10. Kapitel

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Schon vor dem Club, lachte sich Malik eine junge Frau an. Während er sich knapp mit ihr unterheilt, nahm ich beiläufig wahr, dass er ihr etwas zusteckte, nichts worum ich mir weitere Gedanken machte.
Wirklich kontrolliert wurden wir nicht, Julian hatte wohl bereits eine Lounge reservieren lassen. Dort angekommen, wurden wir auch gleich mit Getränken bedient. Ich war bereits in Clubs gewesen, vergleichbar mit diesem waren sie allerdings nicht gewesen. Wir tauschten im Grunde die eine Sitzecke gegen die Nächste ein. Gewohnt war ich dies nicht, in Erwägung gezogen hatte ich es allerdings das ein oder andere Mal. Zurück gelehnt und einen Schluck aus meinem Getränk nehmend, ließ ich die Atmosphäre erstmal auf mich wirken. Wir waren keinesfalls zu früh gekommen, die Stimmung der Feiernden war bestens und die meine war sowieso voll. Fleißig wurde weitere Getränke und Shisha Köpfe bestellt, meine Laune verbesserte sich zunehmend.
Gelegentlich mischten wir uns auch unter andere Feiernde, hauptsächlich allerdings um uns weitere Gesellschaft zu organisieren. Die Frau vom Eingang hatte Malik offenbar auch schnell wieder ausfindig gemacht und was ihm gehörte, auch wieder in seinen Besitz gebracht. Keiner der Kerle, mit denen ich hier aufgeschlagen war, sah schlecht aus. Entsprechend leicht fiel es ihnen neue, wenn auch sehr oberflächliche Bekanntschaften zu schließen. Das ich gut zehn Jahre jünger als Julian war, störte hier niemanden.
Mit weiterem Konsum wurde ich zunehmend euphorisierter. Irgendwann schien sich für einen Moment alles zu drehen, mein Blick blieb eher beiläufig auf Julian hängen, der eine hübsche Blondine in einen Kuss verwickelt hatte. Im nächsten Moment spürte ich ebenfalls Lippen auf den meinen. Ich ließ mich darauf ein, schenkte der jungen Frau aber nicht viel Beachtung. Julian sah zu mir herüber und wir tauschten einen weiteren Blick aus, ehe wir uns wieder unseren Partnerinnen zuwandten. Der Punkt, an dem ich noch wirklich wusste, was hier vor sich ging, war längst überschritten. Mit Glück bekam ich gerade so Bruchteile davon überhaupt noch mit. Mein Blick verlor sich in den scheinbar unendlichen Weiten der Räumlichkeiten. Das ich wohl mit jemandem anbändelte, merkte ich auch erst, als sich eine Hand an meinem Hosenbund zu schaffen machte. Ich schob sie beiseite, schloss den Reisverschluss wieder und landete mit mehr Glück als Verstand, wieder in der Lounge.
Warum auch immer ich weiter trank, damit war dann jedenfalls wirklich alles vorbei...
Als ich dann irgendwann im Laufe des Tages wieder zu mir kam, brauchte ich natürlich umso länger, um zu realisieren wo ich gelandet war. Die Suite erkannte ich allmählich, Julian neben mir genauso. ,,Fuck!", stöhnte ich in mein Kissen hinein, mein Kopf hämmerte wie sonst was. ,,Ich dachte für nen Moment du bist tot!", meinte Julian, ich hatte überhaupt nicht bemerkt, dass er wach war. Aber wie sollte er auch nicht? Es war helllichter Tag... ,,Hast du nh Aspirin?", ich löste mein Gesicht ein wenig aus dem Kissen. ,,Klar doch!", Julian kletterte halb über mich, um mir dann eine Tablette zu reichen. Ich warf sie ein, ohne überhaupt nur an Wasser zu denken. ,,War gut was?", grinste er mich wie üblich an, ich nickte. Es war schon ein Wunder, dass wir allein und vor allem heile wieder angekommen waren. Wie viel mir von der Nacht fehlte, konnte ich nicht einmal erahnen, aber fragen würde ich danach auch nicht. Die Blöße müsste ich mir nicht geben.
