39. Kapitel

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Du hast mir gar nicht erzählt,
dass du in den Urlaub fliegst.

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Es war eine Nachricht von Julian, die mir am nächsten Morgen direkt ins Auge fiel. Ich hatte noch nicht gefrühstückt und entschied diesem entsprechend doch einen deutlich höheren Stellenwert zuzusprechen. Die Nachricht würde mir nicht weglaufen, die besten Happen am Buffet allerdings gegebenenfalls schon. Es war noch ein wenig vor der Saison und entsprechend noch nicht völlig überfüllt, allerdings auch noch nicht ganz so warm. Es war vermutlich ein Wunder, dass weder Marvin noch ich uns gleich in der ersten Nacht irgendetwas gefangen hatten. Vermutlich sollten wir es in den nächsten Tagen auch nicht mehr ganz so sehr darauf anlegen, wenn wir noch etwas von dieser Auszeit haben wollten.
,,Was machen wir jetzt eigentlich?", erkundigte sich Jannis beim Frühstück. Die Hälfte von uns war noch nicht einmal auf den Beinen und so saßen wir bisher auch nur zu viert am Tisch. Was die tatsächliche Planung unseres Aufenthaltes anging, hatten wir uns bisher wohl herzlich wenig Gedanken gemacht. Urlaub planen und trinken, das war die Idee gewesen, dass der Tag allerdings 24 Stunden hatte, hatten wir bisher ein wenig außer Acht gelassen. ,,Meinetwegen können wir an den Strand oder schauen, was es in der nächsten Stadt noch so alles gibt!", schlug ich vor, was man als Touristen tagsüber ebenso trieb. ,,Wir haben aber für all in bezahlt nh!", also Mittag will ich schon noch hier essen, dann meinetwegen nachmittags rüber in die Stadt!", meinte Tobias. Gut, wenn man es mit dieser Ansicht nahm, dann würden wir im Laufe der Zeit wohl noch nicht wirklich weit auf der Insel rumkommen. Wir konnten hier ja nicht etwa auf eine Mahlzeit verzichten. Ich schüttelte ein wenig amüsiert den Kopf, aber mir sollte es recht sein. ,,Dann können wir den Rest des Morgens ja noch nutzen, um vielleicht wirklich and den Strand zu gehen!", schlug Marvin vor: ,,Der ist ja direkt vor der Haustür." Damit hatte er wohl recht, in Tobis Gesicht sah ich allerdings alles andere als Begeisterung. ,,Ich denke ich leg ich später erst nochmal hin, dann bin ich zumindest für nachmittags fit!", meinte er und es war deutlich zu erkennen, dass sein Fokus auf dem Sauf-Tourismus lag. Jannis sein Zimmerkamerad hob leicht die Schultern: ,,Wäre dann denke auch erstmal raus!" Etwas anders hatte ich nicht erwartet und es wunderte mich einmal mehr, warum wir nicht direkt nach Malle an den Ballermann geflogen waren. Der Rest der Belegschaft war längst noch nicht wach und so blieben also nur noch Marvin und ich.
,,Also wenn du Bock hast, dann können wir auch zu zweit an den Strand!", schlug ich vor. Marvi schienen die Worte seiner Mitreisenden wohl schon so weit ernüchtert zu haben, dass er mich gar nicht mehr auf dem Schirm gehabt hatte. ,,Klar, gerne!", meinte er und ich war froh zumindest noch einen halbwegs aktiven Vertreter seiner Art bei mir zu haben. ,,Na los, worauf warten wir dann noch?", erhob ich mich vom Frühstückstisch und schnappte mir im Rausgehen noch einen Apfel. Kurz darauf brachen wir also zu zweit auf.
Das Wetter war angenehm, nicht zu warm, dass einem gleich der Schweiß vom Körper tropfte, aber auch nicht zu kalt, sodass man bei der leisesten Briese schon fror. Die Schuhe in der Hand liefen wir nebeneinander durchs Wasser und unterhielten uns über dieses und jenes, ehe wir schließlich wieder pünktlich zum Mittagessen aufschlugen.
Nun war auch der Rest der Gruppe wach und auch allgemein gab es auf das Mittagessen doch einen deutlich größeren Ansturm als zuvor auf das Frühstück, dass sich einige Stunden langzog. Wir ließen die anderen von unseren bereits besprochenen Ideen wissen und machten uns nach dem Essen und einem kurzen Erfrischungsgetränk in der eigenen Bar recht schnell auf den Weg in Richtung Stadt. Den Wein hatte ich natürlich auch zu Mittag nicht weggelassen, lediglich beim Frühstück war noch keiner ausgeschenkt worden, da musste ich mich wohl oder übel mit Saft, Softdrinks oder Wasser begnügen.
In der Stadt klapperten wir ein paar Läden ab, fanden ähnlich unnütze Souvenirs, wie auch sonst wo und dehydrierten förmlich vor uns hin. Etwas zu trinken wollte außer mir allerdings auch niemand kaufen, da wir im Hotel ja allein hatten... Also so geizig konnte man ja wohl auch nicht sein, oder? Ich entschied mich einen Kanister Wasser und eine Trinkflasche zu kaufen und trank zunächst einen großen Schluck aus der Flasche: ,,Also Jungs, wer hat jetzt Durst?" Nach und nach kamen sie alle an, um sich einen Schluck zu genehmigen. Der Kanister war praktisch, denn er fasste einiges und eignete sich gut, um die Flasche immer wieder nachzufüllen. Besonders faszinierend fand ich jedoch, dass alle mit mir zwar aus ein und derselben Flasche tranken, dafür aber umso akribischer den Rand der Flasche abwischten. Was um alles in der Welt sollte das bitte bringen? Der Speichel floss doch sowieso auch in der Flasche zusammen, also wenn es ihnen darum ging, dann waren sie wirklich auf ganzer Linie gescheitert. Aber ja, no homo...
Die Stadt war ganz nett, die Geduld und Ausdauer der Jungs allerdings herzlich schnell ausgereizt. Das erste Geld war für unnützen Billigkram über den Tisch gegangen und im Grunde wollte jeder so schnell wie möglich zurück ins Hotel und ran an die Getränke. Entsprechend schlugen wir noch recht früh am Nachmittag auch schon wieder den Rückweg ein. Ich mochte zwar durchaus jemand sein, der gern trank, aber jeden Tag in exakt derselben Lokation und immer das Gleiche oder auch nur einen Hauch von Abwechslung, war dann doch auch nichts für mich. Vielleicht musste ich mir noch etwas überlegen, auf Marvin konnte ich für ein wenig Abwechslung sicherlich zählen.
Erstmal zurück im Hotel fanden wir uns wie erwartet schnell wieder an der Bar wieder und schienen diese auch für den Rest des Abends nicht wieder verlassen zu wollen. Als Ziel meines Abends setzte ich mir, zumindest jedes im Preis inbegriffen Getränk im Angebot einmal durchzuprobieren. Während ich für den ersten Cocktail dann noch einen schrägen Seitenblick bekam, gewann ich doch herzlich schnell neue Mitstreiter.

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