30. Kapitel

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Ich hatte bestimmt selten so fest geschlafen wie in dieser Nacht, als ich am Morgen dann schließlich erwachte, war mein Körper und Geist Welten voneinander entfernt. Mein Blick fiel natürlich gleich auf Julian, der zu meiner rechten schlief. Mich erreichte ziemlich schnell die Erkenntnis, dass wir es nun wohl wirklich getan hatten...
Behutsam löste ich Julians Arm von meiner Seite, ehe ich das Bett verließ. Der schlafende Riese ließ ein missbilligendes Brummen erklingen, ehe er sich auf den Rücken drehte. Auch nüchtern betrachtet war er attraktiv, das Verlangen danach gleich wieder mit ihm zu schlafen, war allerdings nicht mehr zu spüren. Dafür spürte ich meinen gesamten Körper und vor allem meinen Hintern. Gott, ich hatte mich doch einfach nur verdammt lächerlich gemacht...
Was sollte Julian jetzt bloß von mir denken und was um alles in der Welt erst seine Freunde? Die aufkommende Unsicherheit überrollte mich. Ich hatte mich nie so unwohl in Julians Gegenwart gefühlt und wäre am liebsten auf der Stelle im Erdboden versunken. Das für mich schlimmste war die Tatsache, dass ich ihm letztlich nicht einmal etwas vorwerfen konnte, ich hatte förmlich darum gebettelt, dass er es mir gründlich besorgte. Mir wurde ein wenig übel und ich entschied einen Abstecher unter die Dusche zu machen, auch wenn der Abstecher ziemlich holprig verlief. Vielleicht brachte mich das kalte Wasser meinem Körper doch wieder ein wenig näher.
Es gelang mir weder zu meinem Körper zurückzufinden noch meine Zweifel und Befürchtungen mit den Ereignissen aus letzter Nacht über Bord zu werfen. Das Julian sich, kaum hatte ich zumindest ein wenig Ruhe gefunden, zu mir gesellte, machte die Sache nicht besser. Wie selbstverständlich drückte er mir einen Kuss auf die Lippen und wie selbstverständlich schlang er seine Arme um meinen Körper und zog mich dichter an sich heran, immerhin nah genug, als dass ich ihn zumindest nicht ansehen musste.
,,Gut geschlafen, mhm?", meinte er, seine Hand fuhr von meinem Rücken zu meinem Hintern. Mein Nicken musste ihm als Antwort genügen, ihm weitergehend zu antworten war ich gerade wirklich nicht in der Lage. ,,Ich auch, wirklich selten gut!", beteuerte er und wieder wanderte seine Hand zu meinem Hintern hinab. Ich fühlte mich unwohl, bemühte mich allerdings es ihn nicht zu sehr spüren zu lassen. Wenn ich mich von der ganzen Nummer jetzt auch noch besonders beeindruckt zeigte, dann hatte er am Ende wirklich etwas gegen mich zu verwenden. Wenn ich einfach den Ball flach hielt und dafür sorgte, dass so etwas zwischen uns nicht wieder passierte, dann geriet es vielleicht ja sogar bald in Vergessenheit. Julian würde ja wohl hoffentlich nicht gleich damit hausieren gehen, dass er den Sohn seines Chefs gefickt hatte oder? Na, vielleicht auch doch...
Ich war froh, dass niemand unserer Mitreisenden ansprach, wohin Julian und ich am Abend so früh verschwunden waren. Wir machten uns nach dem Mittagessen auf den Rückweg und stiegen beide an Julians Wohnung aus. Ich wünschte mir inständig, dass ich nicht mit dem eigenen Auto gekommen wäre, dann läge ich jetzt sicherlich längst wieder im eigenen Bett. Wohl oder übel, musste ich es nun wohl noch einige Minuten allein mit Julian aufnehmen.
,,Wenn du Bock hast, dann können wir nochmal was essen oder trinken gehen. Vielleicht auch ins Kino!", schlug Julian vor. Er hatte sich vor der Fahrertür meines Wagens positioniert, weshalb leider kein Weg an ihm vorbeiführte. Weglaufen war wenig zielführend und der Unterhaltung ausweichen war wohl ähnlich ungünstig. ,,Klar, warum nicht?", ich zwang mich zu einem Lächeln und hoffte inständig, dass sich Julian mit unserem nächsten Treffen noch ein wenig Zeit ließ. ,,Cool!", mein Gegenüber grinste mir entgegen, dann trat er einen Schritt zur Seite: ,,Dann melde ich mich, wie es am besten passt!" ,,Mach das!", nickte ich und öffnete auch gleich die Tür meines Autos: ,,Bis dann!" ,,Ja, bis dann!", schmunzelte auch Julian, ich war froh, als ich endlich vom Hoff fuhr.
Wieder zu Hause angekommen liefen mir natürlich auch gleich meine Schwester und einige ihrer Freundinnen über den Weg.
,,Na, da ist ja unser Alkoholiker!", neckte mich Lucia: ,,Keine Trophäe mit nach Hause gebracht?" ,,Mhm?", mein Herz überschlug sich für einen Moment, als ich zunächst annahm, dass sie vielleicht etwa auf Julian anspielte. Wie abwegig dies war, begriff ich erst im nächsten Moment. ,,Achso, ne. War nicht ganz was Richtiges dabei, zumindest nichts, was sich im Testlauf profiliert hat!", versuchte ich mich nun umso gelassener. Meine Schwester verdrehte fast schon amüsiert die Augen, sie kannte mich wohl schon lang genug. Ihre Freundinnen schienen nicht so recht zu wissen, was sie von meinen Worten halten sollten. Es war nicht mein Ziel gewesen mit meinem angeschlagenen Laufstil auf Publikum zu stoßen. 
,,Ist sonst noch wer da?", wollte ich wissen und schielte hinter meiner Schwester weiter in die Küche hinein. ,,Ne, Mom ist mit ihren Freundinnen aus und Dad ist vorhin auch spontan zu einem Treffen!", meinte sie und zuckte die Schultern. ,,Und da dachtest du machst du hier auch mal nh ganz spontane Nummer?", ich schmunzelte leicht, sie nickte.
,,Was treibt ihr hier eigentlich?", wollte ich nun aus eigenem Interesse wissen. Meine Schwester hielt sich herzlich selten in der Küche auf, das wirkte mir doch wieder ziemlich suspekt. ,,Backen, sieht man doch!", merkte eine von ihren Freundinnen an. Ja tatsächlich war das ziemlich offensichtlich, aber so ganz traute ich der Sache auch nicht. ,,Ihr backt also, ja?", ich schob mich an Lucia vorbei in die Küche, so ganz zu passen schien es ihr nicht. ,,Ja!", beteuerte wieder eine andere. Ich sah mich ein wenig in der Küche um und entdeckte schon bald, was ich gesucht hatte. Möglichst ahnungslos füllte ich mir zunächst ein Glas mit schön kaltem Wasser. Lucia war meinem Blick gefolgt und seufzte, als ich nach dem Tütchen griff. Weed sah ich nun wirklich nicht zum ersten Mal, aber Kekse waren gar keine schlechte Idee, nicht aber etwa für meine Schwester. ,,Reden wir später drüber!", merkte ich an, während ich das Tütchen in meiner Hosentasche verschwinden ließ. ,,Dean...", empörte sich meine Schwester, doch das war mir herzlich egal. Was ich mir einschmiss, war meine und eine ganz andere Sache, aber Lucia? Ganz sicher wollte ich nicht, dass sie der nächste willenlose Zombie auf irgendeiner Party wurde, nicht dass ich da etwa mit besonders gutem Beispiel voran ging...

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