15. Kapitel

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Das unser Vater wohl offenkundig nicht nach Hause gekommen war, offenbarte sich dadurch, dass er hier aufschlug als wir das Frühstück gerade beendet hatten. Er wirkte ziemlich überraschend echt gut gelaunt. Julian klopfte er leicht auf die Schulter, Lucia drückte er einen Kuss auf die Stirn und mir schob er eine Handyschachtel zu. Etwas unschlüssig sah ich zu ihm auf, doch er grinste nur breit, damit hatte ich nicht gerechnet. ,,Du fängst ab September dein Studium an, bis dahin arbeiten wir dich schon mal ein!", hatte er offensichtlich entschieden. Ich war eher überrumpelt, als dass ich mich freuen oder es missbilligen konnte.
So ganz sicher hatte ich noch nicht mal mein Abi bestanden, geschweige denn war es mir überhaupt wieder gestattet, die Schule zu besuchen. Mein durch eigene Leistungen herbeigeführter Abischnitt, würde wohl auch kaum den Standards seiner Firma genügen.
Bevor ich allerdings die Möglichkeit hatte, meine Zweifel in Widerworte zu fassen, klopfte er mir auch schon wieder auf die Schulter. ,,Ich geh mal nach eurer Mutter schauen!", meinte er und verschwand dann auch aus dem Esszimmer. Ein Blick in die Runde verriet mir, das Lucia und Julian zumindest genauso perplex dreinsahen, wie ich selbst. Mein Blick fiel wieder auf die Schachtel vor mir, ich öffnete sie und zog das neue iPhone hervor. Eine Sim-Karte, die man wohl dazu gelegt hatte, fiel mir ebenfalls entgegen. Das ich mein altes Handy nach der Auswertung nicht wieder bekommen würde, hatte mir mein Vater bereits zu verstehen gegeben. Dass ich so überraschend ein neues bekam, hatte ich allerdings auch nicht erwartet.
,,Ja dann Glückwunsch nh!", meinte Julian und zog damit für einen Moment meine Aufmerksamkeit auf sich. ,,Danke...", ich wusste nicht recht, was ich sagen sollte, der unerwartete Entschluss meines Vaters hatte mich einfach ziemlich erschlagen.
Ich schob die Sim-Karte ins Handy und richtete es ein, Julian speicherte zunächst mal seine Nummer ein, natürlich nicht ohne sie auch an Lucia weiterzugeben. Diese gab mir dann zunächst auch Mal ihre Nummer und leitete mir dann die ihrer Meinung nach relevanten weiter.
Auf Instagram war ich seit mein Handy einkassiert wurde nicht mehr gewesen. unter meinen Bildern befanden sich massenhaft neue Kommentare, in der Regel keine positiven und auch meine privaten Nachrichten sahen nicht anders aus. Vielleicht war es nicht unbedingt ratsam gewesen, sich schlagartig aus allen sozialen Netzwerken zurückzuziehen, aber was war mir anders übrig geblieben?
,,Läuft ja echt super bei dir!", meinte Julian, nach einem Blick über meine Schulter. Natürlich ging ich nicht darauf ein, aber auch Lucia war sehr interessiert, was sich da jetzt so getan hatte. ,,Caros Account wurde übrigens gesperrt!", gab sie schließlich von sich. ,,Echt?", wollte ich überrascht wissen und sie nickte. ,,Dafür haben die zich neue Konten erstellt, wo das dann weiter ging, aber ich glaub die Luft ist langsam raus!", diese Worte meiner Schwester beruhigten und überraschten mich zugleich. Natürlich war absehbar gewesen, dass sich alle irgendwann wieder einkriegten, aber da hatte ich doch einen deutlich längeren Zeitraum mit einkalkuliert.
Ich schrieb ein paar Freunde aus Schule und Freizeit an, welche mir weitere Kontakte sendeten und mich wieder in die Gruppen packten. Sie hatten nicht wirklich hartnäckig versucht mit mir in Kontakt zu treten. Manche hatten mir wohl auf Insta geschrieben und andere versucht mich über meinen ebenso wenig aktiven WhatsApp-Account zu kontaktieren. Nachdem ich wieder zur Kursgruppe hinzugefügt wurde, bekam ich auch gleich ein paar neue Nachrichten, schnell sah ich zu, dass ich das Handy wieder in der Tasche verschwinden ließ. Auch wenn ich es freiwillig ganz sicher nicht zu gab hatte es einige Vorteile gehabt, mein Handy mal los zu sein. Ohne Ablenkung war mir die Bearbeitung von Schulaufgaben deutlich leichter gefallen und auch so, war mir viel potentielle Ablenkung erspart geblieben.
Julian rief sich noch vor Mittag ein Taxi. Lucia verschwand auf ihr Zimmer und ich auf meins, wo ich mich dann doch wieder meinem Handy widmete.
Die Insta Benachrichtigungen skippte ich eigentlich nur durch. Da mein Profil öffentlich war, hatte ich auch von mir gänzlich Unbekannten so manch eine kritische Nachricht bekommen. Unter Markierungen, war ich aktuell, aber nicht mehr auf derartigen Posts verlinkt worden. trotz dieser ganzen Aktion, hatte ich eher neue Follower gewonnen, als alte verloren.
Unter den neueren entdeckte ich mehr durch Zufall, als durch aktive Suche auch Julian. Er war privat, aber auf seinem Profilbild sah er genauso attraktiv aus, wie auch in Realität.
Ich entschied ihn anzufragen, hoffte allerdings, dass er sich nicht allzu viel darauf einbilden würde, die Anfrage nahm er allerdings schnell an. Ich konnte es nicht lassen mich ein wenig mehr mit seinem Profil auseinander zu setzen.
Vor Mittag sahen wir unsere Eltern tatsächlich nicht mehr. Während des Mittagessens ließ mein Vater allerdings verlauten, dass es Dank der Auslese meines Handys wohl gar nicht mal so schlecht für mich aussah. Das ich demnach nach Ende dieser Woche wieder zur Schule gehen durfte, breitete mir allerdings wieder gemischte Gefühle. Einerseits würde ich mich ganz sicher nicht von irgendwem oder irgendwas unter kriegen lassen und auch schulisch hatte ich mir einiges vorgenommen, allerdings war ich auch zu bequem, um mich jeden Tag aufs Neue abfucken zu lassen.
Dass mein Vater mir wiederum die Entscheidung überließ, wie ich es denn nun handhaben wollte, überraschte mich abermals. Das ich auf dem Firmenfest aufgeschlagen war und mich anscheinend wohl ganz in Ordnung präsentiert hatte, schien ihn nahezu ausgewechselt zu haben. Vielleicht hatte er aber auch nur einen guten Tag und vorher geilen Sex mit einer seiner Affären gehabt. Mir konnte und sollte es egal sein, ich genoss jedenfalls die Zeit in der ich mal ohne Stress mit ihm durchs Leben gehen konnte.
Das ich bereit war wieder in der Schule zu erscheinen und mich allem zu stellen, nahm mein Vater allerdings auch ziemlich gut auf. Was ich mir damit vorgenommen hatte, würde ich dann ja wohl sehen. Bis dahin durfte ich mich aber noch ein paar Tage im Büro vergnügen. Natürlich mit niemand anderem als Julian, zu dem ich mein Verhältnis nun allerdings auch nicht mehr wirklich einschätzen konnte. Wir verloren kein Wort über das was gelaufen war, während wir uns so gegenüber saßen, worüber ich auch Gott verdammt ziemlich froh war.

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