlich alles wieder präsent. Der ganz normale Wahnsinn, bis auf...
,,Hey, Dean!", winkte mir Michelle im Vorbeigehen ein wenig zu provokant zu. Eine Antwort brachte ich nicht hervor, aber etwas zu sagen hatte ich auch nicht. Ich hatte ihr nie besonders viel Beachtung geschenkt, wenn ich ehrlich war. Sie war eines dieser unscheinbaren Mädchen, dass sich im Unterricht nicht beteiligte und auch sonst keine meiner Interessen teilte. Im Sportunterricht wurde sie nie zuerst gewählt, ihre Freunde gehörten keinesfalls zu den meinen. Die letzte Hoffnung auf meine Sympathie hatte sie endgültig verloren, war sie mir zuvor auch herzlich egal gewesen.
Auch Caro trat zu allem Überfluss herzlich schnell in mein Sichtfeld. Sie wirkte zurückhaltender, als das Mal bei dem sie sich mir betrunken an den Hals geschmissen. Ob die Sache aber erledigt war, stand in noch ganz anderen Sternen. Zumindest erstmal schien sie die Distanz zu mir zu wahren und ich hoffte inständig, dass das auch so bleiben würde. Jonas zeigte sich allemal recht solidarisch mir gegenüber. Er hatte sich noch einige Male für seine Aktion entschuldigt. Und auch wenn ich ihm seine Entschuldigung gern abnahm, so wirklich richtig warm würden wir wohl zumindest erstmal nicht mehr werden. Aber solange er zumindest zusah, dass seine Schwester die Finger von mir ließ...
,,Geht es Lucia besser?", es war Marvin, der sich an mich wandt. ,,Ja, sie hat es echt gut weggesteckt!", antwortete ich wahrheitsgemäß. ,,Vielleicht solltest du das nächste Mal wirklich ein Auge auf sie haben und nicht selbst in den nächsten Abgrund springen?", merkte er an: ,,Ich mein du weißt ja, was da alles passieren kann... dir und auch ihr." Ich nickte leicht: ,,Ich denke du hast recht!", stimmte ich schließlich zu. ,,Echt?", Marvin war überrascht, doch ich nickte erneut bekräftigend. Normalerweise war ich nicht der Typ, der Kritik duldete oder annahm, vor allem nicht an sich selbst, aber mal ganz platt betrachtet hatte er nun eben einfach recht.
,,Ich sollte auf sie aufpassen und das habe ich nicht!", merkte ich selbstkritisch an: ,,Das nichts Schlimmeres passiert ist, war vermutlich einfach Glück. Wer weiß schon was beim nächsten Mal passiert, und ich möchte dir wirklich danken, dass du ein Auge auf sie hattest." Marvin war sprachlos von so viel Einsicht und folgte mir wortlos zum ersten Kursraum. ,,Ich denke sie mag dich, aber ich würde dir vorerst nicht raten, dir allzu große Hoffnungen zu machen, sie war schon echt ziemlich hinüber!", ließ ich ihn an meinen weiteren Gedanken teilhaben. Marvin hatte genug Lebenserfahrung, um zu wissen, wie das Spiel lief und wusste, dass ich recht hatte.
Mit tatsächlich selbstständig bearbeiten Hausaufgaben und zumindest ein wenig Wille zu verstehen, was um mich herum passierte, war der Unterrichts-Stoff wirklich kein Hexenwerk. Ganz im Gegenteil, ich fand schnell Gefallen daran endlich zu verstehen, was hier vor sich ging. Meine Mittschüler waren nicht die einzigen, die sich von dieser Wendung des Geschehens überrascht zeigten.
Die ganze Sache mit Caro schien längst wieder Schnee von gestern zu sein und nur noch vereinzelt fing ich mir den ein oder andern kritischen Blick. Abgesehen von meinem individuellen Ansporn noch ein wenig was zu reißen, war im Grunde alles zurück zur Normalität gekehrt. Alles, bis auf..._
Julian
Hey, was hältst du davon, wenn
wir was unternehmen, so als
zukünftige Kollegen? 😉_
... Julian hatte ich entweder völlige vergessen oder ziemlich erfolgreich aus meinen Gedanken verdrängt. Unser letztes Treffen war alles andere als harmonisch verlaufen, zumindest für mich. Es hatte sich natürlich aus der Situation heraus ergeben und würde nicht gleich wieder passieren, aber doch zierte ich mich davor, ihm das nächste Mal unter die Augen zu treten. Der Gedanke an den Handjob blieb in meinem Kopf und das Unbehagen, war schnell wieder präsent. Er hatte mich bloßgestellt und meine bescheidene Verfassung ausgenutzt. Am liebsten würde ich seine Nachricht bis in alle Ewigkeit hinein ignorieren, aber auch das zeugte nicht gerade von Stärke. Wahrscheinlich war es das Beste, wenn ich ihm gegenübertrat, als wäre überhaupt nichts gewesen. Wir konnten ja zum Beispiel essen gehen und er würde es nicht wagen mich anzufassen oder das Thema aufzugreifen. Mit dem Tisch zwischen uns war sicherlich auch ausreichend Distanz geschaffen. Wirklich gewillt war ich allerdings nach wie vor nicht ihn zeitnah zu sehen.
_
JulianHey, bin gerade ziemlich mit
Lernen beschäftigt, hab einiges
nachzuholen, wenn ich aus der
Nummer hier noch gut
rauskommen will. 🤷🏽♂️Ach, nicht schlimm, ich kann dir
auch gern behilflich sein oder
dich abhören. 😏Ach du, das passt schon, ich
kann am besten für mich selbst
Lernen.Hast du denn vielleicht mal Zeit
eine Runde ins Kino oder was
Essen zu gehen?_
Damit wären wir dann wohl wieder beim Punkt. Essen zu gehen, konnte ich ihm nun wirklich nicht ausschlagen. Essen musste ich so oder so und mein Lernen würde ich in diesem Moment auch ganz automatisch unterbrechen. Ein zwei Stunden mit Julian was Essen zu gehen, waren entsprechen also locker drin. Aber wie gesagt, was sollte in einem Restaurant schon groß passieren?
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#f¡ckdicheinfach
Teen Fiction... genau das und nichts weiter, kommentierte meine Freundin ein Bild von mir, das sie auf ihrer Instagram Seite postete. Ein Swipe nach rechts, ein Chat-Auszug, weitere folgten... Das Bild war kaum zwei Stunde öffentlich gewesen, jedoch lange genug...