,,Lust zu schwimmen?", Julian erhob sich vom Bett und öffnete seine Tasche. Im ersten Moment meinte ich mich verhört zu haben, ein Becken war allerdings tatsächlich irgendwo im Hotel vorhanden. ,,Ich hab nichts mit!", ich richtete mich weiter auf, Julian zog sich seine Shorts aus und schlüpfte in frische. ,,Was du anziehst, juckt da niemanden. Wir werden den eh für uns allein haben, da kannst du auch nackt gehen!", er zwinkerte mir zu, warf mir dann aber eine Shorts von sich zu, sie war mindestens eine Nummer zu groß.
Mit Bademantel marschierten wir also wenig später hinunter zum Schwimmbecken. Tatsächlich war sonst niemand da, mit dem wir es uns hätten teilen müssen. Bademantel und Handtuch landeten auf einer der Liegen. Ich sprang gleich ins Wasser, Julian folgte mir zeitnah. Das Wasser war angenehm kühl und tat verdammt gut. Zum Ausnüchtern und wieder wach werden, war Schwimmen doch überraschend gut geeignet.
Ich zog einige Bahnen und fand mich irgendwann wieder am Beckenrand ein. Julian erschien hinter mir, unsere Arme berührten sich leicht, als er sich neben mich stellte und sich an den Rand des Beckens lehnte. ,,War nh gute Idee!", schmunzelte ich, er nickte. ,,Ich mach das, wann immer ich die Möglichkeit dazu hab!", er drehte sich und platzierte seine Arme ebenfalls auf dem Beckenrand: ,,Allgemein so in den Tag zu starten hat doch was!" Damit hatte er absolut recht, wie ich fand. Ich nahm mir fest vor, meine nächste Gelegenheit dazu nicht verstreichen zu lassen. ,,Wie lange bleiben wir?", wollte ich wissen, den dezenten Tattoos an Seite, Arm und Brust, hatte ich bisher keine Beachtung geschenkt. Tattoos hatte ich bei ihm eigentlich nicht erwartet und unter der formellen Kleidung, welche er die letzten Tage getragen hatte, waren diese auch nicht zu erahnen gewesen.
,,Ich würde sagen irgendwann heute Nachmittag. Mittag lasse ich mir hier nicht entgehen!", er schmunzelte, als ich meinen Blick von seiner Brust löste und sich die unseren trafen. ,,Na dann!", mit einer kraftvollen Bewegung hievte er sich neben mir aus dem Becken. Julian begab sich langsam hinüber zu der Liege und schnappte sich sein Handtuch, ich folgte ihm aus dem Wasser.
Das Essen war wirklich gut. Noch besser war es allerdings, dass man massenhaft nachbestellen konnte. Nach dem Essen ruhten wir uns noch gut anderthalb Stunden ein wenig aus, bis wir uns wieder auf den Weg zurück machten. Obwohl wir uns beinahe unaufhörlich unterhielten, war ich doch noch ziemlich müde. ,,War echt nett mit dir!", meinte ich, als Julian den Wagen schließlich wieder auf dem Vorhof unseres Grundstücks hielt. ,,Können wir gern wiederholen!", schmunzelte auch Julian. Ich nickte und öffnete die Tür des Wagens, als ich eine Hand auf meinem Arm spürte. ,,Sieht man dich beim Firmenfest?", wollte Julian von mir wissen, er nahm seine Hand von meinem Arm als er sich meiner Aufmerksamkeit sicher war.
Von den Firmenfesten hatte ich mich die letzten Jahre erfolgreich ferngehalten, aber vielleicht war es ja an der Zeit das mal wieder zu ändern. Ich nickte, er schenkte mir ein Lächeln, bevor ich die Tasche aus dem Kofferraum nahm und die Stufen zur Haustür empor schritt.

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